Kuhtracking: Tierwohl am Handy

Die künstliche Intelligenz - hinter diesem Schlagwort verbirgt sich die Anwendung einer neuen Technologie, die in der digitalen und automatisierten Welt in alle Lebensbereiche vordringt. Im Rahmen einer Online-Veranstaltung wurden die Praxisreife und die Anwendung von Methoden der künstlichen Intelligenz mit Landwirtinnen und Landwirten anhand des Kuhtrackings erörtert. An der Bundesforschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein wurde in einem Praxisversuch eine Studie durchgeführt, wie mit Hilfe von Kameras und künstlicher Intelligenz das Herannahen der Geburt eines Kalbes anhand vieler Beobachtungsparameter erkannt und dem Betriebsführer mittels Pushnachricht gemeldet wird. Obwohl der Praxisversuch noch mit sehr wenigen Tieren erfolgte, zeigt sich, dass die Systeme durchaus zukunftsweisend sein könnten.
Der LK-Fachreferent für Digitalisierung und Standortleiter an der Innovation Farm in Mold, Robert Zinner sieht in der Methodik großes Potenzial: "Wir erleben bereits einen großen Boom an Anwendungsmöglichkeiten von bildgestützter künstlicher Intelligenz in der Landwirtschaft. Wir in Mold haben Erfahrungen von Unkrautrobotern bis zu Saatgut-Dektektoren gesammelt." In der Innenwirtschaft sind die Anwendungsbereiche Tierwohl-Monitoring, Brunsterkennung, Abkalbemonitoring, Krankheitsmonitoring und die Automatisierung von Leistungsdaten.
Die Firma Mechatronik, ein Startup, und die Firma cognify arbeiten im Rahmen eines Forschungsprogrammes an den Voraussetzungen, wie die Idee des Kuhtrackings in die Praxis der Tierhaltung Eingang finden kann. Julian Jäger, Projektmanager bei Mechatronik Austria, berichtet: "Wir sind heuer gestartet und befinden uns in der Testphase, wir haben bereits ausreichend Testbetriebe, die hier mitmachen, und die Ergebnisse sind vielversprechend." Sein Partner, Dr. Norbert Walchhofer, Experte, was die Anwendung der KI beim Projekt betrifft, von der Firma cognify betreut den Bereich künstliche Intelligenz. "Weltweit arbeiten drei Forschungsteams an der Entwicklung dieses Systems bei Rindern. Wenn alles gut geht, können wir 2025 ein marktreifes Produkt anbieten und wollen es auch europaweit ausrollen", erzählt er.
Fazit
Die meisten Landwirte wenden sehr viel Zeit im Umgang mit ihren Tieren auf, gerade das Erkennen der Brunst, aber auch das Herannahmen der Abkalbung, die Beobachtung des Gesundheitszustandes der Tiere und die Einschätzung ihres Wohlbefindens erfordern vom Tierhalter viel Erfahrung und Wissen, aber auch Zeit. Dass Kameras und künftige Überwachungssysteme hier Eingang gefunden haben, liegt auf der Hand, da die Personalressourcen bei wachsenden Betrieben immer knapper werden. Technologiegestützte Systeme sind sicher erst ab einer bestimmten Größe rentabel einsetzbar. Wie beim Melkroboter dauert es vom ersten Prototypen bis zum Praxiseinsatz oft sehr lange. Hier scheint es schneller zu gehen. Kameras haben schon lange Einzug in der Landwirtschaft gehalten, aber die Auswertungsmöglichkeiten über lernende Systeme können nun wirklich einen Sprung bedeuten, um die Effizienz der Auswertung von unzähligen Daten, die am Betrieb vorhanden sind, so zu steigern, dass die Kosten-Nutzen-Rechnung früher oder später doch aufgeht und der Betriebsleiter auf diese Weise eine wertvolle Entscheidungshilfe bekommt, die ihm nützt - aber sein Erfahrungswissen niemals ersetzen können wird.
Auszeichnung für Innovation
Markus Zehentner ist bei der Firma Mechatronik Austria tätig, die sich aus einem jungen Startup zu einem Problemlöser auch für den AgriTechsektor entwickelte. Gemeinsam mit der Firma cognify arbeitet sie am Praxiseinsatz der Kuhtracking-Technologie. Für das Projekt hat das Unternehmenskonsortium 1 Mio. Euro an Forschungsförderung an Land ziehen können, mit dem Praxiseinsatz der Technologie rechnet es in zwei Jahren. Das Projekt wurden im Rahmen des Innovationspreises auf der Agrarmesse ausgezeichnet.