Schweizer Innovationen in der Schweineproduktion

Die Schweinehaltung in der Schweiz ist sehr klein strukturiert, und Tierwohl hat schon lange einen hohen Stellenwert. Der erwünschte Magerfleischanteil beträgt im Nachbarland zwischen 57 und 59%. Mit 21 kg Pro-Kopf-Konsum liegt die Schweiz hiermit weitaus niedriger als in Österreich (48,5 kg, davon 34,2 kg rein menschlicher Verzehr laut Statistik Austria 2022).
Während bei uns die freie Abferkelung, das Kupierverbot, Tierwohlställe und der zunehmende Druck der Verbraucher noch mit großen Emotionen diskutiert werden, ist dies in der Schweiz schon lange Routine. Seit 1980 wurden diese Themen dort schon diskutiert, und seit 2008 ist in der Schweiz das routinemäßige Kupieren von Schwänzen in der Schweinehaltung verboten. Seit 2007 ist die freie Abferkelung für alle Betriebe vorgeschrieben. Damit sie funktioniert, ist es essenziell, dass Sauen gute Mutterqualitäten haben. Gleichzeitig soll die Sau dem Menschen gegenüber ruhiges Verhalten zeigen, was die Betreuung während und nach der Geburt erleichtert. Durch die züchterisch optimierten Muttereigenschaften und E.coli-Resistenzen (F18 und F4) wurden auch die Ferkelverluste minimiert.
Tiergesundheit
In der Schweiz wird direkt im Stall digital dokumentiert. Von Tierverkehrsdaten bis hin zu Behandlungsprotokollen wird alles in eine zentrale Datenbank eingegeben. 80% des Schweizer Bestandes an Muttersauen und 60% des Mastschweinebestandes sind in diesem Programm erfasst. Behandlungen und Antibiotikaeinsatz werden dadurch tierspezifisch abgestimmt und erfolgen in enger Zusammenarbeit mit dem betreuenden Tierarzt. Durch die Eingabe aller Daten werden mögliche Probleme auch betriebsübergreifend bzw. früh genug erkannt. Nach einer spezifischen Beratung können somit entsprechende Maßnahmen sofort umgesetzt werden. Dadurch kann im Ernstfall sofort gehandelt werden. Gleichzeitig haben Betriebe jederzeit Überblick über ihre Leistungen im Vergleich zu allen anderen. Arzneimittel wie z. B. Antibiotika werden somit gezielter, aber insgesamt seltener eingesetzt.
Die Umstellung
In der Schweiz gibt es schon lange einen hohen Anteil an Labelproduktion. Deshalb bieten viele Betriebe ihren Tieren von Haus aus ein erhöhtes Platzangebot, Auslauf und Beschäftigungsmaterial. Es werden auf den Betrieben laufend Daten erhoben und ausgewertet. In Kombination mit einer sehr engmaschigen Beratung werden dadurch für die Betriebe laufende Anpassungen möglich. Dazu kommen eine optimierte Fütterung, lösungsorientierte Stalltechnik und die entsprechende Genetik. Durch das Zusammenspiel dieser Faktoren gab es auch vor 2008 schon einen sehr hohen Anteil an unkupierten Schwänzen in Schweizer Schweineställen. Aus diesen Gründen war die freie Abferkelung mit großem Erfolg auch 2007 schon weit verbreitet und das Verbot kein großer Schritt mehr. Es gibt in der Schweiz außerdem seit 2008 keine vollperforierten Böden mehr, und in jedem Stall kommt Einstreu zum Einsatz.
Nach dem Vortrag gab es noch einen intensiven Austausch und lebhafte Diskussionen über die einzelnen Themen mit den zahlreich erschienenen Mitgliedern des Verbandes der Kärntner Schweineproduzenten.