Laborfleisch – die Risiken künstlicher Produktion
Künstlich erzeugte Fleischimitate aus dem Labor sind in den USA Realität. Im September vergangenen Jahres hat ein deutsches Lebensmittelunternehmen erstmals ein Ansuchen auf Zulassung von künstlichem Fleisch im EU-Binnenmarkt gestellt.
Die Entwickler solcher Waren werben mit drei Versprechen: Ernährungssicherheit, weniger Treibhausgase und Tierleid. 2050 erwartet die FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) ein Bevölkerungswachstum auf ca. 10 Mrd. Menschen. Im Vergleich zu 2009 müssen rund 70 % mehr an Nahrungsmitteln produziert werden. Laborfleisch wird als Alternative zu natürlichem Fleisch betrachtet und als Lösungsmöglichkeit gesehen, den Hunger auf der Welt zu stillen.
Die Einhaltung dieser Versprechen bezweifeln nicht nur Vertreter der Landwirtschaft. Als erster europäischer Staat verbot Italien sowohl die Herstellung als auch den Verkauf solcher Waren. „Laborfleisch ist – auch und vor allem aus Verbraucherschutzgründen – kritisch zu sehen, was die Industrialisierung der Lebensmittelproduktion, die Kennzeichnung und die weitgehend unbekannten Auswirkungen auf die Natur betrifft“, hatte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig – wie berichtet – erklärt. Die LK Kärnten forderte in einer an Gesundheitsminister Johannes Rauch gerichteten einstimmigen Resolution der Vollversammlung das Auf-den-Weg-Bringen eines Gesetzes, das die Herstellung, den Import und den Verkauf von künstlich erzeugtem Fleisch und Milch verbiete, und dass er sich auf europäischer Ebene gegen die Zulassung von Laborfleisch und Labormilch auf dem europäischen Markt ausspreche. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Ernährung künftig nicht mehr in den Händen von Millionen bäuerlichen Familienbetrieben liegt, sondern von wenigen großen industriellen und multinationalen Unternehmen kontrolliert wird!“, fasst LK-Vizepräsidentin Astrid Brunner die LK-Position zusammen. Die künstliche Lebensmittelproduktion sei in vielerlei Hinsicht bedenklich. „Das Naturprodukt Fleisch wird für mich immer Vorrang gegenüber synthetischen Lebensmitteln haben. Dazu kommt, dass unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft mit dieser weiteren Herausforderung schwer zu kämpfen hätte“, ist die Sorge der Landesbäuerin. Die Wertschöpfung, die landwirtschaftliche Familienbetriebe im Bereich Fleischproduktion erwirtschaften, sei essenziell. „Arbeitsplätze in Verarbeitungs- und Handelsbetrieben würden wegfallen, der ländliche Raum würde verarmen, und letztlich würden die Regionen ohne die Pflege der Kulturlandschaft an Attraktivität und Wertschöpfung verlieren“, lautet ihr Fazit. „Das Versprechen von Laborfleisch ist weniger Tierleid und mehr Klimaschutz. Einer Betrachtung hält dieses Versprechen aber nicht stand. Was aber jedenfalls damit zusammenhängt, ist, dass damit die regionale Versorgungssicherheit in die Hände internationaler Konzernen gelegt wird“, erläutert der Präsident des Ökosozialen Forums, Dipl.-Ing. Bernhard Rebernig. Der Verein „Wirtschaften am Land“ argumentiert, dieser Gewinnungsprozess entspreche mehreren Universitäten zufolge nicht den Tierschutzstandards und berge hohe Krankheitsrisiken. Da ein Fleischimitat aus dem Labor im Vergleich zum Rind weder Haut noch Immunsystem habe, sei der präventive Einsatz von Antibiotika eine Notwendigkeit, um sichere und sterile Umstände herstellen zu können. Der Verein zitiert eine Studie der Universität von Kalifornien, laut der Laborfleisch bis zu 25-mal mehr an CO2-Äquivalenten freisetze, als es bei Fleisch aus natürlicher Tierhaltung der Fall sei. Die Abhängigkeit von externen Energiequellen sei in der Produktion von vermeintlich „sauberem Fleisch“ enorm, da externe Energien natürliche Körperteile wie die Haut zur Temperaturregelung, die Organe zur Nährstoffzirkulation oder das Immunsystem für die Abwehr von pathogenen Keimen (Mikroorganismen, die Krankheiten hervorrufen) ersetzen müssten. Was bleibt, sind viele offene Fragen.
Züchtung der Imitate
Einer lebenden Kuh wird Muskelgewebe entnommen, um daraus Stammzellen zu entnehmen. Für das Zellwachstum braucht es fötales Kälberserum. Die Mutterkuh sowie der Fötus sterben bei der Entnahme. Alternativen werden derzeit erprobt. In einem energieintensiven Prozess wachsen die Stammzellen in Bioreaktoren zu Muskelfasern heran. Verwendet wird eine Nährstofflösung aus Zucker, Aminosäuren und weiteren Zusatzstoffen. Die fehlenden Zusatzstoffe werden der Zellmasse vor der Weiterverarbeitung hinzugefügt. Daraus können dann unterschiedliche Produkte wie „Burger-Patties“ entstehen.
(Quelle: BML/Zens)
Fleisch aus dem Labor: Bauern oder Konzerne – wer ernährt die Welt?
Mittwoch, 7. Februar 2024, 19.30 Uhr, Bildungshaus Schloss Krastowitz und online via Zoom.