"Traktoren bringen die Rechen um“
"Ein Holzrechen hält sehr lange, aber nicht ewig“, betont Rechenmacher Andreas Schmiderer. Die hochwertigen Produkte aus seiner Werkstatt in Lofer haben aber immerhin eine Lebensdauer von rund 20 Jahren. "Vorausgesetzt, sie werden nicht vorher von Traktoren und Ladewagen umgebracht. Das ist nämlich die häufigste Todesursache der Rechen“, schmunzelt der Experte. Der Betrieb wurde 1872 von seinem Urgroßvater Georg gegründet, der von einem Bergbauern stammte und im Winter die Rechen für den Hof anfertigte. Diese erfreuten sich bald auch bei den Bauern der Umgebung größter Beliebtheit, sodass sich der geschickte Handwerker selbstständig machen konnte. Er lieferte seine Produkte mit einem Karren zu Fuß bis nach Salzburg und gab sein Wissen an seinen Sohn Georg weiter.
Dessen Nachfolger Alois sorgte für eine entscheidende Neuerung in der Herstellung des traditionellen Werkzeugs - er erfand eine Halterung aus Nylon, die nicht nur wesentlich stabiler ist als Holz, dadurch ist der Stiel auch leichter austauschbar. "Für diese innovative Idee hat er zwar das Patent erhalten, aber mein Vater hat leider nie jemand verklagt, der das kopiert hat“, bedauert Andreas. 80 verschiedene Rechenarten hatten seine Vorfahren im Sortiment, er führt noch 40 unterschiedliche Varianten. "Ein Rechen war früher ein sehr wichtiges Werkzeug, darum gab es praktisch in jedem Ort einen eigenen Rechenmacher. So haben sich die unterschiedlichen Macharten und Vorlieben entwickelt“, erklärt er. Während in Lofer eine Stiellänge von
173 cm verwendet wird, werden in Unken 179 cm bevorzugt. In Saalfelden schwört man auf einen weiten Zinkenabstand, während im Flachgau auf einen breiteren Rechen gesetzt wird, weiß der Profi. Heute bestehe für Rechen jedoch kaum noch Bedarf. Ohne Export könnte der Betrieb nicht mehr bestehen. Er verkaufe mehr Rechen nach Wien für die dortigen Stadtgärten als im gesamten Pinzgau. Erhältlich sind sie in ausgewählten Lagerhäusern und Baumärkten.
"Ein gutes Werkzeug muss stabil, leicht und handlich sein“, so der Experte. Was ihm besonders wichtig ist: "Das Holz stammt von Bauern aus der Umgebung. Gehackt wird nur im Winter, sonst wird das nichts.“ Drei Jahre muss es trocknen, dann sind 22 Arbeitsschritte notwendig, bis aus dem Baum ein fertiger Rechen entsteht. Dafür sind noch alte, unverwüstliche Maschinen im Einsatz. Bandsäge und Hobelmaschine stammen aus 1918, als es in Lofer erstmals elektrischen Strom gegeben hat.
Vieles hier ist Präzisionsarbeit, denn die Zinken müssen zehntelmillimetergenau in das Loch passen. Rund 18.000 Holzrechen werden so mithilfe eines Mitarbeiters heute noch in Lofer hergestellt, auch Sensenstiele werden angefertigt. Die Werkstatt in Lofer werden die Töchter von Andreas Schmiderer weiterführen. Die fünfte Generation wird also weiblich.