Strengere Regeln für Tiertransporte

Das Vorhaben soll das Wohlergehen von 1,6 Mrd. Tieren verbessern, die jedes Jahr in der Europäischen Union und über EU-Grenzen hinweg transportiert werden. Der Kommissionsvorschlag konzentriert sich auf mehrere Schlüsselbereiche: So sollen die Beförderungszeiten verkürzt und bei langen Transporten die Tiere für Ruhe-, Fütterungs- und Tränkpausen verpflichtend entladen werden müssen. Für Schlachttiere sowie für gefährdete Tiere wie nicht abgesetzte Kälber und trächtige Tiere gelten besondere Vorschriften.
Neue Vorgaben gibt es für das Raumangebot, das jedem Tier zur Verfügung stehen muss und stärker auf die verschiedenen Tierarten abgestimmt wird. Es werden strenge Auflagen für Transporte bei extremen Temperaturen eingeführt. Wenn die Temperatur beispielsweise 30 °C übersteigt, dürfen Transporte nur nachts erfolgen. Liegt die Temperatur unter 0 °C, müssen Straßenfahrzeuge abgedeckt werden, und die Luftzirkulation im Tierabteil muss so gesteuert werden, dass die Tiere während des Transports vor Luftzug geschützt sind. Wenn die Temperatur unter –5 °C sinkt, gilt zusätzlich die Vorgabe, dass die Transportzeit neun Stunden nicht überschreiten darf. Die Vorschriften für die Ausfuhr lebender Tiere aus der Union werden verschärft, einschließlich besserer Kontrollen in Drittländern, um die Anwendung von Standards sicherzustellen, die mit denjenigen in der EU vergleichbar sind. Außerdem sollen digitale Instrumente optimal genutzt werden, um die Durchsetzung der Transportvorschriften zu unterstützen (z. B. eine Echtzeit-Ortung von Fahrzeugen, eine zentrale Datenbank). Für die Landwirte und Agrargenossenschaften in der EU enthält der Vorschlag zwar einige technische Verbesserungen. Die Copa-Cogeca kritisiert jedoch praxisferne Vorschriften, die dem Tierschutz zuwiderlaufen und einige Mitgliedstaaten diskriminieren würden. Eine Anhebung des Mindestalters für den Transport von Kälbern auf fünf Wochen bzw. drei Wochen für Ferkel, Lämmer und Ziegenkitze würde für viele Betriebe das Aus bedeuten, beanstandet der Dachverband der EU-Landwirte. Die Milchviehbetriebe müssten ihre Strukturen komplett umbauen und renovieren, was für viele nicht machbar sei. Die Begrenzung der Fahrtzeit zur Schlachtung auf neun Stunden würde bedeuten, dass die Landwirte in einigen Mitgliedstaaten sofort den Zugang zu vielen Schlachthöfen verlieren würden, bemängelt die Copa-Gogeca. Ebenso würde die Begrenzung der Fahrtzeit auf der Straße für andere Zwecke als die Schlachtung die Versorgungsketten unterbrechen, die über Jahre hinweg aufgebaut worden seien. Sie würde Mitgliedstaaten mit größeren Entfernungen, unzureichender Infrastruktur oder Bergregionen diskriminieren. Das Erfordernis der Nachtfahrt im Falle einer Temperaturvorhersage von mehr als 30 ºC sei sowohl aus Sicht des Tierschutzes (alle in den Geltungsbereich fallenden Tierarten seien tagaktiv) als auch aus sozialer Sicht (Verfügbarkeit und Flexibilität von Arbeitskräften) störend und würde die Transporte im Sommer, insbesondere im Süden, benachteiligen. Der Landwirteverband fordert EU-Parlament und Rat daher auf, den Vorschlag weiter zu verbessern und nicht diskriminierend zu gestalten.