Vergiftung bei zwei Mutterschafen
Eine Landwirtin wurde spätabends durch das laute Blöken der Lämmer auf den schlechten Gesundheitszustand ihrer Mütter aufmerksam. Die zwei Walliser Schwarznasenschafe waren nur wenige Stunden zuvor zur Stallzeit noch unauffällig gewesen, nun festliegend und befanden sich in einem lebensbedrohlichen Gesundheitszustand. Vor etwa zehn Tagen hatten sie beide gesunde Lämmer geboren und bis zu diesem Abend war alles völlig normal verlaufen. Aber was war jetzt plötzlich los?
Die sofort beigezogene Tierärztin fand beim Betreten der Stallung eine dramatische Situation vor. Die zwei Mutterschafe lagen teilnahmslos im Stroh. Die drei hungrigen Lämmer liefen plärrend um ihre Mütter und konnten sich die Situation ebenso wenig erklären wie die besorgte Landwirtin. Beide Muttertiere zeigten lautes Zähneknirschen, hochgradigen Speichelfluss und hatten eine innere Körpertemperatur von über 41 °C. Normalerweise liegt die im Mastdarm gemessene Körpertemperatur eines Schafes zwischen 38,5 und 39,5 °C! Die Augenschleimhäute waren bei beiden Tieren hochgradig gerötet. Sie zeigten Exsikkose, also "innere Austrocknung". Aufstellversuche waren erfolglos, die Tiere waren festliegend, konnten nicht einmal den Kopf selbstständig heben und zeigten auch Muskelzittern. In einem Kübel angebotenes Wasser wurde geradezu gierig gesoffen - die Tiere hatten massiven Durst.
Aufgrund der ausgeprägten Symptomatik und des äußerst rasch eingetretenen Verfalls der Muttertiere vermutete die Tierärztin eine Vergiftung. Ihre ersten Befragungen konnten jedoch keine Ursache ausfindig machen. Einen ähnlich schnellen Verlauf nimmt beim Schaf die Vergiftung durch Toxine des Bakteriums Clostridium perfringens, welches in einigen Typen beim Schaf - meist bei Jungtieren - vorkommt und immer auf Fehler in der Fütterung zurückgeht. In Frage kämen auch noch eine akute Vergiftung durch Giftpflanzen (Eiben, Herbstzeitlose etc.) - was jedoch auszuschließen war. Vergiftungen gibt es beim Schaf manchmal auch durch Kupfer (falsche Mineralstoffgabe) oder durch Kochsalz. Damit die Lämmer die Nacht überstehen, wurden diese vorerst sofort mit der vorhandenen Kuhmilch getränkt. Da diese aber um etwa 2% weniger Eiweiß und 2,5% weniger Fett enthält, wurde in der Folge dann mit einem Lämmer-Milchaustauscher weiter gefüttert.
Die beiden schwer erkrankten Schafe wurden von der Tierärztin symptomatisch in Richtung Vergiftung therapiert. Beiden Patientinnen wurde frisches Trinkwasser angeboten. Während das eine Schaf noch selbst trank, musste beim anderen das Wasser schon in kleinen Gaben eingeflößt werden. Außerdem wurde das Wasser im grobsinnlich verschmutzten Tränketrog gewechselt.
Am nächsten Tag wurde die Diagnose Vergiftung durch einen Anruf der Besitzerin untermauert beziehungsweise konkretisiert. Sie hatte nämlich bisher üblicherweise über dem Tränketrog einen Salzleckstein aufgehängt. Vor einigen Tagen war dieser jedoch plötzlich weg, möglicherweise sei dieser zerbrochen und ins Tränkewasser darunter gefallen. Mit dieser Schilderung und den festgestellten Symptomen war die Diagnose Kochsalzvergiftung klar.
Am nächsten Tag wurde die Diagnose Vergiftung durch einen Anruf der Besitzerin untermauert beziehungsweise konkretisiert. Sie hatte nämlich bisher üblicherweise über dem Tränketrog einen Salzleckstein aufgehängt. Vor einigen Tagen war dieser jedoch plötzlich weg, möglicherweise sei dieser zerbrochen und ins Tränkewasser darunter gefallen. Mit dieser Schilderung und den festgestellten Symptomen war die Diagnose Kochsalzvergiftung klar.
Tiere gerettet
Wie ging es mit den beiden Schafen weiter? Während das eine Schaf nach vier Tagen wieder auf den Beinen war und die Aufzucht der Lämmer übernahm, musste das zweite Schaf, welches wesentlich schwerer an Hypernatriämie - der Fachbegriff für Kochsalzvergiftung - erkrankt war, viel länger im Liegen betreut werden. Mehrmals täglich wurde das schwer erkrankte Mutterschaf auf die Beine gestellt und dann wieder weich gebettet. Durch die fürsorgliche Pflege über mehrere Wochen konnte auch dieses Schaf noch mit fast aussichtsloser Prognose gerettet werden. Erstmals nach 45 Tagen konnte es sich auf allen Vieren fortbewegen, und nach fünf Monaten zeigte es sich vollständig genesen. Während das erste Schaf seitdem jährlich Nachwuchs bringt, ist dieser beim schwerer erkrankten Schaf ausgeblieben.
Tipps zur Vorbeugung
Fälle von Kochsalzvergiftung sind - gerade bei erwachsenen Tieren - sehr selten, können aber neben Ausnahmesituationen auch bei Saugkälbern vorkommen. Der Gesamtwassergehalt im Körper und die Verteilung in und außerhalb der Zellen ist ein genau eingestelltes Gleichgewicht. Natrium und Chlor spielen bei diesem Gleichgewicht eine große Rolle. Gerade Jungtiere/Kälber reagieren auf Störungen im Wasserhaushalt sehr empfindlich.
- Ab der zweiten Lebenswoche ist Kälbern neben der Milch laut 1. THVO (Tierhaltungsverordnung) Wasser frei anzubieten.
- Wiederkäuer sollten grundsätzlich aus genügend und frei zugäglichem Wasser können, um Wassermangel zu vermeiden.
- Dürsten bei gleichzeitig freiem Salzzugang - oder gar Vergiftung wie in obigen Fall - ist strikt zu vermeiden. Zu gering bemessene, defekte oder zugefrorene Tränken sind sofort zu beheben.
- Massiver Durchfall erfordert den schnellen Flüssigkeitsausgleich mit richtig eingestellten Elektrolytlösungen.
- Elektrolyttränken dürfen nur nach Herstellerempfehlung mit ausreichend Wasser angerührt werden.
- Zu hoch konzentriert angerührte Milchaustauschertränken können bei Kälbern das Elektrolytgleichgewicht im Körper stören. Die dadurch erhöhte Atemfrequenz und Körpertemperatur werden dann möglicherweise als beginnende Lungenentzündung fehlinterpretiert.
Gut erkannt - gut gelöst
Interessante tierärztliche Fälle aus der Praxis, von Tierärztinnen und Tierärzten sowie Bäuerinnen und Bauern beschrieben, finden Sie im Rahmen einer neuen Serie des Kärntner Bauer. Der Titel: "Gut erkannt, gut gelöst". Der aktuelle Fall wurde in Zusammenarbeit mit der praktischen Tierärztin Dr. Martina Wassertheurer aus Hermagor verfasst. Sollten auch Sie einen interessanten Praxisfall gehabt haben, kontaktieren Sie: Mag. Kurt Matschnigg, Referat Tierproduktion, LK Kärnten, Tel.-Nr.: 0676/835 555 50.