Grundfuttereinsatz: wie er sich in der Fütterung von Bioschweinen lohnt
Zum einen schreibt die EU-Bioverordnung den Einsatz von Raufutter in der Ration vor. Zum anderen sind mit der Raufuttergabe positive Effekte verbunden. Schweinehaltende Betriebe sind in der Regel auch Ackerbaubetriebe. Der Klee- oder Luzernegrasanbau hat in einer Biofruchtfolge einen zentralen Stellenwert. Aus fruchtfolgetechnischer Sicht wäre ein mehrjähriger Anbau dem einjährigen vorzuziehen. Doch schon beim einjährigen Feldfutterbau stellt sich für spezialisierte Schweinebetriebe im Ackerbaugebiet die Frage, was mit den Grünfutteraufwüchsen gemacht und wie sie am besten verwertet werden sollten. Die Grundfuttergewinnung für die Schweinefütterung stellt aus betrieblicher Sicht eine sinnvolle Alternative dar.
Als Futtermittel für Schweine eignen sich Grünaufwüchse (frisches junges Gras), Silagen und Heu sowie Luzernepellets. Als entscheidendes Kriterium dabei gilt die Futterqualität. Es dürfen nur einwandfreie Futtermittel eingesetzt werden. Außerdem muss das Futter sehr jung sein. Nur dadurch ist eine ausreichende Verdauung der rohfaserreichen Futterkomponente gesichert. Anders als Wiederkäuer sind Schweine als Monogastriden ansonsten nicht in der Lage, rohfaserreiche Futtermittel zu verwerten. Die Verwertungseffizienz steigert sich mit dem Alter der Tiere und der Dauer der Verabreichung. Deshalb sollte Raufutter schon Ferkeln in kleinen Mengen angeboten werden, um eine entsprechende Darmflora aufzubauen und eine gewisse Nährstoff- und Energieaufnahme aus dem Raufutter mit fortschreitendem Alter zu gewährleisten. Trotzdem kann Raufutter niemals Kraftfutter ergänzen, sondern nur einen bestimmten Beitrag zur Nährstoffversorgung leisten und in gewissem Ausmaß den Kraftfutterbedarf reduzieren.
Hochwertige Qualität
Grundfutter für die Schweine sollte also frühzeitig gemäht werden. Der optimale Schnittzeitpunkt ist der Zeitpunkt des Ähren- und Rispenschiebens der Gräser bzw. vor dem Öffnen der Knospen der Futterleguminosen. Nur dann erreicht man die erforderliche Verdaulichkeit von über 60 %.
Um ein qualitativ hochwertiges Futter zu gewinnen, sollten für die Grundfutterproduktion keine wertlosen Restflächen verwendet werden. Bei der Silagebereitung ist auf entsprechende Erntefeuchte zu achten. Der Wassergehalt sollte höher sein als in der Rinderfütterung. Essenziell ist eine gute Silierung. Verschimmelte Partien bzw. Partien mit unangenehmem Geruch und Geschmack dürfen keinesfalls verfüttert werden.
Das Futter wird idealerweise auf dem Boden oder auf niedrigen Raufen angeboten. Dies entspricht dem natürlichen Fressverhalten der Tiere. Wichtig ist, dass das Raufutter täglich frisch angeboten und Futterreste regelmäßig entfernt werden. Dies erhöht die Attraktivität des angebotenen Futters und fördert die Aufnahme. Die angebotene Grundfuttermenge richtet sich nach dem Alter der Tiere. Ferkeln werden nur kleine Mengen angeboten – weniger zur Nährstoffaufnahme, eher zum Kennenlernen und zur Beschäftigung. In der Anfangsmast können an Mastschweine 0,2 kg Silage oder 0,4 kg Gras bzw. in der Endmast rund 1 kg Silage oder 2 kg Gras pro Tier und Tag angeboten werden. Zuchtsauen sind in der Lage, große Mengen an Rauffutter aufzunehmen – bis zu 5 kg Silage oder 10 kg Grünfutter. Dadurch werden sie auch in der niedertragenden Zeit ausreichend gesättigt, ohne zu verfetten. Aufgrund des voluminöseren Magens sind sie dann auch während der Laktation in der Lage, große Mengen an Kraftfutter aufzunehmen. Dadurch wird die Versorgung der Ferkel mit ausreichend Muttermilch gesichert.
Sättigung der Tiere
Ein positiver Effekt von ausreichend Raufuttervorlage, der beim Einzeltier beobachtet werden kann, ist, dass die Tiere ruhiger und zufriedener sind. Dies beruht darauf, dass die Tiere wirklich gesättigt sind. Bei reiner Kraftfutterfütterung wird, aufgrund der hohen Nährstoffkonzentration und der raschen Futteraufnahme zwar die Energie- und Eiweißversorgung sichergestellt, die Tiere sind allerdings alles andere als satt. Dies stellt vor allem bei leeren und tragenden Sauen sowie Schweinen in der Endmast ein Problem dar, was zu aggressivem Verhalten, Rangordnungskämpfen und den damit verbundenen Problemen führt. Neben der physikalischen Sättigung spielt für das Wohlbefinden auch die zusätzliche Beschäftigung der Tiere eine bedeutsame Rolle. In natürlicher Umgebung nimmt die Nahrungssuche rund 70 % der Tagesaktivität ein, während diese enorme Zeitspanne in der Stallhaltung aufgrund der wenig strukturierten Umgebung und des geringeren Angebotes an Beschäftigungsmaterial deutlich reduziert wird. Es entsteht ein Beschäftigungsdefizit, was zu Verhaltensstörungen führen kann. Durch die zusätzliche Vorlage von Grundfutter – zur obligatorischen Stroheinstreu – werden Schweine also nicht nur ausreichend gesättigt, sondern auch beschäftigt. Dadurch können Probleme mit Schwanzbeißen deutlich reduziert werden. Sofern Raufutter in erster Linie als Beschäftigungsmaterial angeboten wird, spielt die Futterqualität eine untergeordnete Rolle.
Durch den Grundfuttereinsatz kann das Risiko für das Auftreten des MMA-Komplexes verringert werden. Bei MMA handelt es sich um eine Faktorenerkrankung, das heißt, es sind mehrere Faktoren für das Auftreten der Krankheit verantwortlich. Einer davon sind Verstopfungserscheinungen. Durch die Grundfuttergabe wird die Darmtätigkeit angeregt, wodurch Bakterien schneller ausgeschieden werden und nicht über die Darmwand in die Blutbahn einwandern können. Positive Effekte sind auch im Zusammenhang mit Ferkeldurchfall zu erkennen. Der Einsatz von Grundfutter führt zu einer pH-Wert-Absenkung im Magen, wodurch Durchfallkeime schneller unschädlich gemacht werden.
Jahreszeiten
Für einen erfolgreichen Raufuttereinsatz ist die Qualität sehr wichtig. Da die Futtermenge je Tier und Tag sehr gering ist, kann es – vor allem bei kleineren Schweinemastbetrieben – bei der Fütterung mit Silage zu Nachgärungen und Futtermittelverderb kommen. Dies gilt vor allem an heißen Sommertagen. Sinnvollerweise sollte deshalb in der warmen Jahreszeit frisches Gras zugefüttert werden und die Silagefütterung in die Wintermonate verlegt werden. Heu, besser Grummet, kann das ganze Jahr über angeboten werden. Grundfutter hat in der Regel einen hohen Kalziumgehalt. Ist dieser zu hoch Kalziumgehalt können Probleme mit Kalkharnen (Harnwegsinfektion) auftreten. Deshalb sollte der Mineralfutteranteil in der Ration angepasst werden. Dies gilt besonders bei hochtragenden Sauen, da es zu Problemen in Verbindung mit dem MMA-Syndrom kommen kann. In diesem Stadium sollte der Einsatz von reinen Kleesilagen grundsätzlich deutlich reduziert werden.
Fazit
Untersuchungen belegen die positiven Auswirkungen des Grundfuttereinsatzes auf den Futterverbrauch, die Tageszunahmen und den Magerfleischanteil und somit auf die gesamte Wirtschaftlichkeit der Schweinehaltung. Abgesehen von den betriebswirtschaftlichen Aspekten stehen die positiven Auswirkungen auf das Verhalten und das Wohlbefinden der Tiere im Vordergrund.
Fachbroschüre Bioschweinefütterung
Weitere Informationen zum Grundfuttereinsatz in der Schweinehaltung finden Sie in der aktuell erschienenen Broschüre „Bioschweinefütterung“. Darüber hinaus wird neben den Grundlagen der biologischen Schweinefütterung ebenso auf die speziellen Bedürfnisse und fütterungstechnische Aspekte der einzelnen Tierkategorien eingegangen. Details zu den wichtigsten Futterkomponenten, inklusive Futterwerttabellen und umfangreiche Beispielrationen vervollständigen die Fachbroschüre.
Die Broschüre kann direkt bei Bio Austria unter 0732/884654 kostenpflichtig zum Preis von 15 Euro (inklusive der Versandkosten) bestellt werden bzw. steht für Verbandsmitglieder auf der Homepage kostenlos zum Download bereit oder kann im Biozentrum Kärnten angefordert werden: 0463/58 50-54 16
Die Broschüre kann direkt bei Bio Austria unter 0732/884654 kostenpflichtig zum Preis von 15 Euro (inklusive der Versandkosten) bestellt werden bzw. steht für Verbandsmitglieder auf der Homepage kostenlos zum Download bereit oder kann im Biozentrum Kärnten angefordert werden: 0463/58 50-54 16
Seminar
Detaillierte Informationen zum Absetzmanagement sowie zur Haltung von Absetzferkeln können in den entsprechenden Merkblättern nachgelesen bzw. im Rahmen des Bioschweineseminars mit Schwerpunkt Tiergesundheit besprochen werden.
Bio Austria lädt zum Seminar „Bioferkelaufzucht und -mast: ein Rundum-Update“ am Mittwoch, 28. Februar, 9 bis 17 Uhr, Gasthof Wurzer, Meiselding.
Kosten: 45 Euro für Bio Austria-Mitglieder, 65 Euro für Nichtmitglieder.
Anmeldung bis Montag, 26. Februar, bevorzugt unter www.bioaustria.at oder bei Bio Austria, Tel. 0732/65 48 84 oder E-Mail veranstaltung@bio-austria.at
Bio Austria lädt zum Seminar „Bioferkelaufzucht und -mast: ein Rundum-Update“ am Mittwoch, 28. Februar, 9 bis 17 Uhr, Gasthof Wurzer, Meiselding.
Kosten: 45 Euro für Bio Austria-Mitglieder, 65 Euro für Nichtmitglieder.
Anmeldung bis Montag, 26. Februar, bevorzugt unter www.bioaustria.at oder bei Bio Austria, Tel. 0732/65 48 84 oder E-Mail veranstaltung@bio-austria.at