Teil 6 Serie: Mastitiserreger im Detail - Escherichia coli
Zur Familie der Enterobacteriaceae werden gram-negative, oxidasenegative Stäbchen gezählt. Manche Gattungen haben ähnliche Eigenschaften wie die meisten Escherichia coli-Stämme und werden deshalb als Coliforme bezeichnet. Von den zahlreichen Vertretern der Enterobacteriaceae können als Mastitiserreger isoliert werden:
- Escherichia coli (E. coli)
- Klebsiella spp.
- Enterobacter spp. und Citrobacter spp.
- Serratia spp.
- Proteus spp.
Escherichia coli
E. coli ist mit Abstand der häufigste gram-negative Erreger, der aus Milchproben isoliert wird. Die Infektionshäufigkeit ist im Sommer und bei Durchfall höher.
Vorkommen und Verbreitung:
E. coli ist ein natürlicher Darmbewohner des Rindes. Die Erreger kommen somit im Kot, in der Umgebung, aber auch in der Einstreu und in verschmutztem Wasser vor. Eine Übertragung von Tier zu Tier ist bei E. coli sehr unwahrscheinlich. Es ist somit ein umweltassoziierter Erreger, der in der Zwischenmelkzeit in das Euter eindringt. Bei feucht-warmer Witterung in Kombination mit schmutzigen Liegeflächen und verschmutzten Laufgängen ist ein gehäuftes Auftreten von Mastitiden mit E. coli zu beobachten. Auch nasse und schlammige Ausläufe können ein Erregerreservoir sein. Kühe mit geschädigten Strichkanälen (z.B. durch Melktechnik), hoher Melkbarkeit und hohen Milchleistungen sind besonders gefährdet.
Infektion und Behandlung:
Die Erreger befinden sich eigentlich immer in der Umgebung der Kuh. E. coli verursachen eine Erkrankung, wenn die Abwehr der Tiere geschwächt und die Keimbelastung übermäßig hoch ist.
Der Erreger ist bekannt für akute Mastitiden mit schwerwiegender Allgemeinsymptomatik (u.a. Fieber, Milchverlust, Durchfall, Festliegen). Diese Entzündungssymptome können innerhalb kürzester Zeit auftreten. Coliforme können hochwirksame Toxine bilden, die das Euter massiv schädigen. Neben der Vermehrung im Euter können durch den Weitertransport über die Blutbahn auch andere Organe betroffen sein ("Blutvergiftung“). Oftmaliges Ausmelken der betroffenen Viertel und die sofortige tierärztliche Behandlung sind bei schwerwiegenden Symptomen für die Heilungsrate entscheidend. Die Verlustrate bei hochgradigen Coli-Mastitiden kann bis zu 80% der Erkrankungsfälle betragen. Auch wenn in solchen Notfällen sofort behandelt werden muss und das Ergebnis einer bakteriologischen Milchprobe nicht abgewartet werden kann, ist es dennoch empfehlenswert sofort eine Milchprobe ins Labor einzuschicken. Auf die sterile Probenahme ist besonders zu achten, damit nicht E. coli als Verschmutzung von außen kommend im Labor nachgewiesen wird. So können im Nachhinein die Maßnahmen besser beurteilt und bei zukünftigen Fällen noch adäquater reagiert werden.
Selten sind auch leichte und chronische Fälle möglich.
Vorbeugemaßnahmen:
- Möglichst saubere und trockene Liegeflächen, Laufgänge und Ausläufe
- Bedarfsgerechte Fütterung
- Vermeidung von Durchfallerkrankungen (Ursachen: verschmutztes Futter, pilzbefallene Silage, einseitige Fütterung, rasche Futterumstellung)
- Regelmäßig gewartete und richtig eingestellte Melkmaschine
- Melkzeuge und Zitzengummis sollen in der Zwischenmelkzeit abtrocknen können!
- Wasserversorgung: in guter Qualität und in ausreichender Quantität, sodass auch rangniedrige Tiere stressfrei Zugang haben
- Gute Melkhygiene (Einmaleutertücher, Gummihandschuhe, filmbildendes Barrieredippmittel)
- Kühe nach dem Melken 30 Minuten stehen lassen
Die weiteren coliformen Erreger werden in eigenen Artikeln beschrieben.
Tipp:
Das Plakat "Beurteilung der Euterhygiene“ können Sie kostenlos unter milch@lk-noe.at
anfordern. Bei Umwelterregern sind die Stallhygiene und die Sauberkeit der Euter die wichtigsten Vorbeugemaßnahmen. Mithilfe des Plakates können Sie die Euterhygiene objektiv beurteilen.
anfordern. Bei Umwelterregern sind die Stallhygiene und die Sauberkeit der Euter die wichtigsten Vorbeugemaßnahmen. Mithilfe des Plakates können Sie die Euterhygiene objektiv beurteilen.