„Qualität ist der absolut richtige Weg“
In Coronazeiten hatten die Landwirte mit massiven Belastungen zu kämpfen. Was sind derzeit die größten Herausforderungen für die Rinderbauern, wie sieht es mit Absatz und Preis aus, und worin bestehen die Ziele der BVG Kärntnerfleisch?
Josef Fradler: Die größte Herausforderung ist sicher, die Produktion entlang der Diskussion, die wir derzeit über den Klimawandel führen, auch aufrechtzuerhalten. Wir bemerken bei den Bauern Frustration, gerade jetzt auch angesichts der Wetterkapriolen. Es wird versucht, das Bestmögliche zu machen, und im Endeffekt wird die Landwirtschaft, insbesondere in der Rinderhaltung für den CO2-Außstoß, vor allem den Ammoniakausstoß, verantwortlich gemacht. Die Aufgaben der BVG werden sein, die Landwirtschaft auch in Zukunft zu begleiten, am Markt für sie vorauszugehen, tätig zu sein, um dementsprechend Möglichkeiten und vor allem Preissicherheiten zu gewährleisten.
Corona war für die Landwirtschaft aufgrund des Wegfalls der Gastronomie sicher eine Belastung. Diese hat der Lebensmitteleinzelhandel aber sehr gut aufgefangen. Es waren auch gute Preise zu erzielen – vor dem Hintergrund des Rückgangs der Produktion. Zurzeit haben wir fast die umgekehrte Situation: Das Kaufverhalten der Konsumenten ist aufgrund von Inflation, Zins- und Preisbelastungen sehr zurückhaltend. Das ist sicherlich auch medial geschürt, denn man hört jeden Tag, dass alles so teuer ist. Bei der Buchungslage in Kärnten gibt es auch Luft nach oben, ich hoffe, dass sich hier etwas ändert. Zurzeit haben wir wenig Angebot und können trotzdem gewisse Preise nicht umsetzen. In den vergangenen 14 Tagen hat es bei den Schlachthöfen Hauspreise gegeben. Wir als Erzeugerorganisationen stützen mit unseren Eigenmitteln über die nächsten Wochen hindurch, um nicht gerade in den Sommermonaten einen hohen Preisverfall zu haben, damit man dann auf einem halbwegs zufriedenstellenden Niveau in den Herbst starten kann.
Qualitätsprogramme sind für die heimische Landwirtschaft ein Schlüsselfaktor. Wie gelingt es, Konsumenten gerade derzeit zu überzeugen, dafür auch zu zahlen?
Der Weg hin zu qualitätsorientierter Produktion ist der absolut richtige. Wir haben jetzt eine Situation, die alles ein bisschen schwierig macht. Ich denke aber, in Zukunft wird sich das wieder einpendeln. Wenn Löhne und Gehälter steigen, kann man halt auch nicht erwarten, dass die Lebensmittelpreise gleichbleiben. Es ist gut, dass wir mit dem Lebensmitteleinzelhandel Programme gemacht haben, weil der Marktpartner dafür sorgt, dass die Produkte beworben werden und auch an der Ladentheke entsprechend verfügbar sind. Da haben wir ein bisschen eine andere Situation als in anderen Bereichen der Landwirtschaft. Aber es wird unumgänglich sein, dass sich jeder Betrieb mit der Veränderung in den Tierhaltungsbereichen Anbindehaltung, Vollspaltenthematik und mit der Weiterentwicklung im AMA-Gütesiegel auseinandersetzt. Wir befinden uns in einer Wende, wo andere Ziele verfolgt werden, und die müssen wir der Landwirtschaft so gut wie möglich vermitteln, um sie da auch mitzunehmen. Es geht vor allem auch darum, den Konsumenten die Wirklichkeit einer Nutztierhaltung, wie sie in Österreich erfolgt, zu erklären. Sie ist eine der besten Europas, wir haben den größten Grünlandanteil, Almen, Weiden und eine hohe Bioproduktion mit entsprechenden Grundlagen wie Weidetage usw. Wenn es nur noch darum geht, ob ich immer wieder etwas Neues bekomme und mir künstlich produziertes Faschiertes oder etwas komplett Veganes kaufe, mag das für den Einzelnen wichtig sein. Aber für die Masse braucht es Ernährungssicherheit, und diese wird so sicher nicht zu schaffen sein. Und von einem CO2-Fußabdruck und Herkunft brauchen wir da auch nicht reden. Die Landwirtschaft benötigt wieder den Zuspruch des Konsumenten, damit er sagt, was da in Österreich passiert, ist auch etwas Gutes.
Zu dieser Bewusstseinsbildung trägt auch das Rindfleischfest bei. Was sind heuer die Schwerpunkte?
Gerade mit dem Kärntner Rindfleischfest und dem Ort, wo es stattfindet, am Ossiacher Tauern, zeigen wir, wie und wo Landwirtschaft stattfindet – nachhaltige Rindfleischproduktion im Grünland mit bester Qualität. Heuer möchten wir auch Bewusstsein im Zusammenhang mit Vieh-Transporten schaffen. Gerade als BVG und als Land Kärnten haben wir eine gute Infrastruktur, kurze Transportwege und einen zentralen Schlachthof. Das gibt es in anderen Ländern nicht. Wir werden einen Vieh-Lkw präsentieren und dort mit Videos erklären, wie der Transport vonstattengeht. Jeder kann hineingehen und sich ein Bild davon machen. Die Nähe zum Konsumenten zu suchen, eine gute Werbung fürs Kärntner Rindfleisch zu machen, ist auch heuer wieder eine Zielsetzung des Festes.
Zur Person
Josef Fradler ist Obmann der BVG Kärntnerfleisch, der ARGE Rind und des Dachvereins Nachhaltige Tierhaltung Österreich (NTÖ). Er hält in Möderndorf bei Maria Saal 150 Rinder, Tierwohl wird auf dem Betrieb großgeschrieben, der auch am AMA-Gütesiegel „Mehr Tierwohl“ teilnimmt.