„Eigenständigkeit der Kärntnermilch hat oberste Priorität“
Der Umgang so mancher heimischer Milchverarbeiter mit dem Thema „Tierhaltungskennzeichnung in Deutschland“ hat für massiven Unmut bei vielen Bauern gesorgt. Viele klagen, man hätte ihnen mit neuen Lieferverträgen de facto die Pistole an die Brust gesetzt. Wie geht die Kärntnermilch mit dem Thema um?
Albert Petschar: Nicht nur die Kärntnermilch, sondern auch andere Molkereien sind mit der Tatsache konfrontiert, dass von gewisser Seite politisch massiv agitiert und dazu aufgerufen wird, die neuen Lieferverträge nicht zu unterschreiben. Etwas Ähnliches hat es ja schon einmal gegeben. Damals haben einige geglaubt, die Vermarktung in die eigenen Hände nehmen zu müssen, sind damit aber kläglich gescheitert und haben einige Landwirte in den Ruin getrieben. Hier wird nur Verunsicherung geschürt, und dies geht manchmal sogar so weit, dass die eigene Genossenschaft, an der man ja beteiligt ist, nicht mehr wertgeschätzt wird.
Albert Petschar: Nicht nur die Kärntnermilch, sondern auch andere Molkereien sind mit der Tatsache konfrontiert, dass von gewisser Seite politisch massiv agitiert und dazu aufgerufen wird, die neuen Lieferverträge nicht zu unterschreiben. Etwas Ähnliches hat es ja schon einmal gegeben. Damals haben einige geglaubt, die Vermarktung in die eigenen Hände nehmen zu müssen, sind damit aber kläglich gescheitert und haben einige Landwirte in den Ruin getrieben. Hier wird nur Verunsicherung geschürt, und dies geht manchmal sogar so weit, dass die eigene Genossenschaft, an der man ja beteiligt ist, nicht mehr wertgeschätzt wird.
Welche Auflagen ändern sich mit den neuen Lieferverträgen für die Betriebe?
Eigentlich gar nichts, die Auflagen – etwa die Teilnahme am Tiergesundheitsdienst – stehen nämlich ohnehin schon in unserer Milchlieferordnung. Und die Datenweitergabe erfolgt nur, damit die Kärntnermilch die Förderung der Kontrollkosten für die Betriebe gebündelt beantragen kann.
Eigentlich gar nichts, die Auflagen – etwa die Teilnahme am Tiergesundheitsdienst – stehen nämlich ohnehin schon in unserer Milchlieferordnung. Und die Datenweitergabe erfolgt nur, damit die Kärntnermilch die Förderung der Kontrollkosten für die Betriebe gebündelt beantragen kann.
Ist der Umsatzanteil der Kärntnermilch, der dem Export nach Deutschland entspringt, so hoch, dass man die Lieferverträge an die in Deutschland geltende Tierhaltungskennzeichnung anpassen muss?
Der Exportanteil am Umsatz der Kärntnermilch beträgt 27 %, zwei Drittel davon macht der deutsche Markt aus, der Rest geht in andere Länder wie beispielsweise Italien. Der deutsche Markt ist also enorm wichtig für das gesamte Unternehmen. Wir exportieren dorthin vor allem Biowiesenmilch-Produkte. Ohne diesen Export könnten wir die Biozuschläge nicht in dieser Form zahlen.
Der Exportanteil am Umsatz der Kärntnermilch beträgt 27 %, zwei Drittel davon macht der deutsche Markt aus, der Rest geht in andere Länder wie beispielsweise Italien. Der deutsche Markt ist also enorm wichtig für das gesamte Unternehmen. Wir exportieren dorthin vor allem Biowiesenmilch-Produkte. Ohne diesen Export könnten wir die Biozuschläge nicht in dieser Form zahlen.
Wie hoch ist der aktuelle durchschnittliche Milchpreis, den die Kärntnermilch ihren Lieferanten zahlt? Welche Entwicklung des Preises erwarten Sie für die nächsten Monate?
Wir bezahlen aktuell im Biobereich 54 Cent netto pro kg Milch, im konventionellen Bereich seit 1. April 46 Cent netto. Ich bin aber zuversichtlich, dass mit Mai eine Anpassung nach oben erfolgen kann.
Wir bezahlen aktuell im Biobereich 54 Cent netto pro kg Milch, im konventionellen Bereich seit 1. April 46 Cent netto. Ich bin aber zuversichtlich, dass mit Mai eine Anpassung nach oben erfolgen kann.
Wie hoch ist der Anteil der Betriebe, die die neuen Lieferverträge der Kärntnermilch noch nicht unterschrieben haben?
Derzeit liegt dieser Wert bei über 10 %. Ich möchte aber an dieser Stelle auf etwas Wichtiges hinweisen: Das neue „AMA Tierhaltung Plus“-Gütesiegel ist ja nur entstanden, damit wir überhaupt noch nach Deutschland exportieren können. Dass die Anbindehaltung der Geschichte angehört, ist alternativlos – die Konsumenten akzeptieren diese einfach nicht mehr. Aus dem gleichen Grund ist in der Milchproduktion Tierwohl heute mit Laufstall gleichzusetzen. Nichtsdestoweniger ist die Kombinationshaltung – entgegen anderslautenden Gerüchten – bei der Kärntnermilch mit 2030 nicht Geschichte. Ich würde sogar sagen, dass das „AMA Tierwohl Plus“-Gütesiegel sogar die Rettung für die Kombinationshaltung ist. Für jene Betriebe, die bereits nach „AMA Tierhaltung Plus“ produzieren, ändert sich de facto gar nichts.
Derzeit liegt dieser Wert bei über 10 %. Ich möchte aber an dieser Stelle auf etwas Wichtiges hinweisen: Das neue „AMA Tierhaltung Plus“-Gütesiegel ist ja nur entstanden, damit wir überhaupt noch nach Deutschland exportieren können. Dass die Anbindehaltung der Geschichte angehört, ist alternativlos – die Konsumenten akzeptieren diese einfach nicht mehr. Aus dem gleichen Grund ist in der Milchproduktion Tierwohl heute mit Laufstall gleichzusetzen. Nichtsdestoweniger ist die Kombinationshaltung – entgegen anderslautenden Gerüchten – bei der Kärntnermilch mit 2030 nicht Geschichte. Ich würde sogar sagen, dass das „AMA Tierwohl Plus“-Gütesiegel sogar die Rettung für die Kombinationshaltung ist. Für jene Betriebe, die bereits nach „AMA Tierhaltung Plus“ produzieren, ändert sich de facto gar nichts.
Wie viele der Kärntnermilch-Betriebe betreiben derzeit Kombinationshaltung?
70 % der Betriebe, die aber nur 30 % der Milchmenge repräsentieren. Das bedeutet, dass 70 % der Milchmenge der Kärntnermilch bereits aus Laufstallhaltung stammt.
70 % der Betriebe, die aber nur 30 % der Milchmenge repräsentieren. Das bedeutet, dass 70 % der Milchmenge der Kärntnermilch bereits aus Laufstallhaltung stammt.
Differenziert die Kärntnermilch bei den neuen Lieferverträgen nach den deutschen vier Haltungsstufen?
Wie bereits erwähnt – man kommt um das Tierwohl-Thema auch als Molkerei nicht herum. Seitens der Kärntnermilch haben wir das Modell moderat gestaltet. Konkret heißt das drei Haltungsstufen: Kombinationshaltung, Laufstall und Offenfrontstall/Laufstall mit Auslauf.
Wie bereits erwähnt – man kommt um das Tierwohl-Thema auch als Molkerei nicht herum. Seitens der Kärntnermilch haben wir das Modell moderat gestaltet. Konkret heißt das drei Haltungsstufen: Kombinationshaltung, Laufstall und Offenfrontstall/Laufstall mit Auslauf.
Welchen logistischen und administrativen Mehraufwand bedeuten die unterschiedlichen Haltungsstufen für die Kärntnermilch?
Ursprünglich wollten wir das neue „AMA Tierhaltung Plus“-Label bereits mit 1. April ausloben, können das aber nicht, solange nicht alle Betriebe unterschrieben haben. Wenn alle unterschreiben, haben wir kein Problem – sollten aber einige Betriebe übrigbleiben, dann müssten wir deren Milch getrennt sammeln und getrennt verarbeiten. Und diese Betriebe sind über ganz Kärnten verteilt.
Ursprünglich wollten wir das neue „AMA Tierhaltung Plus“-Label bereits mit 1. April ausloben, können das aber nicht, solange nicht alle Betriebe unterschrieben haben. Wenn alle unterschreiben, haben wir kein Problem – sollten aber einige Betriebe übrigbleiben, dann müssten wir deren Milch getrennt sammeln und getrennt verarbeiten. Und diese Betriebe sind über ganz Kärnten verteilt.
Mit welchen Preisabschlägen müssten diese Betriebe rechnen?
Ich baue auf die Vernunft der Mitglieder, dass es dazu gar nicht kommt. Andernfalls reden wir von massiven Abschlägen. Zudem hätten diejenigen, die nicht unterschreiben, die nunmehr jährlichen Kontrollkosten von 180 Euro zur Gänze selbst zu tragen.
Ich baue auf die Vernunft der Mitglieder, dass es dazu gar nicht kommt. Andernfalls reden wir von massiven Abschlägen. Zudem hätten diejenigen, die nicht unterschreiben, die nunmehr jährlichen Kontrollkosten von 180 Euro zur Gänze selbst zu tragen.
Themenwechsel: Kürzlich wurde von einem hochrangigen Vertreter der Kärntnermilch in einem Interview eine mögliche Übernahme durch die Berglandmilch nicht explizit ausgeschlossen. Auch wurde erwähnt, dass man die Strategie für die nächsten zehn Jahre festgelegt hat. Kann man daraus ein paar Eckpfeiler verraten?
Eines möchte ich an dieser Stelle klarstellen: Die Eigenständigkeit der Kärntnermilch hat oberste Priorität. Wir arbeiten aber bereits jetzt projektbezogen mit verschiedenen Partnern zusammen, etwa im Premiumsegment, das seit der Pandemie für alle schwieriger geworden ist. Wir möchten das auch in Zukunft so halten, ohne aber die Eigenständigkeit aufzugeben. Zur Strategie: Wir werden auf jeden Fall unsere Qualitätsstrategie fortführen und auch die Bauern im Berggebiet dahingehend unterstützen, damit auch Anlieferer geringerer Mengen einen Mengenbonus erhalten. Wir brauchen die Großen genauso wie die Kleinen.
Eines möchte ich an dieser Stelle klarstellen: Die Eigenständigkeit der Kärntnermilch hat oberste Priorität. Wir arbeiten aber bereits jetzt projektbezogen mit verschiedenen Partnern zusammen, etwa im Premiumsegment, das seit der Pandemie für alle schwieriger geworden ist. Wir möchten das auch in Zukunft so halten, ohne aber die Eigenständigkeit aufzugeben. Zur Strategie: Wir werden auf jeden Fall unsere Qualitätsstrategie fortführen und auch die Bauern im Berggebiet dahingehend unterstützen, damit auch Anlieferer geringerer Mengen einen Mengenbonus erhalten. Wir brauchen die Großen genauso wie die Kleinen.
Wo sehen Sie künftig am meisten Marktpotenzial für Ihr Unternehmen?
Der deutsche Markt darf uns auf keinen Fall abhandenkommen, da er noch ausbaufähig ist. Ebenfalls Potenzial sehe ich noch am italienischen Markt.
Der deutsche Markt darf uns auf keinen Fall abhandenkommen, da er noch ausbaufähig ist. Ebenfalls Potenzial sehe ich noch am italienischen Markt.
Zum Abschluss möchte ich nochmals auf das bereits erwähnte Interview zurückkommen, da es doch ziemliche Wellen geschlagen hat. Wie stehen Sie zum Begriff „Turbokuh“?
Ich war lange genug selbst Züchter, bin auch im Vorstand der caRINDthia, und ich kann dazu nur sagen, dass es diesen Ausdruck eigentlich gar nicht mehr geben sollte. Längst wird nicht auf die Maximalleistung geschaut, sondern versucht, auf Laufstalltauglichkeit und längere Lebensdauer hin zu züchten. Selbstverständlich muss eine Kuh eine gewisse Leistung erbringen, um dem Betrieb die benötigte Wertschöpfung zu ermöglichen. Wir schauen auf die Lebensleistung – je länger daher eine Kuh lebt, umso besser.
Ich war lange genug selbst Züchter, bin auch im Vorstand der caRINDthia, und ich kann dazu nur sagen, dass es diesen Ausdruck eigentlich gar nicht mehr geben sollte. Längst wird nicht auf die Maximalleistung geschaut, sondern versucht, auf Laufstalltauglichkeit und längere Lebensdauer hin zu züchten. Selbstverständlich muss eine Kuh eine gewisse Leistung erbringen, um dem Betrieb die benötigte Wertschöpfung zu ermöglichen. Wir schauen auf die Lebensleistung – je länger daher eine Kuh lebt, umso besser.