Gelungener Geflügel-Auftakt
150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen an der Auftaktveranstaltung mit dem Titel "Rund ums Federvieh" im Festsaal des Bildungshauses Schloss Krastowitz teil. Ziel war es, im Rahmen von Fachvorträgen und Firmenpräsentationen die Vernetzung zwischen Landwirten und den vor- bzw. nachgelagerten Firmen in der Geflügelbranche zu intensivieren.
Durch den Vormittag führte Obmann Dieter Obereder, der als ersten Redner Landeshauptmannstellvertreter Martin Gruber begrüßen durfte. Die Gründung eines Geflügelvereines sieht Gruber sehr positiv und bedankte sich bei Obereder, dass dieser die Funktion des Obmannes übernommen hat. Es sei ihm bewusst, dass es keine einfache Aufgabe sein wird, da die Branche auf Grund der unterschiedlichen Produktionsrichtungen auch sehr unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen habe. Umso mehr freue es ihn aber, dass alle Geflügelsparten im Verein "Geflügelwirtschaft Kärnten" (GWK) vertreten sind. LHStv. Gruber betonte, dass seine Tür für die Anliegen der Geflügelwirtschaft Kärnten offen sei und versprach eine Projektförderung, die gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer Kärnten und der GWK ausgearbeitet werden sollte.
Von Seiten der Landwirtschaftskammer Kärnten konnte Vizepräsidentin KR Astrid Brunner willkommen geheißen werden. Auch sie gratulierte dem Verein zu seiner Gründung und wünschte für die weitere Umsetzung der Ziele alles Gute. Die Auftaktveranstaltung sei schon der erste Beweis, dass die Zusammenarbeit unter den Sparten gut funktioniere. Geflügel liegt bei der landwirtschaftlichen Wertschöpfung aus dem tierischen Bereich hinter Rind-Milch und Rind-Fleisch bereits an dritter Stelle. Eine akkordierte Meinung aus einer weiterhin wachsenden Sparte sei extrem wichtig, betonte Brunner. Ob Teuerungen, Tierschutzherausforderungen oder die hohen Qualitätsansprüche in der Produktion, wichtig sei eine starke Stimme in Wien mit einem funktionierenden Team im Hintergrund.
Von der Dachorganisation Geflügelwirtschaft Österreich kamen Glückwünsche und unterstützende Worte des Obmanns Markus Lukas. Als letztes Bundesland habe jetzt auch Kärnten eine freiwillige Geflügel-Interessenvertretung, deren Stimme durch Obmann Obereder auf Bundesebene jederzeit Gehör finden werde, versprach Markus Lukas. Die Geflügelwirtschaft in Kärnten war in der Vergangenheit durch Stefan Wakonig-Felbinger, Eierring Herzogstuhl, vertreten. Es sei eine wertschätzende Zusammenarbeit gewesen, für die sich Markus Lukas sehr bedankte. Die Geflügelbranche habe in ganz Österreich ähnliche Herausforderungen, die nur gemeinsam gelöst werden könnten. Es sei schon von jeher so gewesen, dass das Geflügel in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle gespielt habe - ob bei Tierschutzanforderungen oder Qualitätsstandards in der Produktion. Das AMA-Gütesiegel sieht Lukas als eines der wichtigsten Qualitätssiegel für die Geflügelbranche. Es dürfe beim Einzelhandel nicht verloren gehen. Gemeinsam müssten das Gütesiegel und die damit verbundene Lebensmittelqualität zum Konsumenten gebracht werden. Markus Lukas freut sich, dass der Süden Österreichs jetzt auch dabei ist und wünscht dem Team in Kärnten alles Gute. Johann Pessenbacher moderierte den zweiten Teil der Veranstaltung und konnte nach der Pause LK-Vizepräsident Manfred Muhr und Tierzuchtdirektor Dr. Johann Burgstaller begrüßen.
Austausch und Vernetzung
Der Freiraum vor dem Bildungshaus wurde nach der Pause zum Agrarmesseplatz umfunktioniert. 16 Austeller von Futtermittel-, Stallbaufirmen, Desinfektionsmittelanbietern sowie Dienstleistungsbetrieben bauten ihre Stände für den Nachmittag auf. Bei Mittagessen und musikalischer Begleitung durch die „The Hot Chilis“ stand dem Netzwerken und Austausch bis hin zur fachlichen Beratung nichts mehr im Wege.
Messeaussteller
- Aus dem Futtermittelbereich: BIOMIN GmbH, Getzersdorf; Fixkraft-Futtermittel GmbH, Enns; Garant – Unser Lagerhaus Warenhandelsges. m. b. H., Klagenfurt; Gsellmann Mischfuttererzeugung GmbH, Gnas; LIKRA Tierernährung GmbH, Linz; Lugitsch und Söhne GesmbH, Feldbach; Vitakorn Biofuttermittel GmbH, Pöttelsdorf; Uitz Mühle Gesellschaft m. b. H, Knittelfeld.
- Stalleinrichter: Günter Niederl GmbH & Co KG, Gnas; Janker Agrartechnik GmbH, Kilb; Schreiner GmbH, Kremsmünster; Schropper GmbH, Gloggnitz; Steiner Automation GmbH & Co KG, Hochburg-Ach; Sterrer GmbH, Gaspoltshofen; Strasser Agrarhandel und Transporte, Kappel am Krappfeld.
- Weitere Firmen: Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH, Wien; Bio Austria Kärnten, Klagenfurt; Kuppelwieser und Miteigentümer, Wolfsberg; Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft (KELAG), Klagenfurt; SAWAMED CRD GmbH, Althofen. Die Geflügelwirtschaft Kärnten bedankt sich bei allen Ausstellern für die Mitgestaltung der Veranstaltung und die finanzielle Unterstützung des Vereins.
Ziele des Vereins
Peter Joham, Obmannstellvertreter der GWK, ist Geflügelmäster in Bad St. Leonhard und übernahm im Rahmen der Auftaktveranstaltung mit dem Titel "Rund ums Federvieh" die Vorstellung des neu gegründeten Vereines. Der Vorstand besteht aus einem Kernteam: dem Obmann, den Obmannstellvertretern, dem Kassier, der Geschäftsführung und einem weiteren Personenkreis, den Spartensprecherinnen und -sprechern. Die Vielfalt der Sparten spiegelt die Vielfalt der Geflügelbranche in Kärnten wider. Sich vernetzen und mit einer Stimme die Position der Kärntner Geflügellandwirte nach außen zu tragen sind nur einige Ziele des Vereines. Dem Verein ist auch der fachliche Austausch zwischen den Landwirten und deren Kopfbetrieben wichtig. Je mehr Betriebe sich dem Verein anschließen, desto stärker ist die Stimme. Die Veranstaltung in Krastowitz war der Start für diese Gemeinsamkeit.
- Obmann: Dieter Obereder (Legehennen), 0676/376 34 10
- Obmannstellvertreter: Peter Joham (Mast), 0664/184 34 14
- Geschäftsführung: Dipl.-Ing. Gerda Maria Weber, Geflügelreferentin, Referat 4, LK Kärnten, 0463/58 50-15 30, E-Mail: gerda.weber@lk-kaernten.at
Wichtige Hygienestandards
Dr. Regina Zodtl von Garant Desintec ging in ihrem Vortrag erneut auf die Wichtigkeit der Hygiene ein. Der Landwirt müsse sich im Vorfeld die Frage stellen: Was will ich mit meiner Desinfektion erreichen? Dann solle das passende Mittel dafür besorgt werden und die Anwendung genau eingehalten werden. Es gebe kein "Allheilmittel", und es nütze keine Desinfektion, wenn im Vorfeld nicht richtig mit Laugen gereinigt wurde. Es gebe viele gute Präparate, wenn man wisse, für was man bzw. gegen was man sie anwendet.
Tierärztliche Fallbeispiele
Tierärztliche, spannende Fallbeispiele aus der Geflügelpraxis wurden von Dr. Eva-Maria Holzheu präsentiert. Der Vortrag zeigte deutlich, wie empfindlich das Geflügel auf Futterveränderungen oder Hygienemängel reagieren kann und dass eine Diagnose aufgrund einer Sektion nicht immer möglich ist. Wichtig sind ein rasches Reagieren und die sofortige Miteinbeziehung des Betreuungstierarztes. Holzheu machte aber am Beginn ihrer Ausführungen zuerst darauf aufmerksam, dass das Einhalten der Biosicherheit am Geflügelbetrieb nach wie vor extrem wichtig sei, da die Vogelgrippe in Österreich noch immer vorhanden ist.
Großpackstelle in Kärnten
Die einzige Großpackstelle in Kärnten, Eierring Herzogstuhl GesmbH, wurde von Jasmin Scharf vorgestellt. Scharf ist seit der Stunde null Mitarbeiterin von Stefan Wakonig-Felbinger, Geschäftsführer der Packstelle Eierring Herzogstuhl, der aufgrund von Terminkollisionen nicht anwesend sein konnte. Scharf gab den Teilnehmern einen interessanten Überblick über die Entwicklung der Legehennensparte in den letzten Jahren in Kärnten. Sie berichtete von mehr Betrieben, mehr Legehühnern, jedoch starken Verschiebungen bei den Haltungsformen. Der Trend zu mehr Tierwohl ist deutlich sichtbar. Gab es 2015 noch 45 Bodenhaltungsbetriebe und 74 Betriebe mit alternativer Haltung in Kärnten, sind es 2022 nur mehr 36 Betriebe mit Bodenhaltung und 142 mit alternativer Haltung. Die Packstelle selbst startete 2013 mit acht Bodenhaltungsbetrieben und hat inzwischen 30 Zulieferbetriebe mit allen Haltungsformen.
Größter Geflügel-Kopfbetrieb
Die Firma Wech Geflügel GmbH ist der größte regionale Geflügel-Kopfbetrieb in Kärnten. Dr. Karl Feichtinger, Geschäftsführer des Schlachtunternehmens in St. Andrä im Lavanttal, gab den Teilnehmern einen interessanten Einblick in das Unternehmen. Wech steht für Geflügel- und Putenschlachtung und hat darüber hinaus noch einen Verarbeitungsbetrieb im Burgenland (Pöttelsdorf), einen Geflügelhandelsbetrieb in Niederösterreich (Böheimkirchen) sowie einen Partnerbetrieb in Slowenien und Ungarn. Das gesamte Unternehmen "Wech Geflügel" umfasst 810 Mitarbeiter und arbeitet mit 200 Geflügellandwirten in ganz Österreich zusammen, die von vier Kükenlieferanten mit Eintagesküken beliefert werden. Die Landwirte werden von fünf Futterlieferanten mit dem Alter der Tiere entsprechendem, qualitativ hochwertigem Futter beliefert. Die vertikale Integration ist dem Unternehmen sehr wichtig, das heißt, es ist wichtig, dass die Zusammenarbeit zwischen den Elterntierbetrieben, Brütereien, Landwirten, dem Schlachthof und dem Lebensmitteleinzelhandel bzw. Großhändler gut abgestimmt ist. Parallel dazu erfolgen in allen Ebenen regelmäßige Kontrollen von Seiten der Qualitätsgeflügelvereinigung (Tiergesundheitsdienst) und der AMA. Der hohe Hygienestandard ist ebenfalls in allen Ebenen ein Muss. Hinter allen Produktionsschienen stehen genaue Richtlinien, die der Landwirt, aber auch der Futtermittellieferant einhalten muss. Der Firma Wech Geflügel ist die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten extrem wichtig.
Landwirt als Unternehmer
Wie wichtig die Rolle des Landwirtes als Unternehmer ist, wurde von Mag. Helmut Wasserbacher aufgezeigt. Die Pauschalierung sei nicht das Allheilmittel, vor allem, wenn Investitionen in größerem Ausmaß anstehen, solle über eine Teilpauschalierung nachgedacht werden. Die steuerlichen Gewinnermittlungsarten, die Besonderheiten bei der Umsatzsteuer und die Besonderheiten bei der Sozialversicherung müssten betriebsspezifisch betrachtet werden. Ein Ausstieg aus der Pauschalierung könne unter Umständen viel Geld sparen. Bei zusätzlichen Nebeneinkommen (z.B. Vermietung oder Be- und Verarbeitung) könne eine Beratung durch einen Steuerberater bzw. Rechtsperson große Vorteile bringen.
Vielfalt des Biomarktes
Einen Einblick in die Vielfalt des Biomarktes gab Manfred Söllradl, Geschäftsführer der Eiermacher GmbH. Das Unternehmen wurde 1986 gegründet, hat seit 2015 den Sitz in Kremsmünster und beschäftigt sich inzwischen nicht nur mit der Vermarktung von Eiern. Die Unternehmensbereiche sind außerdem die Vorproduktion, die Elterntierhaltung, Brüterei und Kükenproduktion für Biomast- und Legehenne sowie die Junghennenaufzucht. Die Brüterei für die Biomastküken wurde 2013/2014 errichtet und musste 2020 vergrößert werden. Inzwischen produzieren 20 Elterntierbetriebe die Bruteier für die Biomast in Österreich. Die Eiermacher GmbH ist die größte Bioeipackstelle in Österreich. Der Kundenschwerpunkt liegt beim österreichischen LEH und in der Verarbeitung. Seit 2015 erfolgt am Firmengelände auch die Verarbeitung und Vermarktung des Biogeflügelfleisches vom Bruderhahn.
Seit 2017 wird auch die Biomastente geschlachtet und vermarktet. Das Unternehmen hat 190 Mitarbeiter und 350 bäuerliche Partnerbetriebe. Durch den Einstieg in das Bioentenprojekt konnte der Selbstversorgungsgrad bei Ente von 4% 2017 auf 24% 2022 gehoben werden. Der Marktanteil in Österreich bei Bioeiern, Biojunghennen und Biomastküken liegt bei rund 50%.
Qualität von Masttieren
Weiter ging es mit Wolfgang Miko, Geschäftsführer der Putenzucht Miko. Das Familienunternehmen in zweiter Generation beschäftigt sich schon seit 1965 mit der Brut, Aufzucht und Mast von Puten. Die Qualitätsansprüche an die Masttiere beginnen in den Zuchtunternehmen bereits bei den Urgroßeltern.
Mit Hilfe von kontrollierten Impfprogrammen und Hygienekonzepten können gesunde Großelterntiere gezüchtet und sichere Genetik weiter an die Elterntiere vererbt werden. Umfangreiche Leistungsprogramme auf der Urgroßelternebene garantieren beim Landwirt gute Mastleistungen. Die künstliche Besamung der Elterntiere erfolgt außerhalb von Österreich, der Schlupf sowie das anschließende Sexen und die Schnabelbehandlung erfolgen in der Brüterei in Frankenburg am Hausruck in Oberösterreich. Die Qualitätskontrollen enden jedoch erst beim Mastbetrieb. Die vertikale Integration ist auch beim Unternehmen Miko Putenzucht ein wichtiger Qualitätsschwerpunkt.