Artikelserie "Checklist Biosicherheit": Der Melkstand
Infektionsgefahr im Melkstand
Es wird gereinigt, es wird desinfiziert und es werden kranke Tiere separiert: Auch im Melkstand lauern Gefahren für die Kuh-Gesundheit. Auslöser für Euterentzündungen liegen dort quasi auf der Hand. Ob eine von Bakterien verursachte Mastitis oder auch andere infektiöse Krankheiten können sich über die "Engstelle Melkstand" verbreiten. Es ist jene Stallzone, die alle Kühe mit viel Körperkontakt passieren.
Erwachsene Rinder können zum Beispiel auch Opfer von Trichophytie werden und den Hautpilz über die Melkstandaufstallung an andere Kühe weitergeben. Ebenso können Papillomaviren, die Auslöser für (Euter-)Warzen beim Rind sind, hier leicht übertragen werden. Bei diesen beiden Erkrankungen ist auch das Melkpersonal gefährdet, da sich der Mensch ebenfalls infizieren kann.
Erwachsene Rinder können zum Beispiel auch Opfer von Trichophytie werden und den Hautpilz über die Melkstandaufstallung an andere Kühe weitergeben. Ebenso können Papillomaviren, die Auslöser für (Euter-)Warzen beim Rind sind, hier leicht übertragen werden. Bei diesen beiden Erkrankungen ist auch das Melkpersonal gefährdet, da sich der Mensch ebenfalls infizieren kann.
Quellen für eine Euterentzündung
Eine Eurerentzündung - meist von Bakterien verursacht - kann unterschiedliche Quellen haben. Beispiele für mögliche Gefahrenherde sind:
- Milchresten von erkrankten Kühen
- Melkerhände
- Melkbecher
- mehrfach verwendete Euterfetzen
- Schmutzreste am Euter, die bei der Vorreinigung übersehen wurden oder im Melkzeug zurückblieben.
Sauberkeit bei Milch ist oberstes Gebot
Sauberkeit im Umgang mit Milch wird seit Jahrhunderten gepredigt und praktiziert. Diese Vorsicht im Melkstand sichert nicht nur das Produkt Rohmilch, sondern in weiterer Folge auch die Gesundheit von Kuh, Melker und Nachzucht. Wer das hochtrabende Wort Biosicherheit in seine Maßnahmen zerlegt, merkt schnell, dass viel davon gute Praxis am Betrieb ist.
Strikte Melkhygiene beachten
Vormelken, Reinigen und Zwischendesinfizieren schützen Kühe und Melker vor Infektionen und sind ein Muss für beste Milchqualität und für die Kontrolle der Eutergesundheit. Im Handel werden für alle Bereiche der Melkhygiene viele Produkte angeboten. Wichtig ist, diese entsprechend der Anleitung anzuwenden, zu dosieren und zu lagern. Nur so können sie den versprochenen Nutzen bringen. Darüber hinaus sind einige Schritte und Mittel oft aufeinander abzustimmen. Wer Melkzeuge zwischendesinfiziert und desinfizierend reinigt, muss in ein pflegendes Dippmittel investieren, um die beanspruchte Zitzenhaut zu pflegen, die als natürliche Barriere damit gestärkt wird.
Ein Reinigungstuch pro Kuh
Seit Jahrzehnten belegen Studien, Befragungen und Auswertungen von Daten, dass das mehrfache Verwenden von Eutertüchern und sogenannter "Euterfetzen" ein unbeschreibliches Infektionsrisiko für Mastitiden birgt und zu durchschnittlich höheren Zellzahlen im Bestand führt. Der Euterlappen gehört nur noch ins Museum und nicht auf einen modernen Milchviehbetrieb. Mehrwegtücher, die in ausreichender Anzahl je Kuh zur Verfügung stehen und nach jedem Gebrauch im Kochwaschgang gewaschen werden, zählen nicht dazu. Bei entsprechender Führung kann dieses System funktionieren.
Handschuhe tragen
Die glatte Oberfläche aus Latex oder Vinyl bietet weniger Anhaftfläche für Schmutz und Keime und schützt den Melker selbst vor Infektionen durch etwaige Zoonosen. Das sind Krankheiten, die vom Tier auf den Mensch übertragbar sind. Gerade Melkerinnen und Melker, die feucht-desinfizierend reinigen, bevorzugen Handschuhe, weil der intensive und übermäßige Kontakt mit Nässe und Desinfektionsmitteln auch für die menschliche Haut nicht optimal ist.
Reinigungsmittel wie den Schaumdipp und Dippmittel richtig lagern
Durch Gefrieren können chemische Verbindungen bei Schaumdipp und Dippmitteln ausfallen oder unwirksam werden. Das verschlechtert die Wirkung. Ebenso können Verunreinigungen im Dippbecher oder schon im Lagergebinde ein Desinfektionsmittel zum Infektionsmittel machen, denn nicht jedes Desinfektionsmittel beseitigt jeden Keim. Eine saubere, frostsichere und sachgemäße Lagerung ist empfehlenswert.
Melkzeugzwischendesinfektion
Die zurückbleibenden Milch- und Schmutzreste im Melkzeug können im laufenden Betrieb mit der Zwischendesinfektion mit Peressigsäure effektiv unschädlich gemacht werden. Aus praktischen Gründen hat sich das Einsprühen mit 0,1prozentiger Peressigsäure (1.000 PPM Peressigsäurelösung) bewährt. Der Mitteleinsatz ist gering. Man kann die Sprühflasche mitführen. Die sehr kleine Menge an Lösung, die in den Zitzenbecherinnenraum eingesprüht wird, verdampft innerhalb weniger Sekunden. So sollten Rückstände auch ohne Nachspülen kein Problem sein. Die Melkzeugzwischendesinfektion ist zudem eine übliche "Erste-Hilfe-Maßnahme" bei vermehrtem Auftreten von Euterwarzen.
Dippbecher reinigen
Der Dippbecher wandert bei jeder Melkzeit von Kuh zu Kuh, direkt zum noch offenen Strichkanal. Obwohl die meisten Dippmittel eine Desinfektionskomponente enthalten, muss man auf Reinlichkeit achten. "Dreck" kann man nicht desinfizieren und verunreinigte Dippmittel können Gefahren für die Eutergesundheit bergen. Um wegen der Reinigung des Dippbechers nicht immer kleinere Mengen an Dippmittel verwerfen zu müssen, sind mittlerweile auch Melkstandbetriebe auf sprühbare Dippmittel übergegangen. Hier ist aber eine gewisse Treffsicherheit beim Auftragen gefragt. Das Mittel muss an die Zitzenspitze und diese auch ausreichend benetzen.
Separates Melkzeug für behandelte und erkrankte Kühe ist besonders wichtig
Kühe können auch am besten Betrieb einmal erkranken. Ein Verschleppungsrisiko betrifft dann nicht nur Erreger, die zum Beispiel über die Milch ausgeschieden werden, sondern auch Hemmstoffe.
Diese Rückstände von zumeist Antibiotika kann man in schon sehr kleinen Mengen in der Milch nachweisen. Zurückgebliebene Milchreste im Melkzeug können schon ausreichen. Deshalb muss man jedes Melkzeug nach dem Melken ordentlich reinigen - mit kaltem Wasser durchspülen reicht in der Regel nicht. Am besten steht für solche Fälle überhaupt ein eigenes, separates Melkzeug zur Verfügung.
Diese Rückstände von zumeist Antibiotika kann man in schon sehr kleinen Mengen in der Milch nachweisen. Zurückgebliebene Milchreste im Melkzeug können schon ausreichen. Deshalb muss man jedes Melkzeug nach dem Melken ordentlich reinigen - mit kaltem Wasser durchspülen reicht in der Regel nicht. Am besten steht für solche Fälle überhaupt ein eigenes, separates Melkzeug zur Verfügung.
Was tun mit kontaminierter Milch?
Milch von behandelten Kühen und Mastitismilch von erkrankten Kühen muss mit entsprechender Vorsicht behandelt werden. Hemmstoffmilch, also Milch innerhalb der Wartezeit, die noch Rückstände vom verabreichten Medikament aufweist, soll auf keinen Fall verfüttert werden. Zum einen steigt mit jedem Handgriff das Verschleppungsrisiko und somit die Kontamination der Ablieferungsmilch, zum anderen befeuern unterdosierte Wirkstoffgaben das wachsende Problem von resistenten Keimen. Darüber hinaus schädigt das mit der Milch verfütterte Antibiotikum das sich entwickelnde Darm-Mikrobiom der Kälber und somit auch sein sich noch entwickelndes Immunsystem. Mastitismilch oder auch "Zellzahlmilch" wird gerne separat gemolken, wenn nicht oder nicht mehr antibiotisch behandelt wird. So soll die Tankmilchzellzahl im wirtschaftlichen Rahmen gehalten werden.
Mastitismilch nicht an weibliche Kälber vertränken oder zuvor pasteurisieren
Die separat gemolkene Milch sollte nicht bedenkenlos an alle Kälber vertränkt werden. Da gewisse Keime, wie zum Beispiel Staphylococcus aureus oder Streptococcus agalactiae, hauptsächlich über die Milch übertragen werden, kann von solch einer Milch ein Infektionsrisiko ausgehen. Beim gelben Galt (Streptococcus agalactiae) ist nachgewiesen, dass sich weibliche Kälber durch das Vertränken von belasteter Milch anstecken. Bei Staphylococcus aureus steht der eindeutige Nachweis noch aus. Wer Probleme mit diesen Erregern im Bestand hat, kann zum nachhaltigen Sanierungserfolg beitragen, indem er Mastitismilch nicht mehr an die weiblichen Kälber vertränkt oder die Milch zuvor im Milchtaxi pasteurisiert.
Serie "Checkliste Biosicherheit am Milchviehbetrieb" in fünf Teilen
Biosicherheit am Rinderbetrieb wird zunehmend Teil der guten Praxis: Eine Herde aktiv gesund zu erhalten, heißt nichts anderes, als zu vermeiden, dass sich unerwünschte Krankheitserreger am Betrieb etablieren und verbreiten. Und vorbeugen ist zumeist günstiger als heilen. Doch Milchviehbetriebe biosicher zu gestalten, ist oft sehr herausfordernd, weil
Die fünfteilige Serie "Checkliste Biosicherheit am Milchviehbetrieb" beleuchtet deshalb einige wichtige, kritische Zonen und Zeitpunkte am Hof und zeigt dazu passende Biosicherheitsmaßnahmen auf.
Bereits erschienen in dieser Serie:
- meist verschiedene Tiergruppen zur gleichen Zeit gehalten werden,
- regelmäßig Vieh verkauft oder transportiert wird und
- moderne Ställe zunehmend sehr offen gestaltet sind.
Die fünfteilige Serie "Checkliste Biosicherheit am Milchviehbetrieb" beleuchtet deshalb einige wichtige, kritische Zonen und Zeitpunkte am Hof und zeigt dazu passende Biosicherheitsmaßnahmen auf.
Bereits erschienen in dieser Serie: