„Sägeindustrie steht zu den Verträgen“
Wie wirkt
sich die Windwurfkatastrophe auf den Holzpreis in Südösterreich aus?
Herbert Jöbstl: Mit der Katastrophe in Oberkärnten, Osttirol
und Norditalien wird die lokale Sägeindustrie überfordert sein. Derzeit besteht
nicht wirklich eine effiziente Logistik, um größere Mengen Holz in andere
Regionen zu bringen. Außerdem ist es zu kostenintensiv. Daher wird sich der
Holzpreis auch in Kärnten zweigeteilt entwickeln. Zum Zeitpunkt des Sturmes
waren die Mengen für das 4. Quartal bereits eingekauft. Trotz des großen
Überangebotes steht die Sägeindustrie zu diesen Verträgen und nimmt die Menge
zu den vereinbarten Preisen auch ab. Regionales Holz wird seit Jahren immer
prioritär behandelt, auch jetzt.
Markus Schmölzer: In Kärnten und der Steiermark war das
Preisniveau zuletzt deutlich höher als in den anderen Bundesländern bzw. den
umliegenden Märkten – um rund 15 bis 20 %. Durch den massiven Schadholzanfall
sind die lokalen Märkte überfordert und es ist davon auszugehen, dass sich die
Preisniveaus annähern werden. Das ist in einer solchen Situation ein übliches
Prozedere. Wir stehen in engem Kontakt mit unseren Lieferanten und sind um
faire, marktkonforme Lösungen bemüht.
Viele
Waldbauern in Kärnten kämpfen wegen Sturm „Vaia“ mit ihrer Existenz. Kritiker
werfen der Sägeindustrie bei der Preisstabilität mangelnde Solidarität und ein
Körberlgeld verdienen vor – auch angesichts hoher öffentlicher Fördermittel
beim Aufbau der Sägewerke. Was sagen Sie ihnen?
Jöbstl: Eine Kalamität wie diese ist für jeden Waldbesitzer
eine Katastrophe. Aber im Wesentlichen ist es eine gemeinsame Herausforderung
der ganzen Wertschöpfungskette. Es ist ein kompletter Irrglaube, dass sich die
Industrie damit bereichern kann. Höhere Lager- und Logistikkosten, schlechtere
Ausbeuten, Schwierigkeiten mit dem Produktportfolio und am Ende schlechtere
Schnittholzpreise sind unmittelbare Folgen für die Industrie. Mengen müssen
jetzt am Markt untergebracht werden, die in einigen Jahren sicher wieder
fehlen. Aber eines der größten Probleme bei Sturmholz kommt von den
Spannungsrissen und den Stauchungen der Holzfasern. Diese Fehler werden oft
erst sehr spät während des Verarbeitungsprozesses entdeckt. Zuletzt aber sicher
bei den Festigkeitstests unserer Bauprodukte. Angesichts der Tatsache, dass die
südösterreichische Sägeindustrie über Jahre europaweit die höchsten
Rundholzpreise hat, muss man die angesprochenen Vorwürfe auf das Schärfste
zurückweisen. Nicht nachvollziehbar sind für uns die „angeblich“ hohen
öffentlichen Fördermittel „zum Aufbau“ der Sägewerke in einem Zusammenhang mit
derartigen Katastrophen zu bringen. Für Förderungen in der Industrie gibt es
strenge Maßstäbe und diese sind meist mit Forschungs- und Entwicklungsprojekten
verbunden. Diese Projekte bringen den Betrieben aber auch zusätzliche Kosten
und Risiken.
Schmölzer: Wir arbeiten längst gemeinsam mit den
Waldbesitzern an der Problemlösung und diese sollte eine gut geplante und
schnellstmögliche Aufarbeitung des Schadholzes sein. Dies wird auch von unseren
Waldbauern honoriert und geschätzt. Gerade jetzt ist es wichtig, dass es von allen
Seiten konstruktive Beiträge gibt. Zurufe von außen, ohne einen solchen
konstruktiven Beitrag, sind in dieser Situation keinesfalls hilfreich. Die von
Ihnen hier kolportierten hohen Fördermittel können wir für unsere Sägewerke
ausschließen. Förderungen haben mit dem Sachverhalt des Windwurfs nichts zu
tun. Investive Maßnahmen in der Industrie werden nur mehr im KMU-Bereich, wenn
überhaupt, gefördert. Für Großbetriebe, und da fällt die Hasslacher-Gruppe
hinein, gibt es aktuell keine Fördermöglichkeiten. Im Übrigen sind es gerade
die Investitionen, die Betriebe international wettbewerbsfähig machen und somit
auch die Basis schaffen, um ein verlässlicher Abnehmer für Rundholz sein zu
können.
Die
Wirtschaft wächst. Der Holzmarkt brummt kräftig. Die Schnittholzmärkte für das
nächste Jahr gelten als hoch aufnahmefähig. Da wirkt der Rückgang der
Holzpreise – trotz erheblichen Windwurfs – nach einem Herbeigerede Ihrer
Branche.
Jöbstl: Ja, Gott sei Dank hatten wir eine gute
Konjunktur. Ohne der positiven Entwicklung in den letzten Jahren wäre es auch
nicht möglich gewesen, die in Mitteleuropa angefallenen Holzmengen auch nur
annähernd zu verarbeiten. Derzeit ist es aber wirklich so, dass sich die Lager
in unseren Hauptmärkten gefüllt haben und der Absatz deutlich schwieriger ist.
Ich gehe derzeit auch davon aus, dass wir im 1. Quartal 2019 nicht auf dem
Niveau von 2018 produzieren können.
Sturm „Vaia“ hat in Mitteleuropa dazu geführt, dass in wenigen Stunden 20 Mio. fm auf einen bereits belasteten Kalamitätsholzmarkt 2018 gestoßen sind. Nicht nachvollziehbar ist daher die Annahme, dass diese massiven Mehrmengen an Rundholz zu einer Preisstabilität beitragen könnten. Gleichzeitig werden die weltweiten Schnittholzmärkte mit geringeren Qualitätseigenschaften seit Monaten stark belastet.
Schmölzer: In weiten Teilen Europas haben wir bereits seit Jahresbeginn ein massives Überangebot an Rundholz. Das führte unter
anderem zu einer erheblichen Produktionssteigerung der Sägewerke und das nicht
nur in Österreich. Aufgrund der günstigen konjunkturellen Lage waren jedoch
glücklicherweise ausreichend Absatzkanäle vorhanden. Andernfalls hätte es
bereits viel früher einen deutlichen Preisrückgang gegeben.
In welcher Größenordnung wird Schadholz aus
Italien nach Kärnten fließen?
Jöbstl: Völlig offen ist die tatsächliche Menge an „bringbaren“ und sägefähigen Sortimenten; welche Holzarten überhaupt betroffen sind und wie die italienischen Behörden die Genehmigungsverfahren gestalten werden. Bevor diese Antworten nicht gegeben sind, werden wohl überhaupt nur geringe Mengen nach Österreich fließen können und diese am ehesten nach Nordtirol. Fakt ist: Der volkswirtschaftliche Schaden ist enorm! Hier ist die Logistik der Abwicklung bis zur Waldstraße und die Transportkosten generell der limitierende Faktor. Investitionen in die Infrastruktur sind jahrzehntelang ausgeblieben. Das rächt sich nun sowohl inTeilen Kärntens als auch in Italien.
Schmölzer: Wir verlagern in den nächsten
Monaten unseren Schwerpunkt der Aufarbeitung und Abnahme in die lokalen
Schadgebiete unseres üblichen Einkaufsgebietes. Mit Zukäufen außerhalb dieser
Einkaufsregion werden wir uns erst zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen.