Erntebilanz 2024: Unterdurchschnittliche Ernte trifft auf angespannte Märkte
„Wir haben die schlechteste Getreideernte seit vielen Jahren in Kärnten. Und auch wenn es bei Soja und Mais etwas besser ausschaut, bleibt die Ernte 2024 in Summe weit unter dem Durchschnitt“, zieht LK-Präsident Siegfried Huber Bilanz über die heurige Ernte. Zu den schlechten Erträgen kommt, dass die Ausgaben für Saatgut, Düngemittel und Treibstoff im mehrjährigen Vergleich auf hohem Niveau bleiben und nicht durch kostendeckende Preise bei den erzeugten Ackerkulturen abgedeckt werden können. „Wenn eine unterdurchschnittliche Ernte auf Erzeugerpreise trifft, die die hohen Kosten nicht abdecken, bleibt den Bauern am Ende des Tages zu wenig in der Brieftasche“, fasst Huber zusammen und betont, dass Kärntens Ackerbauern bereits letztes Jahr einen Einkommensrückgang zu verzeichnen hatten.
Agrardiesel, Inflationsabgeltung und weniger Bürokratie gefordert
Angesichts der angespannten Lage sieht der LK-Präsident die nächste Bundesregierung gefordert, um den negativen Trend umzukehren und die Wettbewerbsfähigkeit der bäuerlichen Betriebe zu stärken. Im Namen aller in der Vollversammlung der LK Kärnten vertretenen Fraktionen fordert der LK-Präsident drei konkrete Maßnahmen von der neuen Bundesregierung: „Wir brauchen eine jährliche Inflationsanpassung bei den EU-Ausgleichszahlungen, einen dauerhaft steuerbegünstigten Agrardiesel und weniger Zettelwirtschaft auf den Höfen, sprich einen massiven Bürokratieabbau“, erklärt Huber.
Durchwachsene Ernte
Die Getreideernte wiederum trieb den Bäuerinnen und Bauern die Sorgenfalten auf die Stirn: Mit einem Minus von fast 10 Prozent zum Vorjahr und minus 19 Prozent zum 5-jährigen Mittel war sie die Schwächste seit vielen Jahren. Die Maisernte ist derzeit noch im Laufen, aus heutiger Sicht fällt die Ernte jedoch eher unterdurchschnittlich aus, während die Sojabohnenernte in Summe als zufriedenstellend bezeichnet werden kann.
Im Grünland wiederum waren die Ernteerträge heuer in Summe gut, die Ernte selbst stellte sich aufgrund des vielen Regens aber als sehr herausfordernd dar.
Im Feldgemüsebau erwiesen sich der Wechsel von Niederschlag und Trockenheit sowie die Hitze im August als überaus herausfordernd. Unterdurchschnittlich verlief die Ernte heuer auch bei Ölkürbissen, bei Kartoffeln wiederum erreichten die Hektarerträge mittleres bis gutes Niveau.
Im Obstbau sind heuer geringere Erntemengen zu verzeichnen, vor allem Stein- und Beerenobstbau waren Opfer der Witterungsbedingungen. Auch im Weinbau fallen die geernteten Mengen eher gering aus, wobei der Herbst noch für hervorragende Qualität sorgte.
Bioackerbau – niedrige Erntemengen und volle Lager
Die Erzeugerpreise stehen hingegen unter Druck. Trotz witterungsbedingter Ernteausfälle – vor allem in den östlichen Bundesländern – sind die Bio-Getreidelager durch gute Ernten der letzten beiden Jahre noch gut gefüllt. Auf einen leichten Preisanstieg dürfen die Ackerbauern eventuell noch bei Bio-Soja hoffen, das als Eiweißfuttermittel europaweit stark nachgefragt wird.
Im Lebensmitteleinzelhandel zeigt sich weiterhin eine positive Entwicklung im Bio-Segment. Wurden 2019 österreichweit noch rund 161.000 Tonnen Biolebensmittel verkauft, sind es nun bereits rund 205.000 – ein mengenmäßiger Anstieg von 27 % und ein wertmäßiger von 50 %. „Herr und Frau Österreicher greifen im Handel und, wo es möglich ist, auch in der Gastronomie gerne zu Bio“, resümiert Johann Kreschischnig, Obmann von BIO AUSTRIA Kärnten. Kreschischnig wünscht sich vor allem eines: dass Bund und Land die Vorgabe des Aktionsplans „nachhaltige öffentliche Beschaffung“ (naBe), bis 2023 in öffentlichen Großküchen mind. einen Bioanteil von 25% einzusetzen, endlich erfüllen. Denn die Biobauern, die bereits mehr als ein Viertel aller landwirtschaftlichen Flächen bestellen, brauchen diesen wichtigen inländischen Markt, um weniger vom Export ihrer hochwertigen Lebensmittel abhängig zu sein.
Kontakt Pressestelle: Wilfried Pesentheiner, Tel. + 43/ 676/ 83 555 383, wilfried.pesentheiner@lk-kaernten.at