Folgen des Sturms Vaia im Mittelpunkt von Exkursionen
Ziel der Exkursion war das Val Degano mit der Forststation Forni Avoltri, ein stark vom Sturm Vaia im Oktober/November 2018 betroffenes Gebiet. Vor allem die fehlende forstliche Infrastruktur - nur ganz wenige Forststraßen waren vorhanden - stellte das Forstpersonal sowie die Grundeigentümer vor gewaltige Herausforderungen.
In den Gemeinden Forni Avoltri, Comeglians, Rigolato und Sappada/Bladen (deutsche Sprachinsel), welche zum Einzugsgebiet der Forststation - Stazione del Corpo Forestale - von Forni Avoltri gehören, hat der Sturm im Jahre 2018 ca. 320.000 fm Holz geworfen. Die vier Gemeinden erstrecken sich über eine Gesamtfläche von rund 200 km², wobei der Waldanteil ca. 70% beträgt und dabei 60% auf den privaten und 40% auf den öffentlichen Sektor entfallen. Da die forstliche Erschließung durch LKW-befahrbare Forststraßen bzw. Schlepperwege in einem nur sehr geringen Ausmaß vorhanden war (und auch heute noch ist), musste trotz vieler bürokratischer Hürden in Italien im betroffenen Gebiet in relativ kurzer Zeit eine Mindesterschließung bewerkstelligt werden, um wenigstens den überwiegenden Teil des Kalamitätsholzes aus den hauptbetroffenen Wäldern abtransportieren zu können.
Dabei spielt zusätzlich und im negativen Sinne noch eine Rolle, dass in Italien - außer in manchen autonomen Regionen - ein Erbhöferecht nicht existiert. Aus diesem Grunde werden die einzelnen Grundstücke durch wiederholte Teilungen im Zuge von Erbschaften immer kleiner und die Eigentümer haben - wegen nur Kleinstflächen bzw. Minimalflächenanteilen - kein Interesse mehr an ihren Eigentumsrechten. Oft sind die betroffenen Personen wegen Abwanderung (teils sogar nach Amerika) auch gar nicht mehr erreichbar.
In den Gemeinden Forni Avoltri, Comeglians, Rigolato und Sappada/Bladen (deutsche Sprachinsel), welche zum Einzugsgebiet der Forststation - Stazione del Corpo Forestale - von Forni Avoltri gehören, hat der Sturm im Jahre 2018 ca. 320.000 fm Holz geworfen. Die vier Gemeinden erstrecken sich über eine Gesamtfläche von rund 200 km², wobei der Waldanteil ca. 70% beträgt und dabei 60% auf den privaten und 40% auf den öffentlichen Sektor entfallen. Da die forstliche Erschließung durch LKW-befahrbare Forststraßen bzw. Schlepperwege in einem nur sehr geringen Ausmaß vorhanden war (und auch heute noch ist), musste trotz vieler bürokratischer Hürden in Italien im betroffenen Gebiet in relativ kurzer Zeit eine Mindesterschließung bewerkstelligt werden, um wenigstens den überwiegenden Teil des Kalamitätsholzes aus den hauptbetroffenen Wäldern abtransportieren zu können.
Dabei spielt zusätzlich und im negativen Sinne noch eine Rolle, dass in Italien - außer in manchen autonomen Regionen - ein Erbhöferecht nicht existiert. Aus diesem Grunde werden die einzelnen Grundstücke durch wiederholte Teilungen im Zuge von Erbschaften immer kleiner und die Eigentümer haben - wegen nur Kleinstflächen bzw. Minimalflächenanteilen - kein Interesse mehr an ihren Eigentumsrechten. Oft sind die betroffenen Personen wegen Abwanderung (teils sogar nach Amerika) auch gar nicht mehr erreichbar.
Bau von Forststraßen notwendig
Von Dott. Gianfranco Dreossi (Forstinspektion Tolmezzo) sowie Dott. Michele Simonitti (Technischer Leiter Forststraße) wurde uns als Beispielsfall eines der fertiggestellten Forststraßenprojekte, die Forststraße "Frasseneto - Lurinz“, vorgestellt. Die besichtigte Forststraße - auf der Sonnseite des Tales von Forni Avoltri, dem Val Degano, gelegen - hat eine Gesamtlänge von ca. 2.700 m, sie wurde mit einer durchschnittlichen Neigung von 7% und einer Profilbreite von 4 m konzipiert, die Kurvenradien (Spitzkehren) betragen 8 bis 9 m. In den letzten drei Jahren wurden auf der nun gut erschlossenen Waldfläche rund 100.000 fm Holz (hauptsächlich Schadholz) aufgearbeitet und in der Folge über die neu errichtete Forststraße abtransportiert. Die Trassierung war wegen des hohen Felsanteils sehr schwierig, die Baukosten (in Regie übergeben) mit 100 Euro pro lm dementsprechend sehr hoch. Finanziert wurden dieses Bauvorhaben und alle anderen im Zusammenhang mit dem Sturm Vaia stehenden (u. a. Wegebau-)Projekte vom Staat Italien mit Unterstützung der Europäischen Union. Für die Straßenerhaltungskosten wird in der Zukunft die Region Friaul-Julisch Venetien aufkommen.
Durch dieses Forststraßenprojekt sollten folgende - in Verbindung mit dem Sturm Vaia stehenden - Hauptziele verfolgt und erreicht werden:
Durch dieses Forststraßenprojekt sollten folgende - in Verbindung mit dem Sturm Vaia stehenden - Hauptziele verfolgt und erreicht werden:
- Aufarbeitung und Abtransport des angefallenen Schadholzes, auch um in der Folge eventuelle Borkenkäferkalamitäten zu vermeiden bzw. einzudämmen.
- Förderung und/oder Erleichterung der Wiederaufforstung - aber auch prinzipiell Forststraßen als Grundlage zur Ermöglichung einer modernen und nachhaltigen Waldbewirtschaftung in den alpinen Bereichen der Region Friaul-Julisch Venetien in der Zukunft.
- Sicherstellung der - auch touristischen - Nutzbarkeit des alpinen Raumes.
Aufforstung der Windwurfflächen - Novum
Ein weiterer Exkursionspunkt führte uns auf die andere Talseite des Val Degano. Auf diesem schattseitigen Standort zeigt sich, wie zum Beispiel auch am nicht weit entfernten Nordabhang der Karnischen Alpen in Kärnten, ein Fichten-Tannen-Lärchen-Buchen-Mischwald mit kräftiger Naturverjüngung. Dott.ssa Erica Andenna (Direktorin Konsortium Karnischer Wälder) und Dott. Marco Groppo (Technischer Leiter Wiederaufforstung) führten aus, dass der Sturm Vaia in diesem Waldkomplex ca. 5.500 fm Holz geworfen hat. Die dortige Forststraße existierte bereits, und so konnte das Holz relativ rasch aufgearbeitet und zu den Weiterverarbeitern verbracht werden.
Ein Problem stellte allerdings die Wiederaufforstung der Windwurfflächen dar, da generell in Italien in der Vergangenheit keine Kahlschlagwirtschaft betrieben wurde und aufgrunddessen auch keine Aufforstungen notwendig waren. Mangels der Existenz von Forstgärten in Friaul wurden die benötigten Forstpflanzen naheliegenderweise aus Südtirol, wo es eine forstliche Infrastruktur ähnlich der in Österreich gibt, bezogen. Auf einer Fläche von 5 ha und ca. 60 Teilflächen wurden 8.500 Topfpflanzen (= 1.700 Stück pro ha) versetzt - im Mischungsverhältnis von 40% Fichte, 40% Tanne und 20% Lärche. Die Buche verjüngt sich auf diesen Standorten natürlich und in reichlichem Ausmaß. Der Wald wird in den nächsten 40 Jahren sich selbst überlassen und es sind keine Pflegemaßnahmen bzw. wie immer gearteten waldbaulichen Eingriffe vorgesehen.
Ein Problem stellte allerdings die Wiederaufforstung der Windwurfflächen dar, da generell in Italien in der Vergangenheit keine Kahlschlagwirtschaft betrieben wurde und aufgrunddessen auch keine Aufforstungen notwendig waren. Mangels der Existenz von Forstgärten in Friaul wurden die benötigten Forstpflanzen naheliegenderweise aus Südtirol, wo es eine forstliche Infrastruktur ähnlich der in Österreich gibt, bezogen. Auf einer Fläche von 5 ha und ca. 60 Teilflächen wurden 8.500 Topfpflanzen (= 1.700 Stück pro ha) versetzt - im Mischungsverhältnis von 40% Fichte, 40% Tanne und 20% Lärche. Die Buche verjüngt sich auf diesen Standorten natürlich und in reichlichem Ausmaß. Der Wald wird in den nächsten 40 Jahren sich selbst überlassen und es sind keine Pflegemaßnahmen bzw. wie immer gearteten waldbaulichen Eingriffe vorgesehen.
Wildschäden kein Thema
Mit Wildschäden hatte man in diesem Gebiet noch nie wirkliche Probleme. Aufgrund der relativ natürlichen Baumartenzusammensetzung der Wälder in den Karnischen Voralpen/Friulanischen Dolomiten und des - laut Ausführungen der vortragenden Forstfachleute - anscheinend niedrigen Schalenwildbestandes (Rot-, Reh- und Gamswild) waren Wildschadensentschädigungen in der Vergangenheit noch nie ein Thema.
Allerdings spielt die Forstwirtschaft in Friaul-Julisch Venetien nicht die große wirtschaftliche Rolle und wird nicht so intensiv betrieben, wie dies in Österreich der Fall ist. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass in Italien die Jagd - im Gegensatz zu Österreich - nicht Ausfluss von Grund und Boden ist und daher der Grundeigentümer auch keinen Entschädigungsanspruch durch die Jagdausübungsberechtigten hätte, es könnte also auch niemand dafür verantwortlich gemacht werden. In unserem Nachbarland existiert die Patentjagd, und die Jagd wird nur zu einer bestimmten Zeit des Jahres (meist im Herbst) ausgeübt, wobei die Region (in Österreich vergleichbar mit einem Bundesland) die Jagdlizenzen vergibt und auch die Abschusszahlen - in Abstimmung mit der zuständigen land- und forstwirtschaftlichen Dienststellen der jeweiligen Region - festsetzt.
Allerdings spielt die Forstwirtschaft in Friaul-Julisch Venetien nicht die große wirtschaftliche Rolle und wird nicht so intensiv betrieben, wie dies in Österreich der Fall ist. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass in Italien die Jagd - im Gegensatz zu Österreich - nicht Ausfluss von Grund und Boden ist und daher der Grundeigentümer auch keinen Entschädigungsanspruch durch die Jagdausübungsberechtigten hätte, es könnte also auch niemand dafür verantwortlich gemacht werden. In unserem Nachbarland existiert die Patentjagd, und die Jagd wird nur zu einer bestimmten Zeit des Jahres (meist im Herbst) ausgeübt, wobei die Region (in Österreich vergleichbar mit einem Bundesland) die Jagdlizenzen vergibt und auch die Abschusszahlen - in Abstimmung mit der zuständigen land- und forstwirtschaftlichen Dienststellen der jeweiligen Region - festsetzt.
Forststationen und forstliche Dienststellen
Das Dienstleistungszentrum für forstliche und sonstige Bewirtschaftungsmaßnahmen im Bergland - CeSFAM - ist eine Dienststelle der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien. Sie befasst sich mit Forstwirtschaft, Umwelt, Fauna, Landwirtschaft und der räumlichen Entwicklung der Berggebiete. Diese Institution steht privaten und öffentlichen Betrieben - auch außerhalb der Region - mit land- und forstwirtschaftlichen Bildungsprogrammen sowie betreffend die Erledigung der immer umfangreicher werdenden Verwaltungsaufgaben als kompetenter Ansprechpartner zur Seite; auch organisatorisch werden die Betriebe bei den notwendigen Arbeitseinsatz- und Ablaufplanungen unterstützt. Des Weiteren ist das Zentrum für die Organisation von Fachveranstaltungen und sonstige Aufklärungsarbeit rund um die nachhaltige Forstwirtschaft und sonstige Maßnahmen zur Erhöhung der Wertschöpfung in der Bergregion zuständig.
Das CesFAM arbeitet mit italienischen und ausländischen Universitäten sowie Forschungszentren zusammen, um in der Folge technische Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu technologiebezogenen Innovationen umzusetzen. Es liefert somit auch Impulse für die Umsetzung von Initiativen und zur Verbesserung der Produktivität im Bereich der Produktionskette Wald - Holz - Energie. Auch staatsübergreifende Projekte im Rahmen der Förderungsprogramme der Europäischen Union werden über das Zentrum abgewickelt.
Eine weitere Dienststelle, welche große Teile der Waldflächen und Almen/Weiden im Bereich von 18 karnischen Gemeinden verwaltet bzw. besitzt, ist das Konsortium Karnischer Wälder.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Fläche des Betriebes von ursprünglich 1.670 ha durch nachträgliche Erwerbungen auf insgesamt 3.000 ha vergrößert. Allerdings wird nicht das gesamte Eigentum (intensiv) forstwirtschaftlich genutzt, da sich auch der natürlichen Entwicklung überlassene Schutzwälder und sonstige alpine Sonderschutzgebiete existieren. Die Verwaltung des relativ komplex zusammengesetzten Eigentums erfolgt durch forstliches Fachpersonal, wodurch unter Einhaltung der neuesten Grundlagen eines multifunktionalen Umweltmanagements, von der Maßnahmenplanung bis hin zu ihrer Durchführung, ein hoher Qualitätsstandard gewährleistet werden kann. Als Grundlage für die durchzuführenden Maßnahmen dient eine Art (Wald-) Wirtschaftsplan. Darin ist festgehalten, in welchen Bewirtschaftungseinheiten die Produktivität im Vordergrund stehen soll, aber andererseits werden auch Bereiche ausgewiesen, wo Schutzfunktionen Priorität haben.
Aufgrund der mittlerweile langjährigen Erfahrung auf diesem Gebiet verfolgt das Konsortium Karnischer Wälder heute das ehrgeizige Ziel, zu einem Modell für nachhaltiges Umweltmanagement zu werden, was in der Zukunft mit einer naturnahen Bewirtschaftungsweise gelingen und so zu einer Aufwertung der Ökosysteme im Berggebiet führen soll. Alle im Eigentum des Konsortiums befindlichen Flächen sind selbstverständlich nach den PEFC-Standards für nachhaltige Waldwirtschaft zertifiziert. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass das Konsortium Gründungsmitglied des regionalen PEFC-Ausschusses in Friaul-Julisch Venetien ist.
Das CesFAM arbeitet mit italienischen und ausländischen Universitäten sowie Forschungszentren zusammen, um in der Folge technische Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu technologiebezogenen Innovationen umzusetzen. Es liefert somit auch Impulse für die Umsetzung von Initiativen und zur Verbesserung der Produktivität im Bereich der Produktionskette Wald - Holz - Energie. Auch staatsübergreifende Projekte im Rahmen der Förderungsprogramme der Europäischen Union werden über das Zentrum abgewickelt.
Eine weitere Dienststelle, welche große Teile der Waldflächen und Almen/Weiden im Bereich von 18 karnischen Gemeinden verwaltet bzw. besitzt, ist das Konsortium Karnischer Wälder.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Fläche des Betriebes von ursprünglich 1.670 ha durch nachträgliche Erwerbungen auf insgesamt 3.000 ha vergrößert. Allerdings wird nicht das gesamte Eigentum (intensiv) forstwirtschaftlich genutzt, da sich auch der natürlichen Entwicklung überlassene Schutzwälder und sonstige alpine Sonderschutzgebiete existieren. Die Verwaltung des relativ komplex zusammengesetzten Eigentums erfolgt durch forstliches Fachpersonal, wodurch unter Einhaltung der neuesten Grundlagen eines multifunktionalen Umweltmanagements, von der Maßnahmenplanung bis hin zu ihrer Durchführung, ein hoher Qualitätsstandard gewährleistet werden kann. Als Grundlage für die durchzuführenden Maßnahmen dient eine Art (Wald-) Wirtschaftsplan. Darin ist festgehalten, in welchen Bewirtschaftungseinheiten die Produktivität im Vordergrund stehen soll, aber andererseits werden auch Bereiche ausgewiesen, wo Schutzfunktionen Priorität haben.
Aufgrund der mittlerweile langjährigen Erfahrung auf diesem Gebiet verfolgt das Konsortium Karnischer Wälder heute das ehrgeizige Ziel, zu einem Modell für nachhaltiges Umweltmanagement zu werden, was in der Zukunft mit einer naturnahen Bewirtschaftungsweise gelingen und so zu einer Aufwertung der Ökosysteme im Berggebiet führen soll. Alle im Eigentum des Konsortiums befindlichen Flächen sind selbstverständlich nach den PEFC-Standards für nachhaltige Waldwirtschaft zertifiziert. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass das Konsortium Gründungsmitglied des regionalen PEFC-Ausschusses in Friaul-Julisch Venetien ist.