Mit der richtigen Fungizidstrategie gesundes Kartoffelkraut bis zum Schluss
Neben der Krautfäule (Phytophthora infestans) kann auch die Dürrfleckenkrankheit (Alternaria alternata und Alternaria solani) als ertragswirksamer Schaderreger in Kartoffeln auftreten. Während der Phytophthora-Pilz
mäßig warme Temperaturen zwischen zehn und 25° C mit längerer Blattnässe benötigt, sind für die Alternaria-Arten Temperaturen über 22° C und ein Wechsel von Feucht- und Trockenperioden optimale Voraussetzungen für eine Ausbreitung. Eine Alternaria-Epidemie wirkt sich vor allem auf Sorten der mittleren und späten Reifegruppen aus, die im August und September noch Ertrag bilden.
Systemische Krautfäulefungizide
Bei hohem Infektionsdruck durch Krautfäule sollte man zum Spritzstart systemische Fungizide einsetzen. Da der Saftstrom der Pflanze ihre Wirkstoffe verteilt, schützen sie auch den Neuzuwachs.
Weiters wird bei rechtzeitigem Einsatz auch ein Ausbruch der Krautfäule, ausgehend von latent infizierten Mutterknollen, verhindert. Zu den systemischen Fungiziden zählen Ridomil Gold MZ, Fantic
M und Galben M, jeweils mit Zusatzwirkung gegen Alternaria; Epok, Infinito und Axidor. Das Präparat Epok enthält neben dem systemischen Wirkstoff noch den sporenabtötenden Kontaktwirkstoff Fluazinam. Er besitzt nur eine geringe Nebenwirkung gegen Alternaria. Infinito und Axidor enthalten noch einen lokalsystemischen Wirkstoff mit guter kurativer Wirkung und geringem Resistenzrisiko.
Um Alternaria mitzuerfassen ist hier zusätzlich ein alternariawirksamer Mischungspartner erforderlich.
Lokalsystemische Krautfäulefungizide
Herrscht während der Hauptwachstumsphase weiter hoher Infektionsdruck, so ist der Einsatz von lokalsystemischen Produkten zu empfehlen, wie Acrobat Plus WG, Areva MZ, Banjo Forte, Carial Flex, Kupfer-Fusilan WG, Moximate 725 WG, Nautile WG, Profilux, Ranman Power-Set, Revus, Revus Top, Tanos, Valbon, Valis M. Neu am Markt ist das Präparat Kunshi mit einer Wirkstoffkombination aus Cymoxanil und Fluazinam. Die Verteilung lokalsystemischer Wirkstoffe erfolgt von Zelle zu Zelle und von der Blattoberseite zur Blattunterseite. Der echte Neuzuwachs wird durch die lokalsystemischen Fungizide nicht geschützt. Allerdings besitzen sie neben einer vorbeugenden auch eine heilende und antisporuliernde Wirkung, sodass gegen frühe Infektionen noch
eine abstoppende Wirkung gegeben ist. Die Produkte Banjo Forte, Carial Flex, Kunshi, Ranman Power-Set und Revus benötigen für die Bekämpfung von Alternaria einen entsprechend wirksamen Mischungspartner.
Kontaktfungizide
Die Kontaktfungizide töten die Phytophthora-Sporen durch den Spritzbelag, der sich auf den Blättern
bildet. Wenn der Erreger bereits in die Pflanze eingedrungen ist, entfalten Kontaktmittel keine Wirkung mehr. Darum sind für eine optimale Wirkung dieser Fungizide eine sorgfältige Ausbringung und eine gute Benetzung im Kartoffelbestand notwendig. Der Neuzuwachs an Kraut ist nicht geschützt.
Kontaktfungizide mit sporenabtötender Wirkung wie Electis, Carneol, Winner, Zignal, und Ranman
Top wie auch Orvego Duo sollten speziell nach der Hauptwachstumsphase bei höherem Krautfäule-Infektionsdruck eingesetzt werden. Sie unterbinden an der Oberfläche des Krautes auch die Keimschlauchbildung sowie die Sporangien- und Zoosporenbildung. Durch die starke Einlagerung in die Wachsschicht der Pflanze weisen sie eine deutlich raschere und bessere Regenfestigkeit als die anderen Kontaktmittel auf. Kontaktmittel ohne sporenabtötende Wirkung wie Dithane Neo Tec, Penncozeb, Polyram und Kupfer-Präparate wirken gegen die keimenden Sporen und eignen sich vor allem für niederschlagsärmere Perioden mit niedrigem Infektionsdruck.
Staunässe und Stoppspritzungen
Bei hohem Risiko für frühe Stängelphytophthora nach Staunässeperioden ist bereits vor Reihenschluss der Einsatz von systemischen und lokalsystemischen Fungiziden zu empfehlen. Wenn
der Krautfäulebefall bereits sichtbar ist, sollte man zur Stoppspritzung ein lokalsystemisches Präparat
mit einem sporenabtötenden Kontaktmittel kombinieren. Derartige Kombinationen sind auch nach Unwettern mit Hagel zu empfehlen, vor allem wenn in der näheren Umgebung bereits Krautfäule auftritt. Dabei darf man auf den Schutz vor Alternaria nicht vergessen, da sich die Dürrfleckenkranheit auch schon nach kurzen Staunässeperioden und anschließender warm-trockener Witterung rasch ausbreiten kann.
Alternaria und Phytophthora kombiniert bekämpfen
Fungizide mit Wirkung gegen Alternaria muss man bereits vor der Ausbreitung auf die oberen Blätter
vom Spritzstart bis zur Abreife einsetzen. Die meisten Krautfäulefungizide wirken auch gut gegen Alternaria und mindern den Befall. Epok, Infinito, Axidor, Banjo Forte, Carial Flex, Kunshi, Ranman
Power-Set, Ranman Top, Revus, Carneol, Winner und Zignal besitzen keine oder nur eine geringe
Teilwirkung gegen Alternaria. Diese Produkte können mit alternariawirksamen Fungiziden kombiniert werden. Vor allem bei höheren Niederschlagsmengen und in beregneten Beständen sind in Sorten der mittleren und späten Reifegruppen Kombinationen mit den Alternaria-Spezialfungiziden
Ortiva, Signum und Narita sowie dem neuen Präparat Tazer 250 SC zu empfehlen.
Der erste Einsatz von Spezialfungiziden sollte sieben bis acht Wochen nach Feldaufgang erfolgen. Bei günstiger Witterung für Alternaria hat sich die Anwendung zur dritten und vierten Krautfäulespritzung bewährt. In spätreifenden Sorten ist meist eine weitere Behandlung in der ersten Augusthälfte wirtschaftlich. Ortiva, Signum und Tazer 240 SC besitzen den gleichen Wirkungsmechanismus. Zur Resistenzvorbeugung sollte der gleiche Wirkungsmechanismus nicht öfter als zweimal hintereinander zum Einsatz kommen. Für die kombinierte Bekämpfung von Phytophthora und Alternaria sollte auch Revus Top in die Spritzfolgen eingebaut werden.
Der erste Einsatz von Spezialfungiziden sollte sieben bis acht Wochen nach Feldaufgang erfolgen. Bei günstiger Witterung für Alternaria hat sich die Anwendung zur dritten und vierten Krautfäulespritzung bewährt. In spätreifenden Sorten ist meist eine weitere Behandlung in der ersten Augusthälfte wirtschaftlich. Ortiva, Signum und Tazer 240 SC besitzen den gleichen Wirkungsmechanismus. Zur Resistenzvorbeugung sollte der gleiche Wirkungsmechanismus nicht öfter als zweimal hintereinander zum Einsatz kommen. Für die kombinierte Bekämpfung von Phytophthora und Alternaria sollte auch Revus Top in die Spritzfolgen eingebaut werden.
Resistenzmanagement beim Fungizideinsatz
Resistenzmanagement gehört im Eigeninteresse zu jeder Spritzfolge.
Somit wird die Wirksamkeit der Fungizide auch langfristig erhalten. Hierzu ist es empfehlenswert,
nicht nur das Präparat oder den Wirkstoff zu wechseln, sondern auch die FRAC-Codes (Fungicide
Resistance Action Commitee) zu beachten. Diese geben einen Hinweis auf den Wirkungsmechanismus, der für die Vermeidung von Resistenzen von zentraler Bedeutung ist.
Gleicher Wirkungsmechanismus nur zweimal in Folge
Darüber hinaus sollten systemische Fungizide auf den Beginn der Spritzfolge beschränkt werden.
Bei lokalsystemischen wie auch systemischen Präparaten gilt, dass der gleiche Wirkungsmechanismus maximal zwei Mal hintereinander zum Einsatz kommen soll.
Auch bei den Kontaktfungiziden gibt es Unterschiede hinsichtlich des Resistenzrisikos. Die Wirkstoffe
Mancozeb und Metiram (Dithane Neo Tec, Penncozeb, Polyram) sowie Kupfer-Präparate gelten als wenig anfällig für Resistenzen. Die anderen Kontaktfungizide sind mit mittlerem bis hohem Resistenzrisiko einzustufen. Daher sollte man auch hier den gleichen Wirkungsmechanismus nur zwei Mal hintereinander einsetzen. Das Spritzintervall und die Fungizidauswahl sollten auf den Infektionsdruck angepasst sein.
www.warndienst.lko.at
Das Internetportal www.warndienst.lko.at bietet hier eine Entscheidungshilfe mit regionalen
Befallsübersichten, Krautfäuleprognose und einem Fungizid-Abstandsrechner.