„Kinderbetreuung ist auch etwas für die Männerwelt“
Wo drückt aus Sicht der ARGE Bäuerinnen derzeit der Schuh?
Neumann-Hartberger: Zunächst drückt der Schuh in der künftigen Ausrichtung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Neben den agrarischen Ausgleichszahlungen ist uns wichtig, dass in der neuen GAP auch für die Weiterbildung die finanziellen Mittel ausreichend zu Verfügung stehen. Das gilt auch für betriebliche Bereiche, in denen Bäuerinnen besonders verankert sind wie Urlaub am Bauernhof und die Direktvermarktung. Aber auch die Investitionen und Innovationen müssen aus Sicht der Frauen einen fixen Platz in den Fördermöglichkeiten der GAP haben. Abseits davon beschäftigen uns intensiv alle gesellschaftlichen Themen wie die Pflegereform, die Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Es gibt die Forderung nach einem Frauenbonus in der neuen GAP. Demnach sollten die Bedürfnisse der Bäuerinnen, die tendenziell kleinere Betriebe führen und kleinere Investitionen tätigen, künftig stärker berücksichtigt werden. Wie optimistisch sind Sie da?
Optimistisch sind wir Bäuerinnen immer, weil Pessimismus führt zu nichts. Der Frauenbonus ist ein Vorschlag, wie weit er umgesetzt wird, oder ob er in den verschiedenen Bereichen der GAP seinen Niederschlag findet, wird sich zeigen.
Die Coronakrise hat den Pflegenotstand in Österreich weiter verschärft. Menschen werden zunehmend älter, Pflegekräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Wie lautet Ihr Lösungsansatz?
Es muss attraktiv werden, den Beruf der Pflegekraft zu ergreifen. Dazu gehören eine qualifizierte Ausbildung und eine ordentliche Entlohnung, schon während der Ausbildungszeit. Tun wir nichts, werden uns die Pflegekräfte letztlich ausgehen, egal ob zuhause mit Unterstützung durch eine externe Hilfe oder in einem Heim. Pflege bedeutet viel mehr als vermeintlich minderwertige Arbeiten und Windel wechseln – man gibt einen wertschätzenden, menschlichen Umgang in einer liebevollen Pflege weiter, und da ist es egal wo.
Viel ist die Rede von mehr Wertschätzung von außen, durch die Gesellschaft. Fehlt es den Bäuerinnen aber oftmals nicht viel eher an der Wertschätzung von innen, durch Berufskollegen oder die eigene Familie?
Ich glaube, dass wir da schon einen großen Schritt weiter sind. Eben auch durch das Engagement der Bäuerinnenorganisation – durch die Stärkung der Persönlichkeitsbildung, der Unternehmerkompetenz und der Absicherung der Rechte der Frau in der Landwirtschaft. Es ist auch in den land- und forstwirtschaftlichen Besitzverhältnissen durchaus ablesbar, dass meist beide – Mann und Frau – gemeinsam Besitzer sind. Die interne Wertschätzung für die Bäuerinnen ist in den letzten Jahren sehr gestiegen.
Wo sollten sich die Männer in einer partnerschaftlichen Beziehung mehr anstrengen?
Vor allem in den sozialen Themen. Denn diese werden immer noch – vor allem im landwirtschaftlichen Bereich – klassisch als Frauenthemen abgetan. Ob in der Kinderbetreuung, der Pflege oder der Haushaltsführung. Die Männerwelt sollte beispielsweise erkennen, dass Kinderbetreuung ein partnerschaftliches Thema ist und nicht nur eines für die Frauen.
Sehr viele Organisationen haben die ARGE-Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung unterzeichnet. Hat sich in der Chancengleichheit von Frauen in agrarischen Funktionen dadurch etwas getan?
Ja, es tut sich was, wir sind auf einem guten Weg der Entwicklung. Wir evaluieren den Ist-Stand in den Gremien der Unterzeichner, wenn es zuerst einen Frauenanteil von sieben oder acht Prozent gibt und später 15 Prozent, dann ist das ein Fortschritt. Unsere Forderung lautet aber mindestens 30 Prozent Frauen in allen agrarischen Entscheidungsgremien.
Neumann-Hartberger: Zunächst drückt der Schuh in der künftigen Ausrichtung der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik. Neben den agrarischen Ausgleichszahlungen ist uns wichtig, dass in der neuen GAP auch für die Weiterbildung die finanziellen Mittel ausreichend zu Verfügung stehen. Das gilt auch für betriebliche Bereiche, in denen Bäuerinnen besonders verankert sind wie Urlaub am Bauernhof und die Direktvermarktung. Aber auch die Investitionen und Innovationen müssen aus Sicht der Frauen einen fixen Platz in den Fördermöglichkeiten der GAP haben. Abseits davon beschäftigen uns intensiv alle gesellschaftlichen Themen wie die Pflegereform, die Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Es gibt die Forderung nach einem Frauenbonus in der neuen GAP. Demnach sollten die Bedürfnisse der Bäuerinnen, die tendenziell kleinere Betriebe führen und kleinere Investitionen tätigen, künftig stärker berücksichtigt werden. Wie optimistisch sind Sie da?
Optimistisch sind wir Bäuerinnen immer, weil Pessimismus führt zu nichts. Der Frauenbonus ist ein Vorschlag, wie weit er umgesetzt wird, oder ob er in den verschiedenen Bereichen der GAP seinen Niederschlag findet, wird sich zeigen.
Die Coronakrise hat den Pflegenotstand in Österreich weiter verschärft. Menschen werden zunehmend älter, Pflegekräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Wie lautet Ihr Lösungsansatz?
Es muss attraktiv werden, den Beruf der Pflegekraft zu ergreifen. Dazu gehören eine qualifizierte Ausbildung und eine ordentliche Entlohnung, schon während der Ausbildungszeit. Tun wir nichts, werden uns die Pflegekräfte letztlich ausgehen, egal ob zuhause mit Unterstützung durch eine externe Hilfe oder in einem Heim. Pflege bedeutet viel mehr als vermeintlich minderwertige Arbeiten und Windel wechseln – man gibt einen wertschätzenden, menschlichen Umgang in einer liebevollen Pflege weiter, und da ist es egal wo.
Viel ist die Rede von mehr Wertschätzung von außen, durch die Gesellschaft. Fehlt es den Bäuerinnen aber oftmals nicht viel eher an der Wertschätzung von innen, durch Berufskollegen oder die eigene Familie?
Ich glaube, dass wir da schon einen großen Schritt weiter sind. Eben auch durch das Engagement der Bäuerinnenorganisation – durch die Stärkung der Persönlichkeitsbildung, der Unternehmerkompetenz und der Absicherung der Rechte der Frau in der Landwirtschaft. Es ist auch in den land- und forstwirtschaftlichen Besitzverhältnissen durchaus ablesbar, dass meist beide – Mann und Frau – gemeinsam Besitzer sind. Die interne Wertschätzung für die Bäuerinnen ist in den letzten Jahren sehr gestiegen.
Wo sollten sich die Männer in einer partnerschaftlichen Beziehung mehr anstrengen?
Vor allem in den sozialen Themen. Denn diese werden immer noch – vor allem im landwirtschaftlichen Bereich – klassisch als Frauenthemen abgetan. Ob in der Kinderbetreuung, der Pflege oder der Haushaltsführung. Die Männerwelt sollte beispielsweise erkennen, dass Kinderbetreuung ein partnerschaftliches Thema ist und nicht nur eines für die Frauen.
Sehr viele Organisationen haben die ARGE-Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung unterzeichnet. Hat sich in der Chancengleichheit von Frauen in agrarischen Funktionen dadurch etwas getan?
Ja, es tut sich was, wir sind auf einem guten Weg der Entwicklung. Wir evaluieren den Ist-Stand in den Gremien der Unterzeichner, wenn es zuerst einen Frauenanteil von sieben oder acht Prozent gibt und später 15 Prozent, dann ist das ein Fortschritt. Unsere Forderung lautet aber mindestens 30 Prozent Frauen in allen agrarischen Entscheidungsgremien.

Wie schaut es künftig mit Landwirtschaftskammer-Präsidentinnen aus?
Ja, es gibt nach wie vor nur eine (in Oberösterreich, Anm.). Schau ma mal (lacht). Gewisse Positionen werden wahrscheinlich auch in Zukunft männlich dominiert sein. Aber wir wollen heraus aus den gängigen Meinungen, „die Stellvertreterfunktion übernimmt die Bäuerin“ und „die sozialen Themen in einem Gremium macht die Frau“.
Bei der Kärntner Landwirtschaftskammer-Wahl am 7. November treten sechs Fraktionen an. Ihre Spitzenkandidaten: allesamt Männer.
Da ist noch immer dieses patriarchale Denken der Männer, dass die Spitzenposition ein Mann haben muss. Allerdings, bei einem Blick in die Reihungslisten der Fraktionen sieht man sehr wohl Unterschiede. Das war bei uns in Niederösterreich auch stark der Fall. Bei der einen Fraktion war der Frauenanteil minimal. Bei einer anderen war die einzige Frau am letzten Listenplatz gereiht. Andere Fraktionen hingegen waren im Finden von Kandidatinnen sehr erfolgreich. Unterschiede sind erkennbar, wenn man sich die Wahllisten in der Gesamtheit anschaut.
Männer argumentieren, wenn sie Frauen für eine Funktion ansprechen, verlässt diese meist der Mut.
Mut, aber auch die Bereitschaft, sich das anzutun. Keine Frage, es ist nach wie vor eine Challenge als Frau, in politischen Gremien zu bestehen. Wir Frauen machen das nicht einfach nebenher, weil wir oft den Anspruch haben, das, was wir tun, mit vollem Einsatz und möglichst gut zu tun. Und diesen Anspruch findet man bei den Männern seltener. Wir unternehmen aber sehr viel, um Frauen für die Arbeit in agrarischen Gremien zu gewinnen, etwa durch den ZAMm-Lehrgang „Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“. Dort bilden wir Frauen aus und ermutigen sie, sich an agrarischen beziehungsweise politischen Funktionen zu beteiligen.
Ja, es gibt nach wie vor nur eine (in Oberösterreich, Anm.). Schau ma mal (lacht). Gewisse Positionen werden wahrscheinlich auch in Zukunft männlich dominiert sein. Aber wir wollen heraus aus den gängigen Meinungen, „die Stellvertreterfunktion übernimmt die Bäuerin“ und „die sozialen Themen in einem Gremium macht die Frau“.
Bei der Kärntner Landwirtschaftskammer-Wahl am 7. November treten sechs Fraktionen an. Ihre Spitzenkandidaten: allesamt Männer.
Da ist noch immer dieses patriarchale Denken der Männer, dass die Spitzenposition ein Mann haben muss. Allerdings, bei einem Blick in die Reihungslisten der Fraktionen sieht man sehr wohl Unterschiede. Das war bei uns in Niederösterreich auch stark der Fall. Bei der einen Fraktion war der Frauenanteil minimal. Bei einer anderen war die einzige Frau am letzten Listenplatz gereiht. Andere Fraktionen hingegen waren im Finden von Kandidatinnen sehr erfolgreich. Unterschiede sind erkennbar, wenn man sich die Wahllisten in der Gesamtheit anschaut.
Männer argumentieren, wenn sie Frauen für eine Funktion ansprechen, verlässt diese meist der Mut.
Mut, aber auch die Bereitschaft, sich das anzutun. Keine Frage, es ist nach wie vor eine Challenge als Frau, in politischen Gremien zu bestehen. Wir Frauen machen das nicht einfach nebenher, weil wir oft den Anspruch haben, das, was wir tun, mit vollem Einsatz und möglichst gut zu tun. Und diesen Anspruch findet man bei den Männern seltener. Wir unternehmen aber sehr viel, um Frauen für die Arbeit in agrarischen Gremien zu gewinnen, etwa durch den ZAMm-Lehrgang „Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“. Dort bilden wir Frauen aus und ermutigen sie, sich an agrarischen beziehungsweise politischen Funktionen zu beteiligen.