"Stallklima" im Außenklimastall für Schweine
Die Hintergründe
Die Anforderungen für mehr Tierwohl in der Schweinehaltung machen den Außenklimastall zu einer Alternative zum "klassischen" Warmstall. Aber mit einem Außenklimastall ändern sich die Anforderungen im Management an den Tierhalter zum Teil grundlegend. Eine große Herausforderung ist es, das Klima in den verschiedenen Bereichen eines Außenklimastalls zu regulieren.
Grundsätzlich sind Außenklimastallungen Systeme, die ganz ohne mechanische Lüftung und Raumheizung auskommen.
Individuelle Lösungen für freie Lüftung
Der Luftaustausch findet nach dem Prinzip der freien Lüftung statt. Damit so ein Stallsystem funktioniert, werden die einzelnen Buchten in einen Liege- und einen Aktivitätsbereich unterteilt. Um die Temperaturansprüche der Tiere in den kalten Monaten zu erfüllen, muss man den Liegebereich als Kleinklimazone gestalten, zum Beispiel mit einer abgedeckten Liegekiste in den sogenannten "Pigport"-Systemen. Bei anderen Stallungen ist der Liegebereich in einem gedämmten und begehbaren Gebäude integriert. Der Aktivitätsbereich ist in einen Fress- und einen Ausscheidungsbereich gegliedert. Durch entsprechendes Flächenangebot und Betriebsmanagement im Stall erkennen die Tiere die Funktionsbereiche als solche.
Die Bauhülle kann bei Systemen mit Kleinklimazone in Leichtbauweise ausgeführt werden. Setzt man den Werkstoff Holz ein, ist auf konstruktiven Holzschutz zu achten. Die Liegekisten sind aus Materialien mit ausreichenden Dämmeigenschaften auszuführen. Begehbare Innenbereiche sind hingegen in Massivbauweise mit Wärmedämmung zu errichten.
Für alle Außenklimaställe gilt
- Um in den Sommermonaten den Hitzeeintrag in den Tierbereich möglichst gering zu halten, muss die Dacheindeckung gedämmt oder hinterlüftet sein, zum Beispiel über ein Kaltdach.
- Schweine sind sehr anfällig für Sonnenbrand, daher sind vor allem teilüberdachte Ausläufe unbedingt mit einem zusätzlichen Sonnenschutz zu versehen.
- Der Auslauf muss nach Möglichkeit nach Süden oder Südosten ausgerichtet sein. Damit strahlen die Morgensonne und die tief stehende Wintersonne auf die Auslauffläche und bei Offenfrontställen zum Teil auf die innen angeordnete Liegefläche. Besonders bei tiefen Temperaturen genießen die Tiere die wärmende Sonne.
Zugluftfreier Liegebereich
Die Liegekiste schafft die, für den Liegebereich notwendige Kleinklimazone. Sie ist entlang des Bedienungsgangs angeordnet. Liegekisten sollen zum Aktivitätsbereich hin durchgehend offen sein. Eventuell werden sie mit einem Streifenvorhang ausgestattet. Die Abdeckung der Liegekisten muss dicht abschließen, damit in den kälteren Monaten schädliche Kaltlufteinbrüche die Tiere nicht gefährden. Damit sich am Kistendeckel kein Kondenswasser bildet, empfehlen sich diffussionsoffene Materialien, wie zum Beispiel Textilvlies oder Kokosfasermatten.
Heizung empfohlen
In der Vormast ist in der kalten Jahreszeit eine Heizung, wie zum Beispiel eine Fußbodenheizung, empfehlenswert, um die Liegekisten vor dem Einstallen vorzuheizen. Eine entsprechend gedämmte Bodenplatte und ausreichend Einstreu erleichtern den Tieren, die Liegekiste selbst zu temperieren.
Temperatur-Richtwerte für eingestreute Liegebereiche
Tierkategorie | Lufttemperatur |
Vormast: 30 kg – 60 kg LG | 22 °C sinkend auf 16 °C |
Endmast: 60 kg – 120 kg LG | 16 °C sinkend auf 9 °C |
Lüftungsmanagement gewährleisten
Hebefenster oder Curtains an den Längsseiten des Stalls regeln den Luftaustausch. Dieser muss ausreichend sein, zum Beispiel über Lüftungsklappen. Das muss ein Lüftungsmanagement gewährleisten, das auf die jeweiligen Witterungsverhältnisse abgestimmt ist, um die Schadgaskonzentration und Staubentwicklung gering zu halten. Falsch eingestellte Lüftungsklappen - vor allem in gedämmten, begehbaren Liegebereichen - können zu unerwünschter Zugluft führen. Besonders wichtig ist, die Tiere zu beobachten, um die Luftzufuhr exakt regeln zu können. Aus dem Liegeverhalten der Tiere kann man Rückschlüsse auf Temperatur und Luftqualität in der Kiste und im Liegebereich ziehen.
Liegebereich und Verschmutzung
Um in den heißen Monaten das Abkoten zu steuern, damit der Liegebereich nicht verschmutzt, soll dieser durch
- gezielte Frischluftzufuhr oder
- Kühlmaßnahmen, wie zum Beispiel mit einer Vernebelungsanlage oder einem Cool-Pad oder
- eine Unterstützungslüftung mittels Ventilation
Fazit
Auch im Außenklimastall muss das Klima passen. Schweine brauchen im Winter einen warmen Platz zum Liegen und im Sommer eine Möglichkeit zum Abkühlen. Stimmen Planung und Management, fühlen sich die Tiere wohl und danken es mit entsprechenden Leistungen.