Heiße Diskussion zum Wolf

Rund 100 Interessierte sind der Einladung des Nationalparks Hohe Tauern zur Tagung „Der Wolf in Kärnten – Konflikte und Lösungsansätze“ gefolgt, um gemeinsam mit Experten die Rückkehr des Wolfs in den alpinen Kulturraum zu diskutieren. Zu Beginn stellte Nationalparkdirektor Peter Rupitsch klar, dass der Wolf seit 2018 nicht mehr auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere stehe. Er ist daher nicht mit Steinbock oder Bartgeier zu vergleichen und hat daher im Nationalpark auch keinen besonderen Schutzstatus. Dr. Georg Rauer von der Veterinärmedizinischen Universität bestätigte, dass der Wolf nicht vom Aussterben bedroht sei, sondern sich die Population in Europa exponentiell vermehre. Derzeit geht der Experte von 50 bis 60 Wölfen in Österreich aus, wobei in Kärnten vor allem umherstreifende männliche Einzelindividuen feststellbar seien. Der Einwanderungsdruck werde jedenfalls zunehmen, ist Rauer überzeugt.
Wolfshybriden?
Auf die Frage, ob es sich bei den „Kärntner Wölfen“ um Hybriden handle, die laut Wolfsverordnung zum Abschuss freigegeben wären, betonte der Experte, dass im unabhängigen Labor der Veterinärmedizinischen Universität Wien, wo die Kärntner Proben untersucht werden, keine Hybridisierung festgestellt werden konnte. Untersucht werde laut Rauer die Anzahl der Amylase-Gene. Mit dieser Methode können insbesondere F1-Hybriden sehr gut nachgewiesen werden. Derzeit wird an einer neuen Methode gearbeitet, um Wolfshybriden noch besser nachweisen zu können. Dies vor dem Hintergrund, dass in Slowenien und in Tarvis Rudel hybridisierter Wölfe bekannt sind, ein wichtiges Thema für den Experten, der aber auch darauf verweist, dass die beste Methode nichts hilft, wenn die Qualität der DNA-Probe nicht passt. Dr. Roman Kirnbauer, Wolfsbeauftragter des Landes Kärnten und gemeinsam mit den Rissgutachtern zuständig für die DNA-Proben, erklärte vor diesem Hintergrund, dass es wichtig sei, dass nicht zu viel Zeit zwischen dem Riss und der Probenziehung vergehen dürfe. Andernfalls würden die Proben z. B. mit Fuchs-DNA verunreinigt, was den Nachweis eines Wolfs erschwere. Kirnbauer appellierte im Zuge der Veranstaltung, dass es für die Zukunft wesentlich sei, dass Wölfe unbürokratisch erlegt werden können, um dem hohen Einwanderungsdruck etwas entgegensetzen zu können. Dies ist auch die Stoßrichtung der Kärntner Wolfsverordnung. Dass diese den engen EU-Rechtsrahmen maximal ausnutze, zeigte Dr. Renate Scherling auf, aus deren Feder die Verordnung stammt.
Millionen für Herdenschutz?
Josef Brunner, Geschäftsführer des Kärntner Almwirtschaftsvereins, stellte sich klar hinter die Kärntner Wolfsverordnung, welche 98 % der Kärntner Almen als nicht durch Herdenschutzmaßnahmen schützbar ausweist. Dass dies fachlich nicht von der Hand zu weisen ist, zeigt laut Brunner auch ein Blick nach Frankreich, wo die Risse trotz millionenschwerer Herdenschutzmaßnahmen zunehmen würden. Aktuell investiert Frankreich rund 40 Mio. Euro in Herdenschutzmaßnahmen und setzt dabei neben Behirtung und Zäunung auf mehr als 5000 (!) Herdenschutzhunde. Trotzdem gibt es so viele Wolfsattacken wie nie zuvor: Bei ca. 2600 Angriffen wurden rund 12.000 Nutztierrisse verzeichnet und 59 Herdenschutzhunde getötet. 95 % der Angriffe fanden auf geschützte Herden statt – die Anzahl der Angriffe am Tag übersteigt mittlerweile die Anzahl der Angriffe in der Nacht.
Daniel Mettler vom landwirtschaftlichen Beratungsinstitut AGRIDEA berichtete von den Erfahrungen in der Schweiz mit Herdenschutzmaßnahmen. Dabei habe sich gezeigt, dass sich die ständige Behirtung mit Herdenschutzhunden erst ab einer Herdengröße von 300 Schafen rentiert. Bedenklich: Allein im Jahr 2020 wurden ca. 30 Beißattacken von Herdenschutzhunden auf Menschen oder Hunde dokumentiert – eine massive Herausforderung für den Tourismus. Für die Zukunft sieht Mettler die Notwendigkeit von Abschusskontingenten, weil Herdenschutz alleine nicht mehr ausreichen würde.
Daniel Mettler vom landwirtschaftlichen Beratungsinstitut AGRIDEA berichtete von den Erfahrungen in der Schweiz mit Herdenschutzmaßnahmen. Dabei habe sich gezeigt, dass sich die ständige Behirtung mit Herdenschutzhunden erst ab einer Herdengröße von 300 Schafen rentiert. Bedenklich: Allein im Jahr 2020 wurden ca. 30 Beißattacken von Herdenschutzhunden auf Menschen oder Hunde dokumentiert – eine massive Herausforderung für den Tourismus. Für die Zukunft sieht Mettler die Notwendigkeit von Abschusskontingenten, weil Herdenschutz alleine nicht mehr ausreichen würde.
Wolfsfreie Zonen
Im Vorfeld veranstaltete die Bewegung „Save the Alps“ eine Demonstration, um Tagungsteilnehmer und Medien auf die Probleme der Wolfpräsenz in Kärnten aufmerksam zu machen. Der Sprecher der Initiative, Hadmar Rud, betonte, dass die Demonstration nicht gegen den Nationalpark gerichtet sei. Die klare Forderung von Save the Alps sind wolfsfreie Zonen, um die alpine Landwirtschaft zu schützen. Herdenschutzmaßnahmen auf Almen seien laut Rud unmöglich und würden auch Wildtieren schaden. Diese Forderungen von Save the Alps sind deckungsgleich mit der Position der LK Kärnten, die sich auf Bundes- und EU-Ebene vehement für eine Absenkung des Schutzstatus und die Einrichtung von wolfsfreien Zonen einsetzt.