27.04.2016 |
von Ing. Robert Diem, Bildungswerkstatt Mold
Was Sie über Kulturreifen wissen sollten
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2016.04.27%2F1461753637158231.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image//2016.04.27/1461753637158231.jpg?m=MzYzLDI0Mg%3D%3D&_=1461754221)
Zuerst gilt es, die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen.
Vorteile
Vorteile
- Schmale Fahrgassen, daher wenig Flächenverlust und geringe Ertragseinbußen.
- In Reihenkulturen kann man durch den Einsatz von Pflegereifen auf die Anlage von Fahrgassen verzichten, ohne Gefahr zu laufen, die Pflanzen zu überfahren.
- Weniger Schaden bei Pflanzenschutzmaßnahmen in hohen und dichten Beständen, wie zum Beispiel in Raps.
Nachteile
- Kulturreifen haben deutlich weniger Füllvolumen und müssen daher mit relativ hohem Druck gefahren werden.
- Hoher Fülldruck verdichtet den Boden mit allen bekannten Nachteilen.
- Es entstehen tiefe Fahrspuren, die in Hanglagen bei Starkregen häufig zu Erosion führen.
- Der Federungskomfort und die Traktion der prallgefüllten Reifen lassen sehr zu wünschen übrig.
- Trotz allem ist die Traglast der schmalen Räder begrenzt.
- In Kartoffelreihen werden trotz schmaler Räder die angrenzenden Dämme beschädigt, das hat oft einen relativ hohen Anteil an Grünknollen zur Folge.
Vor dem Anschaffen überlegen
Hat man sich für Pflegereifen entschieden, so sollte man sich vor der Anschaffung einige Punkte gründlich überlegen.
- Bei Allradtraktoren muss man unbedingt das Übersetzungsverhältnis zwischen Vorder- und Hinterachse berücksichtigen, um Schäden am Getriebe vorzubeugen. Dabei genügt es nicht, die Durchmesser der Räder zu vergleichen. Man muss unbedingt den jeweilige Abrollumfang berücksichtigen. Diese Daten findet man in den technischen Ratgebern der Reifenhersteller. In diesen Büchlein sind auch immer Umrüsttabellen zu finden, die die Auswahl der richtigen Räder erleichtern.
- Die Luft ist das tragende Element im Reifen. Das heißt, je größer das Füllvolumen eines Reifens ist, umso niedriger kann der Fülldruck sein, um dieselbe Tragfähigkeit zu erreichen. Daher sollte man sich bei der Auswahl nicht nur mit den Pneus befassen, sondern auch die in Frage kommenden Felgen vergleichen. Viele Reifen kann man auf Felgen mit unterschiedlicher Breite montieren. Je breiter die Felge, desto größer wird auch das Volumen des Reifens, und die Traglast nimmt damit etwas zu. Für die Auswahl sollte nicht nur der Preis, sondern auch die Konstruktion und vor allem die zulässige Traglast der verschiedenen Produkte verglichen werden.
- Beim Einsatz in Hackfrüchten ist auf die Reihenweite Rücksicht zu nehmen und die Spurweite durch Felgen mit entsprechender Einpresstiefe darauf abzustimmen. Besonders dann, wenn Kulturen mit unterschiedlichen Reihenweiten mit demselben Traktor bearbeitet werden, muss die gewählte Spurweite gut überlegt werden. Dazu zählen zum Beispiel Rüben und Mais.
- Vor der Anschaffung ist noch zu klären, ob die schmalen Räder in Punkto Traglast überhaupt für die Maschinen und Geräte am Betrieb geeignet sind. Die sicherste Methode, um diesen Punkt zu klären ist, die Achslasten des Traktors mit angebautem Gerät auf einer Brückenwaage genau zu ermitteln. Dabei darf man aber bei Geräten mit Vorratsbehälter, wie Anbauspritze und Düngerstreuer, nicht auf die Befüllung des Vorratstanks vergessen. Je weiter ein Gerät über die Hinterachse des Traktors hinausragt, umso mehr wird durch die Hebelwirkung die Achse des Schleppers belastet!
Der richtige Fülldruck macht es aus
Nachdem man die richtigen Räder angeschafft hat, muss man sich intensiv mit dem nötigen Fülldruck für die Pflegereifen befassen. Dabei gilt – soviel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Aufgrund der schmalen Bauweise verursachen Kulturräder zwangsläufig hohe Bodenverdichtungen. Darum gilt es, zusätzliche Belastung des Bodens durch zu hohen Fülldruck zu vermeiden. Um den Reifendruck so schonend wie möglich einstellen zu können, muss man sich überlegen, mit welcher Geschwindigkeit welche Distanzen mit welcher Belastung zurückgelegt werden müssen. Sind nur Straßenfahrten über kurze Distanzen von maximal fünf Kilometern nötig, so kann es Sinn machen, diese Strecken mit reduzierter Geschwindigkeit von 20 bis 25 Kilometern pro Stunde zurückzulegen.
Der dadurch entstehende Zeitverlust ist minimal, man gewinnt aber den Vorteil, den Luftdruck der Räder deutlich niedriger einstellen zu können und so den Boden so wenig wie möglich zu belasten.
Wie aus dem Ausschnitt der Traglasttabelle zu sehen ist, kann bei der Bereifung 300/85 R 42 144 A8 durch verringern der Fahrgeschwindigkeit von 40 auf 20 Kilometer pro Stunde der Fülldruck bei gleicher Traglast von 4,00 bar auf 2,80 bar verringert werden. Für die Erhebung dieser Daten ist der technische Ratgeber des Reifenherstellers nötig.
Räder mit bodenschonend eingestelltem Fülldruck vermitteln optisch oft den Eindruck, als wäre zu wenig Luft im Reifen. Man darf dabei nicht übersehen, dass moderne Landwirtschaftsreifen über sehr flexible Seitenwände verfügen. Sie sorgen dafür, dass die Auflagefläche am Boden deutlich größer und so der Bodendruck reduziert wird.
Der dadurch entstehende Zeitverlust ist minimal, man gewinnt aber den Vorteil, den Luftdruck der Räder deutlich niedriger einstellen zu können und so den Boden so wenig wie möglich zu belasten.
Wie aus dem Ausschnitt der Traglasttabelle zu sehen ist, kann bei der Bereifung 300/85 R 42 144 A8 durch verringern der Fahrgeschwindigkeit von 40 auf 20 Kilometer pro Stunde der Fülldruck bei gleicher Traglast von 4,00 bar auf 2,80 bar verringert werden. Für die Erhebung dieser Daten ist der technische Ratgeber des Reifenherstellers nötig.
Räder mit bodenschonend eingestelltem Fülldruck vermitteln optisch oft den Eindruck, als wäre zu wenig Luft im Reifen. Man darf dabei nicht übersehen, dass moderne Landwirtschaftsreifen über sehr flexible Seitenwände verfügen. Sie sorgen dafür, dass die Auflagefläche am Boden deutlich größer und so der Bodendruck reduziert wird.
Keine prall gefüllten Reifen
Wir müssen uns vom Bild des prall gefüllten Reifens verabschieden. Dieser verursacht nur hohe Verdichtungen und tiefe Fahrspuren, die außerdem den Rollwiderstand und den Treibstoffverbrauch erhöhen. Außerdem leidet bei zu viel Fülldruck der Federungskomfort, die Reifen verschleißen schneller und ungleichmäßig und der Schlupf auf weichem Boden nimmt deutlich zu. Bei Zwillingsrädern ist es notwendig, den Reifendruck weiter zu reduzieren, da sich die Last auf vier Räder verteilt. Somit kann man auch mit schweren Maschinen bodenschonend und mit optimaler Traktion arbeiten.
![[jpegs.php?filename=%2Fvar%2Fwww%2Fmedia%2Fimage%2F2016.04.27%2F1461754174873277.jpg]](https://cdn.lko.at/lko3/mmedia/image//2016.04.27/1461754174873277.jpg?m=MzYzLDEwNg%3D%3D&_=1461754221)
Auf Kulturräder verzichten?
Wenn die Größenstruktur des Betriebs und die einzelnen Schlaggrößen es zulassen, macht es durchaus Sinn, auch bei Reihenkulturen Fahrgassen anzulegen. Dadurch kann man auf Kulturreifen verzichten und mit breiten großvolumigen Rädern auch die Pflegearbeiten durchführen. Die Abstimmung der Arbeitsbreiten der einzelnen Geräte sowie der Spurweite des Pflegetraktors sind auch hier unerlässlich. Bei Kartoffeln hat man dadurch den Vorteil, dass die Dämme nicht beschädigt werden und der Anteil an Grünknollen auf ein Minimum reduziert wird. Ertragseinbußen sind laut Aussage von Praktikern aufgrund des schonenden Umgangs mit dem Boden langfristig nicht zu befürchten.
Kurz gefasst
- Wenn man mit dem Gedanken spielt Pflegeräder einzusetzen, sollte man im Vorfeld die Vor- und Nachteile für den eigenen Betrieb sorgfältig überlegen und gegeneinander abwiegen. Investitionskosten von 3.000 bis 4.000 Euro sind zu berücksichtigen.
- Bei der Auswahl der Reifen sind einige Grundregeln zu beachten. Es ist sinnvoll sich schon jetzt Gedanken über den richtigen Fülldruck zu machen.
- Um den Boden zu schonen, aber auch um Kosten zu senken, muss der Reifendruck immer optimal an die jeweiligen Bedingungen angepasst werden. Mit Hilfe im Handel erhältlicher, relativ günstiger Reifenfüllsets, wie zum Beispiel Airbooster, kann man den Fülldruck rasch anpassen.
- Wenn die Betriebsstruktur es erlaubt auf Pflegereifen zu verzichten, muss man die zusätzliche Investition nicht tätigen. Nebenbei spart man auch den Zeitaufwand für die Umrüstung.