Wir brechen eine Lanze für die Tierhaltung
Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung ist ein unverzichtbarer Teil einer funktionierenden Landwirtschaft und zur Bereitstellung hochwertiger Lebensmittel. Viel zu oft wird jedoch die Tierhaltung in Misskredit gezogen. Missstände in einzelnen Betrieben, die zweifelsohne nicht geduldet werden können, werden auf die Allgemeinheit der Tierhaltung umgelegt. Diese Bilder prägen die mediale Landschaft. Es wäre angebracht die Vielzahl an Tierhaltern vor den Vorhang zu holen, die sich nach besten Wissen und mit hohem persönlichen Engagement täglich um ihre Tiere kümmern. Leider bevorzugen viele Medien die Negativdarstellungen. Tierhaltung bedeutet tagtäglicher Einsatz. Technische und technologische Entwicklungen unterstützen die Tierhalterinnen und Tierhalter, ersetzen jedoch nicht die Personen. Das alles verdient neben der Wertschätzung auch die Honorierung der hohen Qualität über den Preis. Zuletzt wurden Lebensmittel als Inflationstreiber angeprangert. Hier braucht es dringend eine Korrektur. Lediglich ca. 11% des Haushaltseinkommens werden für Lebensmittel ausgegeben. Zu bedenken ist, dass die Landwirtschaft und im Besonderen die Tierhaltung eine Reihe von Zusatzleistungen, wie die Pflege von Kultur und Kulturlandschaft, Schaffung von Arbeitsplätzen etc. mit sich bringt.
Die Landwirtschaftskammer steht zu und hinter der Tierhaltung und den tierhaltenden Betrieben, ungeachtet der Größe bzw. der Tierart.
Die Landwirtschaftskammer steht zu und hinter der Tierhaltung und den tierhaltenden Betrieben, ungeachtet der Größe bzw. der Tierart.
Falsche Behauptungen und Unterstellungen sind zu dementieren bzw. klarzustellen
Die hohe Qualität und die hohen Standards bei der Erzeugung tierischer Rohstoffe und Lebensmittel ist unvergleichlich. „Neue Entwicklungen“ (z.B. vegane Produkte) versuchen diese Produkte zu imitieren. Das ist eigentlich die größte Auszeichnung. Tierische Produkte haben es nicht notwendig, sich dadurch zu profiliieren, andere Produkte oder Produktionsverfahren abzuwerten, schlecht darzustellen oder populistisch anzuprangern. Es zeigt sich, dass anderen Erzeugnissen die Argumente fehlen, den eigenen Wert herauszustreichen. Tierische Produkte können durch nichts ersetzt werden.
Aktiver Tierschutz wird täglich gelebt
Tierschutz ist nicht das Anprangern von Einzelfällen, sondern täglich von den Landwirtinnen und Landwirten gelebte Praxis. Sie achten auf eine entsprechende Haltung, Fütterung, Pflege und haben rund um die Uhr Bereitschaft. Kompetenz entsteht durch Qualifikation und laufende Anwendung bzw. Erweiterung des Erlernten. Das Wissen in und um Tiere und die Tierhaltung hat sich deutlich erhöht. Sowohl wissenschaftliche Erkenntnisse als auch die praktische Umsetzung auf den Betrieben haben dazu beigetragen, dass sich die Leistungen deutlich verbessert haben. Die Beratung der Landwirtschaftskammer leistet einen wichtigen Beitrag wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen in die Praxis zu vermitteln. Tierhalter sind Experten auf ihrem Gebiet. Ernährungsexperten sind Experten in Fragen der Ernährung und nicht automatisch Experten für Fragen der Tierhaltung.
Die Tiere sind die Lebensgrundlage für die Landwirte. Daher achten die Bäuerinnen und Bauern auf eine entsprechende Haltung, Fütterung und Pflege. Die Tierhaltung muss ein entsprechendes Einkommen ermöglichen und liefern, um die hohe Qualität langfristig – auch über Generationen - sicherstellen zu können.
Leistung, was ist das
Leider wird oftmals der Begriff "Leistung" in Zusammenhang mit tierischer Produktion ausschließlich auf die Menge z.B. an Milch oder den Zuwachs an Fleisch reduziert. Bei tiefergehender Betrachtung zeigt sich, dass Leistung weitaus vielschichtiger ist. So ist z.B. eine Verbesserung der Tiergesundheit als Leistung zu sehen. Tiergesundheit ist wiederum die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg. Welcher Tierhalter hat lieber kranke als gesunde Tiere? Die Fitness und Belastbarkeit der Klauen ist als Leistung einzustufen, damit beispielsweise Rinder in den Laufställen, Ausläufen und Weiden entsprechend trittsicher sind.
Die Leistung der Tierhalter besteht darin, den Tieren eine möglichst gute Umwelt zu bieten, damit die Tiere ihr Potential nutzen können. „Bei bester Haltung und Tiergesundheit, lässt sich Leistung nicht verhindern“, hat es ein Landwirt auf den Punkt gebracht.
Tierhaltung nutzt nicht direkt essbare Biomasse
Viele Agrarflächen sind schlichtweg für die Produktion von Lebensmitteln für die Menschen nicht nutzbar.
Bei detaillierter Betrachtung der Herstellung pflanzlicher Lebensmittel zeigt sich, dass neben dem für den direkten Verbrauch nutzbaren Pflanzenteil (Frucht) eine hohe Menge an „Nebenprodukten“ anfällt, die sogenannte nicht essbare Biomasse. Wenn man alles zusammenzählt, entstehen in der Landwirtschaft mit jedem Kilogramm veganem Lebensmittel mindestens 4 Kilogramm nicht-essbare Biomasse. Nur die Nutztiere sind in der Lage, diese nicht-essbare Biomasse zu verdauen, also die grundlegenden Basisbausteine wie Aminosäuren, Glukose oder Fettsäuren für den Stoffwechsel zu extrahieren. Wenn es keine Nutztiere gibt, müsste die nicht-essbare Biomasse ungenutzt liegen bleiben.
Landwirtschaftliche Nutzung und Ernte von Biomasse entzieht dem Boden fortlaufend Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff. Diese Stoffe müssen zurück in den Boden, um ihn fruchtbar zu halten. Die Rückführung der Pflanzennährstoffe kann entweder über direkte Einarbeitung erfolgen, was aber ineffizient ist, da der Abbau der Biomasse nicht synchron zum Bedarf der Pflanzen abläuft. Zweite Möglichkeit ist die Vergärung in Biogasanlagen und Ausbringung der Gärreste. Das effizienteste ist die Verfütterung an Nutztiere. Das bringt nicht nur höchstwertige Lebensmittel, es fördert auch den Pflanzenbau z.B. über den Wirtschaftsdünger.
Nutztiere leisten einen unverzichtbaren Beitrag, selbst von ansonsten für die Lebensmittelproduktion wertlosen Flächen, hochwertiges Eiweiß zu bekommen.
Fleisch und tierische Lebensmittel sind auch nicht ungesund. Im Gegenteil. Fleisch ist ein äußerst hochwertiges Lebensmittel und bereits kleine Mengen reichen aus, die Lücken der Eiweißqualität von veganen Eiweißquellen auszugleichen.
In der Diskussion um Ernährung wird oftmals vergessen, dass bei vielen, v.a. den tierischen Lebensmitteln angedichteten, negativen gesundheitlichen Auswirkungen nicht um das Lebensmittel selbst geht, sondern viel mehr um mangelnde Bewegung und damit Verstoffwechslung.
Abschaffung der Tierhaltung löst keine Probleme, sondern verschärft diese
Aus Sicht so mancher Organisationen sollte die Haltung von Nutztieren abgeschafft werden, um so beispielsweise das Klima zu retten. Ein Verbot oder Abschaffung der Tierhaltung reduziert das Potential der Erzeugung von Lebensmitteln in Summe.
Es geht nicht um ein „entweder“ - „oder“, also Tierhaltung ja/nein oder ausschließlich vegetarische bzw. vegane Ernährung. Ziel muss ein ausgewogenen „sowohl“ „als auch“ sein.
Vegane Ernährung kann für einzelne Menschen, aus welchen Gründen auch immer, eine Möglichkeit darstellen, genauso wie das Essen von Fleisch. Schwierig wird es wenn daraus z.T. militante oder extreme Positionen oder Glaubensätze werden.
In Zusammenhang mit der Klimadiskussion ist eindeutig festzuhalten, dass nicht die Landwirtschaft und die Tierhaltung verantwortlich sind, sondern die Emissionen aus der Nutzung fossiler Energieträger. Dabei wird im Boden gelagerter Kohlenstoff in die Atmosphäre entlassen, wohingegen es sich in der Tierhaltung um einen Kreislauf handelt. Die Wandlung des Klimas fällt daher mit der Industrialisierung zusammen und nicht mit der Tierhaltung, die seit tausenden Jahren besteht.
Die tierhaltenden Betrieben stehen vor einer Reihe von Herausforderungen. Es geht um eine Weiterentwicklung der Tierhaltung v.a. im Hinblick auf Ansprüche des Marktes und der Gesellschaft. Die Betriebe müssen u.a. gesetzlichen Vorgaben erfüllen bzw. in Labelprogrammen zusätzliche Vorgaben einhalten. Dies muss allerdings ökonomisch langfristig darstellbar und planbar sein. Gerade bei Investitionen in Haltungssysteme bedeutet das Planungs- und Kalkulationsperioden von 20-30 Jahren.
Dies kann allerdings nur mit der entsprechenden preislichen Umsetzung am Markt funktionieren. Die letzten Monate haben gezeigt, dass zwar hohe Ansprüche an Erzeugung und Qualität gestellt und gefordert werden, jedoch das Verhalten beim Einkauf ein anderes Bild zeigt.
Ein Ausstieg aus der Tierhaltung bedeutet letztendlich einen nachhaltigen Verlust für die Eigenversorgung.