Jungzüchter erkunden deutsche Betriebe
Mehr als 30 interessierte Jungzüchterinnen und Jungzüchter machten sich im März auf die Reise nach Deutschland. Als Erstes stand die Besichtigung auf dem Betrieb Möck Milch GbR in Weihenzell auf dem Programm. Ein Höhepunkt war die Verkostung der Wagyu-Burger aus hofeigenem Fleisch. Mit einer Herde von mehr als 1.200 Rindern und 800 Embryonentransfers im Jahr ist die Größenordnung im Vergleich zu Österreich enorm. Die Herde besteht vorzugsweise aus Holsteinrindern und auch aus Jersey und Wagyu. Bei etwa 80% der Milchkühe werden Embryonen eingesetzt. Das Schlachtvieh wird direkt am Betrieb geschossen und zur nahegelegenen Metzgerei transportiert, um lange Wege zu vermeiden und die lokale Verarbeitung sicherzustellen. Die Möck Milch GbR zeichnet sich durch klare Strukturen, Nachhaltigkeit und ein starkes Engagement für das Wohlergehen der Tiere aus, mit verschiedenen Standbeinen wie Landwirtschaft, Biogas und Photovoltaik.
Am nächsten Tag wurde die Brauerei Spalter besucht. Seit 1540 wird hochwertiges Bier gebraut. Der Hopfen stammt von Nebenerwerbsbauern und wird bei der Hopfengenossenschaft gelagert. Mit einer beeindruckenden Abfüllkapazität von 15.000 Bierflaschen pro Stunde beliefert sie Kunden bis nach Rom.
Danach erlebten die Jungzüchter bei Familie Gamperl eine Mischung aus Tradition und Innovation. Von den Anfängen mit nur zehn Kühen hat sich der Betrieb stetig weiterentwickelt. Heute beherbergt er 200 Milchkühe, von denen 180 gemolken werden. Der Betrieb erstreckt sich über 100 ha, wovon 50 im Eigenbesitz sind, der Rest ist gepachtet. Fast alle Futtermittel werden selbst angebaut, zusätzlich werden 10 ha Mais zugekauft. 2019 wurde eine Biogasanlage installiert, die zu 80% mit Gülle befüllt ist. Die Kühe sind in zwei Gruppen aufgeteilt: die Altmelkergruppe mit einer durchschnittlichen Milchleistung von 28 l und die Frischmelkergruppe mit durchschnittlich 34 l. Die Kühe sind Rinder der Rasse Fleckvieh mit einem Erstkalbealter von 27 Monaten.
Qualität im Mittelpunkt
Am Abend ging es zur Rindernightshow in die Schwabenhalle in Wertingen. Mittlerweile zählt sie mit den Rassen Braunvieh, Holstein und Fleckvieh zur größten Tierschau Bayerns.
Der Betrieb der Familie Delle wird von Bernhard Delle, einem Metzger und Landwirt, geführt. Mit einem Stall und 35 ha Land gestartet, konzentrierte sich der Betrieb zunächst auf die Fleischproduktion, entwickelte sich jedoch schnell zu einer Aberdeen Angus-Zucht. Heute bewirtschaftet der Betrieb 700 ha Land, auf dem 160 Weidetiere gehalten werden. Besonderes Augenmerk wird auf die Qualität des Fleisches gelegt, insbesondere auf die Marmorierung. Seit 18 Jahren setzt die Familie in ihrer Angus-Zucht auf die Verwendung von Embryonen oder künstlicher Besamung. Diese Reproduktionstechnologie ermöglicht ihr eine gezielte Auswahl genetisch hochwertiger Tiere. Die Familie Delle engagiert sich stark in der Kundenkommunikation und Vermarktung. Mit Barbecue-Partys, Dry-Aged-Verkostungen und Direktvermarktung auf Wochenmärkten will sie das Bewusstsein für hochwertiges Fleisch stärken. Für die Kärntner Jungzüchter war es ein gelungener Ausflug, der die Landwirtschaft mit all ihren Facetten in anderen Dimensionen präsentierte.