Die Gansl-Saison ist in vollem Gange
 
											Viele vor allem oft kleinere bäuerliche Betriebe mit hohem Grünlandanteil suchen Produktionsalternativen, bei denen Altgebäude weitergenutzt und Grünland verwertet werden können. Ein Einstieg in die Gänsehaltung, ist eine gute Alternative, vor allem wenn man Erfahrung in der Direktvermarktung hat. Weidegänse direkt vom bäuerlichen Betrieb sind sehr gefragt. Die Gans ist die einzige Geflügelart, die auch Gras gut verdauen kann. Gänse werden in Österreich besonders tiergerecht auf der Weide gehalten. Durch diese Art der Haltung und das damit langsamere Wachstum kommen die Gänse erst mit etwa 18 bis 24 Wochen zur Schlachtung. Die Weidehaltung in Kombination mit Getreidebeifütterung ergibt ein besonders zartes Fleisch. Gegenüber billigerer Importware aus osteuropäischen Ländern bleibt bei der Weidegans mehr Gans in der Pfanne. Wer sein Gansl aus heimischer Haltung kauft, bringt mit Sicherheit Gourmetfleisch-Qualität auf den Tisch.
Rege Nachfrage
Mit der Gänsehaltung hat man am Betrieb Krušic vlg. Rupe in Wellersdorf/Velinja vas bei Ludmannsdorf/Bilčovs vor vier Jahren begonnen. Am Anfang waren es nur 20 Stück. Der Start lief gut und die Nachfrage nach Gänsen war, ohne viel Werbung, erstaunlich hoch. Dominik Krusic erkannte, dass die Haltung von Gänsen ausbaufähig ist, und so wurden es von Jahr zu Jahr mehr, und im Juni 2025 wurden 170 Tiere eingestallt.
Für einen guten Start ist wichtig, dass die Gössel, so werden die Küken bei den Gänsen genannt, optimale Stallbedingungen vorfinden. Im Vorfeld muss der Stall gründlich gereinigt und desinfiziert werden. Kurz vor der Ankunft muss der Raum auf 26°C aufgeheizt werden. Vor allem der Boden muss für die Küken eine angenehme Temperatur haben. Eine hochwertige Einstreu ist dafür sehr wichtig. Wichtig sind auch ausreichende Wärmequellen, die eine Temperatur von 32 bis 36°C erreichen. Das Futter für den Start bezieht Dominik Krušic über den Verein "Österreichische Weidegans". So hat er die Garantie, dass die Inhaltsstoffe passen und er, auf Grund des gemeinsamen Einkaufs aller Mitglieder, bei der Futtermühle einen besseren Preis bekommt. Bereits das Gössel wird über die Österreichische Weidegans bestellt und von der Brüterei Ganslhof Maringer aus Oberösterreich zugestellt. Es handelt sich dabei um ein richtiges österreichisches Gansl, da auch die Elterntiere, welche die Bruteier legen, in Oberösterreich gehalten werden.
Gute Betreuung
Eingestallt und mit sauberem Wasser und hochwertigen Futter versorgt, bleiben die Küken die nächsten vier Wochen geschützt im Stall. Wenn der Federwechsel abgeschlossen ist und wirklich keine "Kahle" am Rücken der jungen Gänse feststellbar ist, dürfen die Tiere hinaus ins Freie. Die Sonne könnte sonst zu gefährlich werden (Sonnenbrand). Der Obstgarten und die Weide werden von den Gänsen bestens genutzt. Der Betrieb Krušic ist nach Süden ausgerichtet. Daher muss Dominik besonders aufpassen, dass es den Gänsen im Sommer nicht zu heiß wird. Der eigene oder auch die schattigen Obstgärten in der Nachbarschaft sind in dieser Zeit eine gute Alternative für die Gänse. Damit die Flächen gleichmäßig genutzt werden, wird natürlich auch gekoppelt. Qualitativ hochwertige Wiesen und ein optimal abgestimmtes Kraftfutter für die Endmast sind für eine erfolgreichen Verkauf ausschlaggebend. Am Abend geht es aber immer nach Hause in den Stall, und der Weg durch Wellersdorf/Velinja vas ist den Gänsen, am Ende der Saison, gut vertraut.
Seit 2024 wird auch am Betrieb selbst geschlachtet. Das Wissen darüber hat sich Dominik Krušic bei einem Lohnschlachtbetrieb angeeignet. Mit dem eigenem neuen Verarbeitungsraum ist er jetzt bezüglich der Schlachtung flexibler, und auch der Ablauf vom Fangen weg bis hin zur Vermarktung erfolgt stressfreier. Zum Schlachttag werden Vater Franz und die Nachbarschaft zusammengerufen.
Vermarktung ab Hof
Die Schlachtung und Vermarktung von Gänsen hat am Betrieb vlg. Rupe bereits begonnen, und bis Ende November wird in Wellersdorf/Velinja vas das Geschnatter der Gänse wieder verstummen. Nach der abgeschlossenen Schlachtung wird der Verarbeitungsraum zum Verkaufsraum mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten. Denn nicht nur zur Gansl-Saison wird direktvermarktet. Eier, Selch- und Trockenware von den selbst verarbeiteten Schweinen können das ganze Jahr erworben werden.
"Super wäre es, wenn ich die Möglichkeit bekäme, einen Stall oder eine Hütte für 300 Gänse zu erwerben oder umzubauen. Wenn möglich mit arrondierten Flächen, das wäre arbeitstechnisch um vieles leichter als jetzt", sagt Dominik. Die Nachfrage sei groß, er habe nur leider keinen Platz mehr am Hof.
Betrieb Krušic vlg. Rupe
· Familie: Betriebsführer Dominik Krušic (29), Lebenspartnerin Lisa (29), Vater Franz (62) und Mutter Rosalia (58)
· Landwirtschaftliche Nutzfläche: 10 ha Acker, 10 ha Wechselwiese, 10 ha Wald
· Tierbestand: zwei Mutterkühe, 15 Mastschweine pro Jahr, 40 Legehühner, 170 Weidegänse
· Verarbeitungsraum inkl. Verkaufsraum
· Maschinenausstattung: für das Grünland eigene Geräte (außer Ballenwickeln), für das Ackerland ist alles ausgelagert.
Die Importzahlen gestalten sich sehr uneinheitlich: Corona, Wirtschaftskrise und Ausfälle durch Vogelgrippe haben die Produktion in Polen, Ungarn, Deutschland und Frankreich sehr stark beeinflusst. Die EU-Brutstatistiken zeigen ein deutliches Minus der Kükenschlüpfe, in Deutschland mit 11,5%, Polen mit 16,1% und Ungarn mit 5,8%. 2024 hat der Import von Gänsen in Österreich mit 1.179 t einen Tiefststand seit 1995 erreicht. Das betrifft überwiegend die Versorgung von Gastronomiebetrieben, die auf ausländische Ware setzen.
Für die bäuerlichen Weidegans-Produzenten sind diese Importmengen von geringer Bedeutung, da ihre Kunden schon seit vielen Jahren Tierwohl und Regionalität schätzen. Etwa 85% der Weidegänse werden direkt ab Hof an Wirte bzw. Endverbraucher verkauft. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt je Österreicher im Jahr bei 10 dag. Umgerechnet könnte man sagen: Jeder Österreicher bzw. jede Österreicherin konsumiert einmal im Jahr ein Gansl-Gericht. Durch die geringeren Importmengen und die annähernd gleich hohe Inlandsversorgung konnte die Eigenversorgung auf knapp 38% gesteigert werden.
