Reise durch die Wertschöpfungskette der Geflügelwirtschaft
Eine kleine, interessierte Gruppe von 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmern reiste Ende Oktober in das östlichste Bundesland Österreichs. Auf dem Programm standen eine Packstelle, ein Legehennenbetrieb, eine Junghennenaufzucht, ein Zerlegebetrieb sowie zum Abschluss eine Futtermühle. Der erste Programmpunkt diente dem gegenseitigen Kennenlernen im Gasthof Dokl in Gleisdorf.
Packstelle mit Tradition
Fachlich wurde es dann in Stoob im Burgenland. Die Packstelle Schlögl-Ei wird seit 45 Jahren als Familienbetrieb geführt. Empfangen wurden die Teilnehmer von Jörg Schlögl-Artner. Aktuell werden am Betrieb die Eier von 85 Zulieferbetrieben verpackt und verarbeitet. Rund 70 dieser Betriebe sind Bodenhaltungsbetriebe. Im Burgenland ist der Anteil an Bodenhaltung generell sehr hoch (siehe Geflügelhaltung im Burgenland). Am Produktionsstandort Stoob sind - inklusive der LKE-Flotte - rund 70 Mitarbeiter beschäftigt. Durch die neue Organisation des Warendurchflusses werden dort etwa 5,5 Mio. Eier pro Woche verpackt und verarbeitet. Nur wenige Kilometer von der Packstelle entfernt befindet sich die Färbehalle. Rund 18 Mio. Jausen- und Ostereier werden jährlich gekocht und gefärbt - das entspricht einem österreichischen Marktanteil von etwa 50%. Neben den gekochten Eiern wird in Stoob auch flüssiges Vollei hergestellt. Dieser Produktionszweig soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. Nach dem Mittagessen ging es weiter zu einem Schropper-Partnerbetrieb mit einer ganz besonderen Familiengeschichte.
Zweimal Neustart
Schon seit 1967 stehen am Familienbetrieb Heinz Schlögl in Draßmarkt Junghennen im Mittelpunkt. Ursprünglich wollte man in die Legehennenhaltung einsteigen, doch zu diesem Zeitpunkt wurden Junghennenaufzüchter gesucht. So begann die Partnerschaft mit der Firma Schropper GmbH. Zu Beginn waren es 3.000 Junghennen, bis Mitte der 1970er-Jahre steigerte man sich auf 21.000 Tiere. Dann stieg man auch in die Legehennenhaltung ein, und bis 2006 standen 42.000 Tiere am Betrieb. Mit der Umsetzung des Käfigverbotes wurden in den Legehennenstallungen nicht nur die Käfige entfernt, sondern die Stallungen komplett auf Junghennen umgestellt. Am gesamten elterlichen Betrieb standen zu dieser Zeit rund 90.000 Junghennen.
Heinz Schlögl selbst war damals mit anderen Tieren beschäftigt, den elterlichen Betrieb hatte sein Bruder übernommen. Heinz absolvierte die Universität für Bodenkultur mit dem Schwerpunkt Pflanzenbau und war bis 2011 in der Schweinebranche tätig. Bis 2011 hatte er die Geschäftsführung der Styriabrid GmbH inne. Anfang 2011 wurde für den Familienbetrieb Schlögl, aufgrund einer unglücklichen Fügung, der Privatkonkurs eröffnet. Heinz, der die Leidenschaft für das Geflügel nie verloren hatte, konnte nicht zusehen, wie sein elterlicher Betrieb verkauft und aufgeteilt werden sollte. Es folgten viele Gespräche mit der Bank, mit der Firma Schropper und vor allem mit seiner Gattin Daniela - ohne sie hätte er den Schritt, den elterlichen Betrieb aus der Konkursmasse zurückzukaufen, wohl nie gewagt.
Im September 2011 übernahm er den Betrieb mit 20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und Stallungen für 90.000 Junghennen. Für Heinz war klar: Wer etwas erwirtschaften möchte, muss investieren. In den folgenden Jahren wurde in eine neue Heizung, neue Aufstallungen sowie wieder in die Legehennenhaltung investiert. So wurde ein Putenstall gekauft und in zwei Legehenneneinheiten umgebaut. 2023 brannte eine Stallhälfte komplett ab - zum Glück war diese zum Zeitpunkt des Brandes leer.
Heute bewirtschaften Heinz und Daniela unter dem Namen "Sonnenlandei" gemeinsam mit ihren beiden Söhnen Lukas (34) und Simon (24) 70 ha Ackerfläche (davon 20 ha Eigengrund) und betreuen an drei Standorten rund 80.000 Legehühner und 40.000 Junghennen. Mut zum Risiko, unternehmerisches Denken sowie Handeln, Fleiß und die Liebe zum Geflügel sind für eine solche Erfolgsgeschichte unerlässlich. Die offene und herzliche Aufnahme am Betrieb Schlögl war für alle Teilnehmer ein Höhepunkt der Fachreise. Vom Familienbetrieb Heinz Schlögl wurde auch noch am Abend, bei der Weinverkostung auf dem Weingut Migsich in Antau, gesprochen.
Handarbeit ist Qualitätsarbeit
Am zweiten Tag begann die Exkursion bei einem weiteren Traditionsunternehmen - den Pöttelsdorfer Putenspezialitäten. Durch das Unternehmen wurden die Teilnehmer von Martin Stickler und Jasmin Graber geführt, deren Leidenschaft für den Betrieb spürbar und mitreißend war. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1971 von Otto Glatter. 1978 folgte die Fusion mit einem Futterwerk, und 1980 wurde ein neuer, moderner Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb errichtet. Zu diesem Zeitpunkt lieferten bereits 30 Vertragsbauern rund 350.000 Puten. 2008 wurde das Unternehmen von der Firma Wech Beteiligungsverwaltung GmbH übernommen. 2018 wurde die Schlachtung von Pöttelsdorf nach Glanegg in Kärnten verlagert, während im Gegenzug der größte Teil der Wurstproduktion nach Pöttelsdorf kam. 2024 wurde am Standort eine weitere Firma gegründet - die WP Tiernahrung GmbH. In Pöttelsdorf werden Produkte von vier AMA-Produktionslinien verarbeitet, der Anteil an Masthendlprodukten liegt bei fast 50%. Die umfangreiche Produktpalette war für alle Exkursionsteilnehmer sehr beeindruckend.
Höchstes Bioniveau
Vom Pöttelsdorfer Zerlegebetrieb ging es zum Mittagessen, wo die Exkursionsteilnehmer von Daniel Goldmann, dem Betriebsleiter der Futtermühle Vitakorn, empfangen wurden. Im Anschluss führte Goldmann durch das Betriebsgelände von Vitakorn. Die Vitakorn Biofuttermittel Ges. m. b. H. wurde 1999 von Herbert Lugitsch und Michael Hofer gegründet und ist die erste rein biologische Futtermühle Europas. Sie produziert ausschließlich biologische Futtermittel für alle Geflügelarten, sowie für Schweine, Rinder und Pferde. Der Standort ist ideal gewählt, da das Biofutter auf kurzen Wegen angeliefert werden kann - das Unternehmen liegt in einem starken Bioackerbaugebiet.
Ein besonderes Herzstück ist die hydrothermische Aufschließung von Sojabohnen. Diese Anlage wurde 2006 errichtet und 2012 durch eine Ölmühle erweitert. Produziert wird hochwertiges biologisches Sojaöl und Sonnenblumenöl. In einer Stunde kann etwa 1 t Saatgut verarbeitet werden.
Die zweitägige Fachreise bot einen beeindruckenden Querschnitt der gesamten Wertschöpfungskette der Geflügelwirtschaft und zeigte, wie viel Wissen, Engagement und Innovationskraft in jedem einzelnen Betrieb steckt. Besonders die Offenheit der Betriebsleiter und ihre Begeisterung für ihre Arbeit machten die Exkursion zu einem nachhaltigen Erlebnis.
Packstelle mit Tradition
Fachlich wurde es dann in Stoob im Burgenland. Die Packstelle Schlögl-Ei wird seit 45 Jahren als Familienbetrieb geführt. Empfangen wurden die Teilnehmer von Jörg Schlögl-Artner. Aktuell werden am Betrieb die Eier von 85 Zulieferbetrieben verpackt und verarbeitet. Rund 70 dieser Betriebe sind Bodenhaltungsbetriebe. Im Burgenland ist der Anteil an Bodenhaltung generell sehr hoch (siehe Geflügelhaltung im Burgenland). Am Produktionsstandort Stoob sind - inklusive der LKE-Flotte - rund 70 Mitarbeiter beschäftigt. Durch die neue Organisation des Warendurchflusses werden dort etwa 5,5 Mio. Eier pro Woche verpackt und verarbeitet. Nur wenige Kilometer von der Packstelle entfernt befindet sich die Färbehalle. Rund 18 Mio. Jausen- und Ostereier werden jährlich gekocht und gefärbt - das entspricht einem österreichischen Marktanteil von etwa 50%. Neben den gekochten Eiern wird in Stoob auch flüssiges Vollei hergestellt. Dieser Produktionszweig soll in Zukunft weiter ausgebaut werden. Nach dem Mittagessen ging es weiter zu einem Schropper-Partnerbetrieb mit einer ganz besonderen Familiengeschichte.
Zweimal Neustart
Schon seit 1967 stehen am Familienbetrieb Heinz Schlögl in Draßmarkt Junghennen im Mittelpunkt. Ursprünglich wollte man in die Legehennenhaltung einsteigen, doch zu diesem Zeitpunkt wurden Junghennenaufzüchter gesucht. So begann die Partnerschaft mit der Firma Schropper GmbH. Zu Beginn waren es 3.000 Junghennen, bis Mitte der 1970er-Jahre steigerte man sich auf 21.000 Tiere. Dann stieg man auch in die Legehennenhaltung ein, und bis 2006 standen 42.000 Tiere am Betrieb. Mit der Umsetzung des Käfigverbotes wurden in den Legehennenstallungen nicht nur die Käfige entfernt, sondern die Stallungen komplett auf Junghennen umgestellt. Am gesamten elterlichen Betrieb standen zu dieser Zeit rund 90.000 Junghennen.
Heinz Schlögl selbst war damals mit anderen Tieren beschäftigt, den elterlichen Betrieb hatte sein Bruder übernommen. Heinz absolvierte die Universität für Bodenkultur mit dem Schwerpunkt Pflanzenbau und war bis 2011 in der Schweinebranche tätig. Bis 2011 hatte er die Geschäftsführung der Styriabrid GmbH inne. Anfang 2011 wurde für den Familienbetrieb Schlögl, aufgrund einer unglücklichen Fügung, der Privatkonkurs eröffnet. Heinz, der die Leidenschaft für das Geflügel nie verloren hatte, konnte nicht zusehen, wie sein elterlicher Betrieb verkauft und aufgeteilt werden sollte. Es folgten viele Gespräche mit der Bank, mit der Firma Schropper und vor allem mit seiner Gattin Daniela - ohne sie hätte er den Schritt, den elterlichen Betrieb aus der Konkursmasse zurückzukaufen, wohl nie gewagt.
Im September 2011 übernahm er den Betrieb mit 20 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche und Stallungen für 90.000 Junghennen. Für Heinz war klar: Wer etwas erwirtschaften möchte, muss investieren. In den folgenden Jahren wurde in eine neue Heizung, neue Aufstallungen sowie wieder in die Legehennenhaltung investiert. So wurde ein Putenstall gekauft und in zwei Legehenneneinheiten umgebaut. 2023 brannte eine Stallhälfte komplett ab - zum Glück war diese zum Zeitpunkt des Brandes leer.
Heute bewirtschaften Heinz und Daniela unter dem Namen "Sonnenlandei" gemeinsam mit ihren beiden Söhnen Lukas (34) und Simon (24) 70 ha Ackerfläche (davon 20 ha Eigengrund) und betreuen an drei Standorten rund 80.000 Legehühner und 40.000 Junghennen. Mut zum Risiko, unternehmerisches Denken sowie Handeln, Fleiß und die Liebe zum Geflügel sind für eine solche Erfolgsgeschichte unerlässlich. Die offene und herzliche Aufnahme am Betrieb Schlögl war für alle Teilnehmer ein Höhepunkt der Fachreise. Vom Familienbetrieb Heinz Schlögl wurde auch noch am Abend, bei der Weinverkostung auf dem Weingut Migsich in Antau, gesprochen.
Handarbeit ist Qualitätsarbeit
Am zweiten Tag begann die Exkursion bei einem weiteren Traditionsunternehmen - den Pöttelsdorfer Putenspezialitäten. Durch das Unternehmen wurden die Teilnehmer von Martin Stickler und Jasmin Graber geführt, deren Leidenschaft für den Betrieb spürbar und mitreißend war. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1971 von Otto Glatter. 1978 folgte die Fusion mit einem Futterwerk, und 1980 wurde ein neuer, moderner Schlacht- und Verarbeitungsbetrieb errichtet. Zu diesem Zeitpunkt lieferten bereits 30 Vertragsbauern rund 350.000 Puten. 2008 wurde das Unternehmen von der Firma Wech Beteiligungsverwaltung GmbH übernommen. 2018 wurde die Schlachtung von Pöttelsdorf nach Glanegg in Kärnten verlagert, während im Gegenzug der größte Teil der Wurstproduktion nach Pöttelsdorf kam. 2024 wurde am Standort eine weitere Firma gegründet - die WP Tiernahrung GmbH. In Pöttelsdorf werden Produkte von vier AMA-Produktionslinien verarbeitet, der Anteil an Masthendlprodukten liegt bei fast 50%. Die umfangreiche Produktpalette war für alle Exkursionsteilnehmer sehr beeindruckend.
Höchstes Bioniveau
Vom Pöttelsdorfer Zerlegebetrieb ging es zum Mittagessen, wo die Exkursionsteilnehmer von Daniel Goldmann, dem Betriebsleiter der Futtermühle Vitakorn, empfangen wurden. Im Anschluss führte Goldmann durch das Betriebsgelände von Vitakorn. Die Vitakorn Biofuttermittel Ges. m. b. H. wurde 1999 von Herbert Lugitsch und Michael Hofer gegründet und ist die erste rein biologische Futtermühle Europas. Sie produziert ausschließlich biologische Futtermittel für alle Geflügelarten, sowie für Schweine, Rinder und Pferde. Der Standort ist ideal gewählt, da das Biofutter auf kurzen Wegen angeliefert werden kann - das Unternehmen liegt in einem starken Bioackerbaugebiet.
Ein besonderes Herzstück ist die hydrothermische Aufschließung von Sojabohnen. Diese Anlage wurde 2006 errichtet und 2012 durch eine Ölmühle erweitert. Produziert wird hochwertiges biologisches Sojaöl und Sonnenblumenöl. In einer Stunde kann etwa 1 t Saatgut verarbeitet werden.
Die zweitägige Fachreise bot einen beeindruckenden Querschnitt der gesamten Wertschöpfungskette der Geflügelwirtschaft und zeigte, wie viel Wissen, Engagement und Innovationskraft in jedem einzelnen Betrieb steckt. Besonders die Offenheit der Betriebsleiter und ihre Begeisterung für ihre Arbeit machten die Exkursion zu einem nachhaltigen Erlebnis.
Geflügelhaltung im Burgenland
Die Zahl der registrierten Betriebe und deren Legehennenbestand nahmen in den vergangenen Jahren laufend zu. Die Putenmast ist im Burgenland traditionell ein wichtiger tierischer Veredelungssektor. Ende 2024 waren 18 Betriebe mit gesamt 189.080 Putenstallplätzen, gegenüber 2023 um 6.400 Plätze mehr, im Geflügeldatenverbund gemeldet. Die Masthühnerhaltung betreffend waren 2024 im Burgenland sechs Betriebe mit insgesamt 32.448 Mastplätzen registriert. Die Masthühnerhaltung erfolgt neben den sechs größeren Betrieben vorwiegend in Kleinbetrieben, welche ihre Masthühner überwiegend direkt vermarkten, um die Wertschöpfung am Betrieb zu halten. 2024 wurden 5.000 Gössel unter der Marke Österreichische Weidegans aufgestallt, rund 1.000 Tiere wurden außerhalb des Projektes gehalten. Die Zahl der Betriebe und die Anzahl der gehaltenen Gänse blieben konstant.
Struktur der Legehennenhaltung im Burgenland (Betriebe ab 350 Legehennen)
| Haltungsformen | Registrierte Betriebe | Hennenplätze | Anteil in % |
| Bodenhaltung | 29 | 351.336 | 80,9 |
| Freilandhaltung | 13 | 33.893 | 7,8 |
| Bio | 14 | 49.064 | 11,3 |
| Summe | 56 | 434.293 | 100 |