Preise bei Milch rückläufig
"Nach den rasanten Preis- und Kostenanstiegen im Vorjahr infolge der Verunsicherungen durch den Ukrainekrieg hat sich der Milchmarkt mittlerweile wieder gedreht", berichtete der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), Helmut Petschar, anlässlich der Milchwirtschaftlichen Tagung in Tirol. Die Preise für Milch seien zurückgegangen: "2023 bestimmen Inflation, Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten, gedämpfte weltweite Nachfrage und eine anhaltend hohe Kostensituation die Situation am Markt. Dazu kommen Ausweitungen der Milchproduktion in wichtigen Ländern der EU, wie Deutschland, den Niederlanden oder Polen und damit der EU insgesamt, was zu rückläufigen Preisen führte."
Die Milchanlieferung habe in Österreich 2022 um 2,9% auf 3,5 Mio. t gesteigert werden können, heuer sei sie zirka 1% über dem Vorjahr gelegen. Die Milcherzeugerpreise hätten in Österreich mit Jahreswechsel ihren Höchststand erreicht, wobei dieser Spitzenwert in Österreich niedriger und auch später als z.B. in Deutschland erreicht worden sei. Die Erzeugerpreise für gentechnikfreie, konventionelle Qualitätsmilch (4,0% Fett, 3,4% Eiweiß) beliefen sich für den Zeitraum Jänner bis Juli 2023 auf 51,35 ct/kg netto, 20,2% über dem Vorjahreswert, bzw. 61,02 ct/kg im Durchschnitt aller Qualitäten inkl. USt. (2022: 52,02 ct/kg). Im Juli 2023 seien die Werte mit 46,79 (-4,0%) bzw. 55,07 ct/kg (-4,6%) infolge der Preisrückgänge seit Beginn des Jahres erstmals unter den Preisen des Vorjahres gelegen. 2022 habe Umsatzausweitungen gebracht, die aber zur Abdeckung der massiv gestiegenen Kosten auf Höfen und in der Milchverarbeitung, in der Logistik und der gestiegenen Energie- und Lohnkosten dringend gebraucht worden seien. Die Molkereien hätten 2022 zwar einen auf 3,8 Mrd. Euro gestiegenen Umsatz eingefahren - 2021 waren es 3,05 Mrd. gewesen - doch jener von 2023 dürfte nicht daran heranreichen. Bestimmendes Thema im abgelaufenen Jahr sei die Inflationsdebatte gewesen. Eine vergleichende Analyse zeige, dass die Teuerung bei Butter und Milchprodukten in Österreich geringer als im EU-Durchschnitt oder in Deutschland ausgefallen sei, während die Inflation insgesamt in Österreich über dem Durchschnitt gelegen habe. Die geringere Inflation von Lebensmitteln und Milchprodukten in Österreich trage massiv zur Entlastung der Gesamtinflation bei.
Export gestiegen
Laut Statistik Austria seien die Exporte in den ersten sechs Monaten 2023 um 12,6% gestiegen, die Importe um 8,1%, was zu einem um 20,9% höheren, positiven Handelssaldo führte. Die österreichische Milchwirtschaft sei für hohe Nachhaltigkeitsstandards bekannt, weitere Maßnahmen zur Ökologisierung und Verbesserungen beim Tierwohl seien geplant. Als wichtigen Punkt bezeichnete Petschar eine möglichst breite Einführung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung. Nur dadurch werde es für Konsumenten möglich sein, fundierte Kaufentscheidungen zu treffen, zumal die Herkunft die Summe der nationalen Standards bedeutet. Er hob die Bedeutung der gentechnikfreien österreichischen Milchwirtschaft hervor und gab der Hoffnung Ausdruck, dass EU-Vorschläge zu einer Liberalisierung überarbeitet werden.