Wolf: Protestnote an hochrangigen EU-Vertreter übergeben!
Vom 21. bis 23. Juni findet die österreichische Almwirtschaftstagung zum ersten Mal seit 2007 wieder in Kärnten statt. In und um Millstatt diskutierten 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Österreich, Bayern, dem Allgäu, Südtirol und der Schweiz über aktuelle Themen, die die Almwirtschaft bewegen. Hochrangige Gäste wie Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Humberto Delgado Rosa, Direktor für Artenvielfalt bei der EU-Kommission, bewiesen den Stellenwert der Veranstaltung.
Thematisiert wurden unter anderem die Almen als Gesundheitslandschaft der Zukunft sowie das erfolgreiche und seit zehn Jahre laufende Projekt „Langzeitarbeitslose auf Kärntens Almen“. Der Schwerpunkt lag jedoch auf dem wohl brennendsten Thema der Almwirtschaft im gesamten Alpenraum: der rasant anwachsenden Wolfpopulation und den damit einhergehenden massiv negativen Auswirkungen für die Almbewirtschaftung.
Signal an Brüssel
In der bäuerlichen Produktion ist die Almwirtschaft zentraler und unerlässlicher Bestandteil. Bedauerlicherweise ist die Anzahl der Tiere auf den Almen in den letzten Jahren um ca. 15 % gesunken. Für den Rückgang gibt es etliche Gründe – einer der wesentlichen ist aber unbestreitbar die Rückkehr der Wölfe. Die Landwirtschaftskammer Kärnten und der Kärntner Almwirtschaftsverein hatten deshalb den bei der EU-Kommission für Artenvielfalt zuständigen Direktor Humberto Delgado Rosa (POR) zu einem Lokalaugenschein nach Millstatt eingeladen. Dadurch sollte bei diesem ein Bewusstsein für die Notwendigkeit der Herabsetzung vom Schutzstatus des Wolfes in der Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Richtlinie geschaffen werden. LK-Präsident Siegfried Huber: „Wir wollten dem zuständigen Spitzenbeamten der EU-Kommission vor Ort zeigen, dass Großraubtiere in einer besiedelten Kulturlandschaft, die landwirtschaftlich und touristisch genutzt wird, keinen Platz haben. Der Schutzstatus muss gesenkt und eine unbürokratische Bejagung möglich werden.“ Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins, fügt mahnend hinzu: „Es gibt mittlerweile bereits einige Schafbauern in Kärnten, die ihre Tiere im Sommer nicht mehr auf die Alm treiben. Bei einer weiteren Ausbreitung von Wölfen und der damit verbundenen Rudelbildung geraten zunehmend auch Rinder in Gefahr. Eine flächendeckende Almbewirtschaftung mit damit verbundener offener Kulturlandschaft mit hoher Biodiversität wird es dann in dieser Form nicht mehr geben.“
Auch Erich Schwärzler, Obmann Almwirtschaft Österreich, verwies bei der Tagung auf die österreichweite Bedeutung der Almen und die negativen Auswirkungen der Rückkehr von Großraubtieren. Er warnt davor, dass das „Juwel Alm dem Wolf geopfert“ werden solle.
Gastgeber und Organisator der Almwirtschaftstagung Josef Obweger und seinem Team ist es gelungen, den zahlreichen internationalen Besucherinnen und Besuchern ein spannendes und umfassendes Programm mit einem Mix aus Vorträgen, Diskussionen und Fachexkursionen auf Almen zu bieten. Am Donnerstag und Freitag standen Exkursionen auf die Millstätteralm und den Biosphärenpark Nockberge am Programm, bei denen insgesamt acht unterschiedliche Almen von ihren Bewirtschaftern vorgestellt wurden.
Protestnote zeigt breite Allianz
Um die Forderung nach der Absenkung des Schutzstatus zu bestärken, wurde von den Initiatoren LK-Präsident Siegfried Huber und Almwirtschaftsvereinsobmann Josef Obweger dem bei der Almwirtschaftstagung anwesenden EU-Vertreter Humberto Delgado Rosa eine Protestnote überreicht. In dieser wird gefordert, dass der Schutzstatus von Wölfen herabgesetzt und ihre Bejagung erleichtert wird. Nicht weniger als 157 Repräsentanten von 122 unterschiedlichen Organisationen tragen die Protestnote mit. Die Initiatoren, LK-Präsident Huber und Almwirtschaftsvereinsobmann Josef Obweger dazu: „Wir freuen uns, dass unsere Forderung von einer breiten Allianz von Gemeinden, Sozialpartnerorganisationen, dem Tourismus aber auch Organisationen wie dem Alpenverein, Bio Austria Kärnten, dem Gemeindebund oder der Kärnten Werbung mitgetragen wird. Das ist ein starkes, gemeinsames Zeichen aus Kärnten an die EU-Kommission!“ (Die Protestnote im Wortlaut und die Liste der unterstützenden Organisationen und Personen finden Sie im Anschluss an diesen Artikel als Download.)
Zahlen und Fakten zu Almen in Kärnten
- Kärnten war und ist (noch) ein Almenland: 16 % der Landesfläche sind Almgebiet
- Es gibt rund 1800 bewirtschaftete Almen, wobei diese sehr kleinstrukturiert sind.
- Zwei Dittel der Almen haben nicht mehr als 20 ha Futterfläche.
- Rund 4000 Betriebe treiben Tiere auf die Almen – das sind knapp 40 % aller Landwirte.
- Es gibt immer weniger Bauern, die auftreiben und immer weniger Tiere auf den Almen. Die Anzahl der Tiere ist in den letzten zehn Jahren um ca. 15 % gesunken.