Heuer verzögert sich der Mähzeitpunkt
Es ist dieses Jahr aufgrund unterschiedlicher Wetterlagen nicht einfach, den richtigen Erntezeitpunkt zu wählen. Heuer ist wegen der feuchten und kühlen Witterung jedoch mit besseren Trockenmassenerträgen zu rechnen als im Vorjahr (siehe Grafiken und Tabelle). Wegen der kühlen Witterung wird die Schnelligkeit der Wachstumsphase des Futters verringert. Ein rechtzeitiger und standortangepasster Schnitt wirkt sich positiv auf die botanische Zusammensetzung der Grünland- und Feldfutterbestände aus. Ein ganz entscheidender Vorteil ist, dass die Unkräuter kaum oder nicht zum Aussamen kommen. Bereits vorhandene Unkräuter lassen sich durch einen frühen Schnitt jedoch bestenfalls schwächen. Es sollte jedoch keine Übernutzung des Pflanzenbestandes erfolgen, weil dann die Grünlandverunkrautung extrem stark ansteigt. Der frühe Schnitt hat aber auch einen ganz wesentlichen Nachteil. Die natürliche Nachsaat durch standortangepasste Grassamen fehlt, sodass zumindest langfristig mit lückigen Beständen gerechnet werden muss. Ein rechtzeitiger Nutzungszeitpunkt funktioniert nur in Verbindung mit einer regelmäßigen Über- bzw. Nachsaat.
Schnittzeitpunkt Grassilage
Der Schnittzeitpunkt für die Grassilage sollte im Ähren- bzw. Rispenschieben bis Anfang der Blüte bei 50% der bestandsbildenden Gräser (Leitgräser) erfolgen. Für die raygräserdomierten Futterbestände gilt wieder, besser früher als zu spät mähen. Daher sollten diese bei einem Rohfasergehalt von 22% in der TM gemäht werden. Die Silagequalität ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wobei der Pflanzenbestand natürlich auch einen großen Einfluss hat. Pflanzen wie Ampfer, Disteln und andere holzige Pflanzen sind unerwünscht, die zuckerreichen Gräser erleichtern das Silieren wesentlich. Der Rohfaser-, der Rohprotein- und der Energiegehalt verändern sich mit zunehmendem Alter der Pflanzen negativ. Je mehr Zucker im Futter ist, desto besser ist die Milchsäuregärung, wobei die Gräser, vor allem die Raygräser, sehr zuckerreich sind. Klee- und Luzernebestände sollten im Knospenstadium (bis maximal 30% des Bestands darf blühen) gemäht werden. Dies entspricht einem Rohfasergehalt von 23 bis 27% der Trockenmasse und einem Energiegehalt von 5,9 bis 6,3 MJ NEL je kg Trockenmasse. Werden die Futterbestände später gemäht, so wird das Futter grobstängelig, und die Verdichtung ist sehr schwierig, daher sollte eine theoretische Schnittlänge von ca. 4 cm erreicht werden.
Schnittzeitpunkt Heu – Grummet
Der Schnittzeitpunkt für die Heubereitung sollte im Ähren- bzw. Rispenschieben bei 50% der bestandsbildenden Gräser (Leitgräser) bis zur Blüte der Leitgräser im Bestand erfolgen. Pflanzenbestände mit einem hohen Anteil an gemeiner Rispe und/oder Weicher Trespe sollten gemäht werden, sobald die ertragsbildenden Gräser die Rispen/Ähren geschoben haben. Klee- und Luzernebestände sollten in der Blüte gemäht werden. Mit der Heubelüftung können sehr gute Dürrfutterqualitäten hergestellt werden, dadurch steigt die Grundfutteraufnahme bei den Wiederkäuern.
Trockenmasseertrag
TM Ertrag pro ha in kg | RP in g pro kg TM | MJ NEL pro kg TM | Rohfaser in % | |
LFS Stiegerhof erste Schnitt 10. 5. 2022 | 2705 | 149 | 6,86 | 20,4 |
LFS Stiegerhof erster Schnitt 9. 5. 2023 | 3336 | 178 | 6,85 | 19,4 |
Mähzeitpunkt im Tagesverlauf
Das Futter ist am Abend zuckerreicher, aber durch die Veratmung geht der etwas höhere Zuckergehalt wieder verloren. Ein günstiger Zeitpunkt ist die Mittagszeit, denn durch die höheren Temperaturen werden die Atmungsverluste wesentlich verringert, und das Futter hat einen höheren Zuckergehalt als am Morgen. Durch den Einsatz von Mähaufbereitern wird ein Wendevorgang eingespart. Bei Beständen, wo die erhöhte Gefahr der Futterverschmutzung (Wühlmäuse, Maulwürfe) besteht, soll eine Heubereitung gegenüber der Grassilageprodukion vorgezogen werden, und es sollten auch keine Mähaufbereiter eingesetzt werden.
Aufgrund der geforderten Nährstoffkonzentrationen im Grundfutter muss rechtzeitig gemäht werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der rechtzeitige Schnittzeitpunkt nur mit der dementsprechenden Düngung (40 bis 60 kg Reinstickstoff pro Schnitt und ha) plus regelmäßiger Übersaat bzw. Nachsaat erreicht werden kann. Ansonsten gehen die wertvollen Gräser zurück, und der Kräuter- und Weißkleeanteil steigt.