Vom Ferkel bis zur fertigen Salami
Noch vor etwa achtzig Jahren sind die Vorfahren der Familie Weratschnig mit dem Pferdewagen nach Klagenfurt gefahren, um auf dem Bauernmarkt ihre damaligen Produkte zu verkaufen. „Beim Tigerwirt haben sie die Pferde eingestellt, um dann am Bauernmarkt ihre Waren loszuwerden“, erzählt Johann Weratschnig, Seniorchef des Hofes. Und jetzt, viele Jahrzehnte später, macht die Familie eigentlich noch immer dasselbe. Zwar ohne Pferdewagen, dafür aber professionell und höchst ambitioniert mit einem modernen, zweckmäßigen Verkaufsanhänger. Die Einnahmen haben sich seit damals vom „Körberlgeld“ für die Bäuerin zu einem wichtigen Standbein des Hofes gemausert.
Zweimal in der Woche, donnerstags und samstags, wird frühmorgens der Verkaufsanhänger mit den Erzeugnissen des Hofes vollbepackt. Familie Weratschnig hat am Benediktinermarkt in Klagenfurt (Kaufmanngasse) an beiden Markttagen einen fixen Standplatz. Im Laufe der Zeit gab und gibt es sehr viele Stammkunden. In den Sommermonaten bringen kauffreudige, an Kärntner Spezialitäten interessierte Touristen die Ergänzung. Wie Gertrude Weratschnig, die Bäuerin des Hofes erzählt, kann sie aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung als Marktfahrerin gut einschätzen, was und wie viel sie mitnehmen muss. Und wenn wirklich was übrig bleibt, haben Tochter Silvia und sie einen Plan B: Nichts wird weggeschmissen, alles wird verwertet. Das geht zum Beispiel vom Trocknen der Küchenkräuter bis zur Herstellung von Glundner Käse aus Topfen.
Vielfältiges Angebot
Auf die Frage, was es alles gibt, meint Gertrude: „Wir haben in einem eigenen Stall am Hof über das Jahr hinweg ungefähr 120 Mastschweine, die wir nur für die Direktvermarktung sehr langsam mästen. Die Dauerwaren sind unser Schwerpunkt. Dazu zählen unter anderem Kärntner Bauernsalami, Kärntner Hauswürstl und Speck in verschiedenen Sorten. Zu den jeweiligen Saisonzeiten haben wir sehr viel Gemüse und Obst im Angebot, wie Gravensteiner Äpfel samt Apfelsaft und Essig. Es gibt bei uns sehr viele frische Küchenkräuter, Topfen, Brot, Reindling. Alles, was ein Bauernhof im Laufe eines Jahres halt so hergibt.“ Ein Lokalaugenschein am Hof bestätigt es, dass alles in nicht zu kleinen Mengen und in großer Vielfalt vorhanden ist. Diesen bietet die Familie Weratschnig übrigens gerne ihren Kunden an, denn Gertrude meint überzeugt: „Ich habe nichts zu verbergen.“
Und welche Tricks braucht es für das Marktgeschäft? „Jeder Mensch hat seine Eigenheiten und manche Leute noch mehr davon“, sagt die Bäuerin. „Aber man muss darauf eingehen – bis zum letzten Kräutlein für die Kasnudeln muss man die Wünsche erfüllen. Vor allem aber muss die Qualität passen und immer gleich gut bleiben. Die Kunden sind eigentlich sehr zufrieden, wenn sie wissen, woher ihr Essen kommt.“ Apropos Qualität: Familie Weratschnig hat im Rahmen der Alpen-Adria-Prämierungen schon mehrere Medaillen für die Dauerwaren erhalten. Das zweite große Standbein ist die Schweinemast. Allerdings wird für den Verkauf an fleischverarbeitende Betriebe produziert.
Von Ferkel bis Mastschwein
Der Betrieb war immer ein sogenannter Mischbetrieb – Rinder-, Ferkel-, Schweinemast. Aber vor etwa fünf Jahren stand ein Stallneubau an. Da Schwiegersohn Markus Kristof auf seinem Hof in ungefähr 9 km Entfernung eine Ferkelproduktion hatte, entschloss sich die Familie, mit diesen Ferkeln auf die Schweinemast umzusteigen. Das hat natürlich den Vorteil, dass vom Ferkel bis zum fertigen Schwein alles in einer Hand bleibt. Zum heurigen Schweinejahr sagt Markus: „Es hat durch die Klimabedingungen eine schlechte Maisernte gegeben und der Schweinepreis ist sowieso nicht sehr befriedigend, also heuer alles zusammen eher eine Nullnummer.“ Jedoch bleibt er optimistisch und ist überzeugt, dass es sicher wieder besser werde.
Im Betrieb der Familie Weratschnig-Kristof hat jedes Familienmitglied seinen festen Aufgabenbereich. Dies schließt aber nicht aus, dass untereinander kräftig geholfen wird. Enkel bzw. Sohn Matthias hat sein erstes Jahr in der Landwirtschaftlichen Fachschule angefangen. Selbst er kommt jeden Abend heim, um mitzuhelfen und das am liebsten mit dem Traktor.