Schweinemarkt und Tierwohl

Die gegenwärtig schwierige wirtschaftliche Situation der Schweinebranche thematisierte LK-Präsident Siegfried Huber in seiner Eröffnungsrede. Die Umsetzung der bestehenden Forderung einer klaren Herkunftskennzeichnung hin zu mehr Regionalität sei in diesem Zusammenhang ein wichtiger Schritt. Unterstützung verspricht Huber auch bei Tierschutzthemen. Der Verzicht auf Vollspaltenböden ist beispielsweise nur eine von vielen Forderungen der NGOs.
Gütesiegel weiterentwickelt
Dipl.-Ing. Michael Klaffenböck, Geschäftsführer des Verbandes der österreichischen Schweinebauern (VÖS), ging in seinem Vortrag genau auf diese Thematik ein – die Tierwohlstrategie des VÖS. Mit einem Strategiepapier will der VÖS die positiven Tierwohlmaßnahmen der Öffentlichkeit präsentieren. Damit soll erklärt werden, dass die österreichische Schweineproduktion auf eine Kreislaufwirtschaft mit eigenem Futter sowie mit eigenen Flächen aufgebaut ist und Wirtschaftlichkeit im Einklang mit Tierwohl und Tiergesundheit erreicht wird. Eine Weiterentwicklung von Tierwohlmaßnahmen wird unterstützt, aber unter Abgeltung der Kosten. Die Eigenversorgung soll dadurch aber nicht gefährdet werden. Mit der Weiterentwicklung des AMA-Gütesiegels sollen die Tierwohlstandards in der breiten Basis verbessert werden. Im Rahmen eines Stufenplanes wird das Platzangebot ab 2022 um 10 % erhöht (d. h. 0,77m² bis 110 kg), ab 2033 um 20 % auf 0,84 m² bis 110 kg. Gleichzeitig sind den Tieren dann befestigte Liegeflächen (ein Drittel, max. 10 % perforiert), größere Buchten (10 m² Aufzucht, 20 m² Mast) sowie zusätzliches Beschäftigungsmaterial anzubieten. Eine Form der Kühlung ist vorzusehen. Dies entspricht dem neuen Förderstandard, der ab 2022 für Neu- und Umbauten ohnehin gilt. Zusätzliche Vorgaben sind die Teilnahme am Antibiotikamonitoring und die stickstoffreduzierte Fütterung. Als Premiumsegment werden zwei Tierwohlmodule mit mehr Platz (60 % bis 100 %) und Stroheinstreu umgesetzt. In einem Forschungsprojekt (IBST – Innovationen für bestehende Stallungen in Aufzucht und Mast) sollen Lösungen für konventionelle Betriebe erarbeitet werden, um ohne große Investitionen Tieren mehr „Tierwohl“ anbieten zu können.
Internationale Einflüsse
Dipl.-Ing. Dr. Johann Schlederer, Geschäftsführer der österreichischen Schweinebörse, erörterte in seinem Referat die internationalen und nationalen Einflüsse auf den Markt. Nach einem coronabedingten schlechten Start ins Jahr 2021 haben sich die Erwartungen nach einem zwischenzeitlichen Anstieg bald wieder relativiert, da der Absatz nach Asien, im Speziellen nach China, nur sehr zögerlich läuft. Derzeit ist es der Schweinebörse gelungen, einen deutlichen Preisabstand zu Deutschland zu erreichen, der zwischen 25 und 30 Euro pro Mastschwein ausmacht.
Nachteilig dabei ist aber, dass durch den deutlichen Preisunterschied zunehmend deutsches Schweinefleisch nach Österreich eingeführt wird. Aufgrund der finanziell schwierigen Situation sind in Deutschland deutliche Bestandesreduktionen festzustellen. Bereits bei den Viehzählungen im Mai wurden in den einzelnen Kategorien (Ferkel, Mastschweine, Sauen belegt und unbelegt) Rückgänge von 7 bis 8 % im Vergleich zum Vorjahr festgestellt. Schlederer geht davon aus, dass Deutschland die Überproduktion in den nächsten zwei bis drei Jahren einbüßen wird. Aktuell belastet aber Deutschland den europäischen Markt auch durch die ASP-Ausbrüche, da ein Export in den asiatischen Raum dadurch nicht möglich ist. Ein in Deutschland rückläufiger Pro-Kopf-Verbrauch, der sich innerhalb der letzten zehn Jahre um rund 7 kg reduziert hat, wirkt sich zusätzlich nachteilig aus. Spanien, das lange Zeit von der Sperre Deutschlands nach China profitiert hat und die Exportmenge dorthin deutlich steigern konnte, belastet jetzt zunehmend den europäischen Markt, da auch Spanien kontinuierlich aus dem chinesischen Markt gedrängt wird. International profitierte Brasilien von den ASP-Problemen innerhalb Europas.
Nachteilig dabei ist aber, dass durch den deutlichen Preisunterschied zunehmend deutsches Schweinefleisch nach Österreich eingeführt wird. Aufgrund der finanziell schwierigen Situation sind in Deutschland deutliche Bestandesreduktionen festzustellen. Bereits bei den Viehzählungen im Mai wurden in den einzelnen Kategorien (Ferkel, Mastschweine, Sauen belegt und unbelegt) Rückgänge von 7 bis 8 % im Vergleich zum Vorjahr festgestellt. Schlederer geht davon aus, dass Deutschland die Überproduktion in den nächsten zwei bis drei Jahren einbüßen wird. Aktuell belastet aber Deutschland den europäischen Markt auch durch die ASP-Ausbrüche, da ein Export in den asiatischen Raum dadurch nicht möglich ist. Ein in Deutschland rückläufiger Pro-Kopf-Verbrauch, der sich innerhalb der letzten zehn Jahre um rund 7 kg reduziert hat, wirkt sich zusätzlich nachteilig aus. Spanien, das lange Zeit von der Sperre Deutschlands nach China profitiert hat und die Exportmenge dorthin deutlich steigern konnte, belastet jetzt zunehmend den europäischen Markt, da auch Spanien kontinuierlich aus dem chinesischen Markt gedrängt wird. International profitierte Brasilien von den ASP-Problemen innerhalb Europas.
Produktionskosten
Kritisch beleuchtete Schlederer auch die steigenden Produktionskosten. Dabei sieht er für Österreich den Vorteil der Eigenversorgung bei den Futtermitteln. Mit den steigenden Düngemittelpreisen gewinnt auch die Gülle an Wert. Wurden diese bisher abzüglich Ausbringungskosten mit drei Euro pro Schwein beziffert, so liegt der aktuelle Wert der Gülle mittlerweile bei rund zehn Euro. Stellt man die Kosten den Erlösen international gegenüber, erzielten 2020 die USA und Brasilien die größten Gewinne. Innerhalb Europas waren das Dänemark und Spanien. Dies führt in diesen Ländern zu deutlichen Produktionssteigerungen.
Zur Umsetzung der neuen Gütesiegelprogramme sieht Schlederer die Vermarkter in der Pflicht. Verhandlungen mit dem österreichischen Handel sind im Laufen. Dass es für den Handel teurer wird, steht für ihn fest. Wenn es gelingt, den Mehraufwand entsprechend abzugelten, so ist bei den Verhandlungen das Maximum herausgeholt.
Zur Umsetzung der neuen Gütesiegelprogramme sieht Schlederer die Vermarkter in der Pflicht. Verhandlungen mit dem österreichischen Handel sind im Laufen. Dass es für den Handel teurer wird, steht für ihn fest. Wenn es gelingt, den Mehraufwand entsprechend abzugelten, so ist bei den Verhandlungen das Maximum herausgeholt.
Junge Veredler
Thomas Reisecker, Schweinebauer aus Oberösterreich, stellte im Anschluss an den Vortrag von Dipl.-Ing. Dr. Schlederer den Verein „Junge Veredler“ vor. Schweinebauern aus den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark bilden diese Gruppe, die sich regelmäßig per What’s App und Zoom zu aktuellen Themen der Schweineproduktion austauscht. Der Koordinator, Thomas Reisecker, ist auch fixes Mitglied des VÖS-Ausschusses. In Oberösterreich hat der Verein aktuell 375 Mitglieder. Die einzelnen Ländergruppen veranstalten regelmäßige Infoabende zu aktuellen aber auch politischen Themen, Betriebsbesichtigungen und Exkursionen und sind bei Messen präsent. Wesentliches Thema für die Jungen Veredler ist es, wie man zukünftige Herausforderungen bestmöglich meistert sowie die Kommunikation und das Image nach innen und außen verbessert.
Aktuelle Maßnahmen
Ing. Andreas Mak ergänzte die Fachtagung mit einigen aktuellen Themen. Diese umfassen unter anderem die Änderungen durch die 1. Novelle der Schweinegesundheitsverordnung. Wesentlicher Punkt ist dabei die Meldung einer eventuellen Offenstall- bzw. Auslaufhaltung im VIS (Verbrauchergesundheitsinformationssystem). Weiters informierte Mak zum aktuellen Diskussionsstand des österreichischen Agrarumweltprogramms, im Speziellen zur Maßnahme Tierwohl – Stallhaltung Schweine. Ergänzend zum bestehenden Programm wird die Maßnahme nach derzeitigem Stand um die Tierkategorie „Ferkel 8 bis 30 kg“ ergänzt. Des Weiteren sind künftig auch optionale Zuschläge für die Haltung von unkupierten Ferkeln, Jung- und Mastschweinen sowie für den Einsatz von ausschließlich GVO-freien Eiweißfuttermitteln aus europäischer Herkunft möglich.
In der Leistungsauswertung der Kärntner Ferkelproduzenten konnten 2021 mehr Betriebe als 2020 ausgewertet werden. Der vorläufige Landesschnitt (da noch einige Betriebe ausständig) liegt 2021 bei 2,23 Würfen/Sau/Jahr und 25,11 abgesetzten Ferkeln und befindet sich in etwa auf dem Niveau von 2020.A. M.
In der Leistungsauswertung der Kärntner Ferkelproduzenten konnten 2021 mehr Betriebe als 2020 ausgewertet werden. Der vorläufige Landesschnitt (da noch einige Betriebe ausständig) liegt 2021 bei 2,23 Würfen/Sau/Jahr und 25,11 abgesetzten Ferkeln und befindet sich in etwa auf dem Niveau von 2020.A. M.