Betriebskrisen erkennen und gegensteuern

Nicht nur die Preise stecken in vielen Bereichen der Urproduktion in einer Krise, sondern auch manche Bauern. Um in volatilen Märkten mit ungewisser Richtung nicht in Finanzierungsprobleme zu geraten, sollten sich Betriebsleiter rechtzeitig verstärkt mit der Planung der Liquidität auseinandersetzen. Viele sind aber mit der Situation überfordert und verkaufen oft unüberlegt ihre Tiere bzw. denken an eine Betriebsaufgabe. Doch wann sollte die betriebswirtschaftliche Entscheidung der Hofaufgabe bzw. Grundstücksveräußerung getroffen werden? Wer rechtzeitig die ersten Warnsignale ernst nimmt und entsprechende Handlungen setzt, kann noch vieles bewirken.
Mit einer Strategie der „Tatsachenignorierung“ bzw. „Augen zu und durch“ lassen sich prekären Situationen nicht meistern. Wer seinen Betrieb zahlenmäßig kennt, kontinuierlich analysiert, optimiert und sich weiterbildet hat einen Wettbewerbsvorteil, aber keine Garantie gegen mögliche finanzielle Engpässe. Mit dem Arbeitskreis Unternehmensführung gibt es ein Qualifizierungsprodukt der Landwirtschaftskammern bzw. LFIs, wo die Teilnehmer diesbezüglich intensiv betriebswirtschaftlich geschult und unterstützt werden.
Ausreichende Liquidität
- Rechnungen werden stets sofort bezahlt – und zwar unter Ausnutzung von möglichen Skonti.
- Das Girokonto ist die überwiegende Zeit des Jahres im Plus.
- Ersatzinvestitionen, Großreparaturen und Maschineninvestitionen werden ausschließlich mit Eigenmitteln finanziert.
- Neuinvestitionen von Gebäuden und baulichen Anlagen können überwiegend aus Rücklagen/Eigenkapital finanziert werden.
- Das Fremdkapital kann entsprechend des Rückzahlungsplanes kontinuierlich und planmäßig bedient werden.
- Für die Ausbildung und Abfindung der Kinder sind ausreichend Rücklagen und Einkommen vorhanden.
- Die Risikoabsicherung für Familie und Betrieb ist individuell angepasst und ausreichend vorhanden.
- Es besteht eine eigene Altersvorsorge, um nach der Hofübergabe finanziell unabhängig vom Hof zu sein.
Erste Warnsignale
- Zur Verbesserung der finanziellen Situation werden noch nicht verkaufsreife Tiere oder Produkte abgesetzt oder überstürzte Grundstücksverkäufe getätigt.
- Das Girokonto bleibt ganzjährig im Minus.
- Das Geld auf Spar- und Girokonten schrumpft von Jahr zu Jahr.
- Der Betrieb wird durch Ersatzinvestitionen „in Schuss“ gehalten, aber ohne Abbau von Fremdkapital.
- Lieferantenkredite steigen allmählich.
- Betriebliches Wachstum unterbleibt mangels Eigenkapital.
- Die Rücklagen für die private Altersvorsorge fließen allmählich in den Betrieb.
Höchste Alarmstufe
- Vieh- und Betriebsmitteleinkäufe werden mit späteren Verkäufen (wie Tiere, Getreide) verrechnet.
- Tilgungsraten werden mittels Kontokorrentkredit bedient.
- Ersatzinvestitionen werden mit Fremdkapital finanziert.
- Der Anteil der kurzfristigen Verbindlichkeiten am gesamten Fremdkapital steigt stetig an.
- Lieferantenkredite nehmen in Anzahl und Höhe zu.
- Die Verbindlichkeiten steigen ohne konkrete Investitionstätigkeit kontinuierlich an.
- Notwendige Reparaturen werden hinausgezögert oder unterbleiben ganz.
- Ställe werden ganz oder teilweise nicht mehr belegt, Felder nicht bestellt, weil das Geld dafür fehlt.
- Banken sind nicht mehr zur Umschuldung oder weiteren Kreditgewährung bereit.
- Mahnschreiben werden nicht geöffnet.
- Versicherungsbeiträge werden nicht mehr bezahlt.
- Abgeschlossene Verträge zur privaten Altersvorsorge und sonstigen Ansparformen werden gekündigt, verkauft, beitragsfrei gestellt oder vom Soll des laufenden Kontos bedient.