Holzbiomasse als erneuerbare Energieform anerkennen und fördern
Die Verhandlungen zur Überarbeitung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) zwischen dem EU-Parlament und den Mitgliedstaaten sind kürzlich gestartet. Nun fordern Europaabgeordnete Simone Schmiedtbauer und der Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes, Franz Titschenbacher, Verbesserungen bei der Nutzung von Biomasse. Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig verlangte angesichts der Energiekrise eine praxistaugliche Richtlinie. Auf Initiative des Zweiten Vizepräsidenten der LK Kärnten, Manfred Muhr, verabschiedeten die 36 Kammerräte in der letzten Vollversammlung einstimmig einen Dringlichkeitsantrag der Freiheitlichen und Unabhängigen Bauernschaft Kärnten an Umweltministerin Leonore Gewessler, in dem sie aufgefordert wird, sich in Brüssel gegen eine Einschränkung bei der Verwendung von Holzbiomasse auszusprechen (der Kärntner Bauer berichtete). Titel des Dringlichkeitsantrages: „Biomasse aus dem Wald auch zukünftig als erneuerbare Energieform anerkennen und fördern“. „Wir brauchen keine Einschränkung der Holznutzung, sondern einen Ausbau im Rahmen des Nachhaltigkeitsprinzips. Es soll so viel genutzt werden können, wie nachwächst. Das ist in Österreich seit Jahrhunderten selbstverständlich und muss auch weiterhin so bleiben. Ich erwarte mir von Bundesministerin Gewessler hier eine klare Haltung im Sinne Österreichs und notfalls ein Veto gegen diese Verrücktheit!“, sagte Muhr. Laut der mehrheitlich im EU-Parlament beschlossenen Richtlinie solle die direkte Nutzung von Biomasse aus dem Wald nur mehr bedingt als erneuerbar gelten und zusätzlich bis 2030 auf eine von der Kommission noch vorzuschlagende Menge reduziert werden, wird in dem Dringlichkeitsantrag angeführt. Diese Richtlinie sei für die heimische Forst- und Holzwirtschaft ebenso wie für die Klimapolitik nicht akzeptabel und dürfe in dieser Form nicht umgesetzt werden. „Biomasse aus dem Wald nur mehr bedingt als erneuerbare Energie anzuerkennen, Atomstrom hingegen schon – das ist ein Schlag ins Gesicht der nach nachhaltigen Grundsätzen tätigen mitteleuropäischen Forstwirtschaft“, heißt es in dem Antrag. Kärnten sei nach der Steiermark das waldreichste Bundesland Österreichs. Dementsprechend bedeutend sei Biomasse in der Energieversorgung.
50 % Biomasse
55 % des gesamten Energiebedarfs stamme aus heimischen und erneuerbaren Energieträgern, wovon über 50 % auf Biomasse entfalle. „55 % der Haushalte werden mit Holz beheizt. 200 Biomasseheizwerke und 150 Mikronetze versorgen rund 70.000 Haushalte mit Wärme. 90 % der Kärntner Nah- und Fernwärme stammt aus erneuerbarer Energie (überwiegend aus Holz). 80 % der Biomasse für die Wärmeversorgung sichert die Forst- und Holzwirtschaft“, wird in dem Dringlichkeitsantrag hervorgehoben. Werde Biomasse aus dem Wald nicht mehr vollumfänglich als erneuerbare Energie anerkannt und erfolge zusätzlich eine Mengenbeschränkung, dann bedeute das: keinen weiteren Ausbau und keine Förderung der Holzenergie, keine Mobilisierung von verfügbaren Holzvorräten (z. B. aus Durchforstungen) für die krisensichere und leistbare Energieversorgung der Bevölkerung sowie eine erhöhte Abhängigkeit von ausländischen Energieträgern (Atomstrom, Gas, Kohle, Erdöl), weil Biomasseheizwerke, Holzkraftwerke und Holzheizungen rückgebaut werden müssten. Außerdem habe dies negative Auswirkungen auf die Wälder, weil Energieholz im Rahmen der Holznutzung für die stoffliche Verwertung zwangsweise anfalle, die Verwertungsschiene für dieses minderwertige Holzsortiment jedoch mit weitreichenden Konsequenzen verloren ginge: Die ohnehin geringen Erträge der Forstwirtschaft würden weiter sinken, Pflegemaßnahmen mangels Kostendeckung nicht umgesetzt und die dringend notwendige aktive Anpassung der Wälder an den Klimawandel gefährdet werden. Die Richtlinie bedeute kurzfristig das Einfrieren der Biomassekapazitäten auf das Niveau der Jahre 2017 bis 2022, mittelfristig das Ende der nachhaltigen bäuerlichen Biomasseproduktion. Es sei davon auszugehen, dass die über Jahrzehnte höchst erfolgreich aufgebaute Wertschöpfungskette „Bäuerliches Biomasseheizwerk“ ein Ende finden werde. Konkret wurde Energieministerin Leonore Gewessler daher in dem Dringlichkeitsantrag der Freiheitlichen und Unabhängigen Bauernschaft Kärnten aufgefordert, in den TRILOG-Verhandlungen auf europäischer Ebene sicherzustellen, dass die Biomasse aus den heimischen Wäldern auch zukünftig vollumfänglich als erneuerbarer Energieträger anerkannt und auch weiterhin ein Ausbau dieser Energieform zur Gänze gefördert wird.