19.05.2016 |
von Dipl.-Ing. Johanna Grojer
Milchwirtschaft (nur was) für Enthusiasten?!
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Wohin steuert die Milchwirtschaft? Diese Frage wurde an Michael Eder, tätig am Institut für Agrar- und Forstökonomie an der BOKU, gestellt.
Die Milchproduktion mache etwa 18 % des Produktionswertes der österreichischen Landwirtschaft aus, erklärte Eder. Zu bedenken sei aber auch der Wert in den vor- und nachgelagerten Bereichen: Allein die 100 Betriebsstätten der milchverarbeitenden Unternehmen beschäftigen ca. 4600 Personen und sie übernehmen weitere nicht oder nur teilweise monetär abgegoltene Funktionen, wie z. B. Ökosystemleistungen.
Bedenklich stimme der starke Strukturwandel in Österreich, so muss eine Abnahme der Zahl der milchliefernden Betriebe von ca. 78.000 im Jahr 1995 auf rund 32.000 im Milchwirtschaftsjahr 2014/15 festgestellt werden.
Die Milchlieferleistung je Betrieb stieg in diesem Zeitraum um das Dreifache. 10.000 milchliefernde Betriebe liefern mehr als 100.000 kg/Jahr und liefern in Summe zwei Drittel der 3 Mio. t der jährlich abgelieferten Milch.
Die Milchproduktion mache etwa 18 % des Produktionswertes der österreichischen Landwirtschaft aus, erklärte Eder. Zu bedenken sei aber auch der Wert in den vor- und nachgelagerten Bereichen: Allein die 100 Betriebsstätten der milchverarbeitenden Unternehmen beschäftigen ca. 4600 Personen und sie übernehmen weitere nicht oder nur teilweise monetär abgegoltene Funktionen, wie z. B. Ökosystemleistungen.
Bedenklich stimme der starke Strukturwandel in Österreich, so muss eine Abnahme der Zahl der milchliefernden Betriebe von ca. 78.000 im Jahr 1995 auf rund 32.000 im Milchwirtschaftsjahr 2014/15 festgestellt werden.
Die Milchlieferleistung je Betrieb stieg in diesem Zeitraum um das Dreifache. 10.000 milchliefernde Betriebe liefern mehr als 100.000 kg/Jahr und liefern in Summe zwei Drittel der 3 Mio. t der jährlich abgelieferten Milch.
Milchproduktion und Export
Weltweit werden laut Welternährungsorganisation FAO 800 Mio. t Milch produziert, in der EU 162 Mio.t, gefolgt von Indien mit 148 Mio. t, den USA mit 96 Mio. t und Neuseeland mit 21 Mio. t.
Ein interessanter Aspekt ist, dass der Anteil der weltweiten Exporte an der Gesamtproduktion lediglich ca. 9 % beträgt. Der Anteil des Exportes an der neuseeländischen Produktion beträgt aber 96 %, im Vergleich dazu in der EU und in den USA 11 %.
Die Anlieferungssteigerung von 5,6 % in der EU bedeutet, dass 9100 t mehr am Weltmarkt unterzubringen sind – diese Menge entspricht ca. 50 % des derzeitigen Exports der EU. Diesen starken Anstieg der Anlieferungsmengen (z. T. mehr als 15 %) nannte Michael Eder neben stagnierendem Inlandsabsatz, Überschussverwertung zu sehr niedrigen Preisen, den Wegfall von Märkten und der sinkenden Kaufkraft in Importländern als Hauptgründe für die aktuelle Milchkrise.
Er merkte auch an, dass ohne den hohen Anteil an Spezialmilchsorten (Biomilch, Heumilch) der Druck wahrscheinlich noch größer wäre. Der Verdrängungswettbewerb durch Kostenführerschaft laufe weltweit und auch die Volatilität der Preise würde sich laut Eder fortsetzen.
Zumindest für das aktuelle Milchjahr ist für den Experten keine rasche Preiserholung in Sicht. Er empfahl den Milchviehbetrieben, als Reaktion nicht ausschließlich dem „Mainstream“ nachzulaufen, eigenverantwortlich zu handeln, eine Betriebsstrategie zu entwickeln und durchzuhalten und vor allem der Wirtschaftlichkeit mehr Augenmerk zu schenken.
Ein interessanter Aspekt ist, dass der Anteil der weltweiten Exporte an der Gesamtproduktion lediglich ca. 9 % beträgt. Der Anteil des Exportes an der neuseeländischen Produktion beträgt aber 96 %, im Vergleich dazu in der EU und in den USA 11 %.
Die Anlieferungssteigerung von 5,6 % in der EU bedeutet, dass 9100 t mehr am Weltmarkt unterzubringen sind – diese Menge entspricht ca. 50 % des derzeitigen Exports der EU. Diesen starken Anstieg der Anlieferungsmengen (z. T. mehr als 15 %) nannte Michael Eder neben stagnierendem Inlandsabsatz, Überschussverwertung zu sehr niedrigen Preisen, den Wegfall von Märkten und der sinkenden Kaufkraft in Importländern als Hauptgründe für die aktuelle Milchkrise.
Er merkte auch an, dass ohne den hohen Anteil an Spezialmilchsorten (Biomilch, Heumilch) der Druck wahrscheinlich noch größer wäre. Der Verdrängungswettbewerb durch Kostenführerschaft laufe weltweit und auch die Volatilität der Preise würde sich laut Eder fortsetzen.
Zumindest für das aktuelle Milchjahr ist für den Experten keine rasche Preiserholung in Sicht. Er empfahl den Milchviehbetrieben, als Reaktion nicht ausschließlich dem „Mainstream“ nachzulaufen, eigenverantwortlich zu handeln, eine Betriebsstrategie zu entwickeln und durchzuhalten und vor allem der Wirtschaftlichkeit mehr Augenmerk zu schenken.
Alternative Betriebsstrategie
Die Vollweidehaltung mit saisonaler Winterabkalbung auf Kurzrasen stellte Siegfried Steinberger vom LfL Grub vor. Vollweidehaltung mit saisonaler Abkalbung zur Ausnutzung des guten und reichlichen Weideangebots im Frühjahr war in den Grünlandregionen bis in die 1970er-Jahre laut Steinberger weitgehend üblich. Seit dieser Zeit sei ein kontinuierlicher Rückgang der Weidehaltung allgemein und der Vollweidehaltung im Speziellen zu beobachten.
Die Gründe hierzu seien vielschichtig, sagte Steinberger. Eine Rolle spielten sicher die Flächenvoraussetzungen, da die Tierbestände in den vergangenen Jahrzehnten laufend aufgestockt wurden und hofnahe, arrondierte Weideflächen nicht im Verhältnis mitwachsen konnten.
Auch die züchterische Entwicklung zu einer möglichst hohen Einzeltierleistung und die notwendige Ergänzungsfütterung beschleunigten den Rückgang der Weidewirtschaft.
Siegfried Steinberger erläuterte, dass in Zeiten niedriger Kosten für Arbeit, Energie und Zukaufsfuttermittel diese Strategie betriebswirtschaftlich meist erfolgreich war, dass aber in Zeiten stagnierender Produkterlöse und im Mittel steigender Produktionskosten der Ansatz, den Gewinn je Einheit durch massive Senkung der Produktionskosten zu steigern, eine sinnvolle Strategie sei.
Die Gründe hierzu seien vielschichtig, sagte Steinberger. Eine Rolle spielten sicher die Flächenvoraussetzungen, da die Tierbestände in den vergangenen Jahrzehnten laufend aufgestockt wurden und hofnahe, arrondierte Weideflächen nicht im Verhältnis mitwachsen konnten.
Auch die züchterische Entwicklung zu einer möglichst hohen Einzeltierleistung und die notwendige Ergänzungsfütterung beschleunigten den Rückgang der Weidewirtschaft.
Siegfried Steinberger erläuterte, dass in Zeiten niedriger Kosten für Arbeit, Energie und Zukaufsfuttermittel diese Strategie betriebswirtschaftlich meist erfolgreich war, dass aber in Zeiten stagnierender Produkterlöse und im Mittel steigender Produktionskosten der Ansatz, den Gewinn je Einheit durch massive Senkung der Produktionskosten zu steigern, eine sinnvolle Strategie sei.
Milchleistung je Hektar messen
In Steinbergers fünfjährigem Pilotprojekt „Vollweide mit Winterabkalbung“ zeigte sich, dass eine konsequente Milchproduktion aus Weide eine mögliche Reaktionsmöglichkeit auf die aktuelle Kosten- und Preisentwicklung für entsprechend gelagerte Betriebe darstellt.
Eine gut organisierte Weideführung besticht durch tiefstmögliche Futterkosten, der Aufwand für Diesel, Kraftfutter und Arbeit lasse sich während der Sommermonate drastisch reduzieren. Dadurch verliere die Milchleistung je Kuh an Bedeutung und die Milchleistung je Hektar Weidegras müsse in den Vordergrund treten, erklärte Steinberger. Er ist überzeugt, dass dieses System auch einen wertvollen Beitrag zur Lebensqualität der bäuerlichen Familien leiste, jedoch Weide auf den Betrieb passen und gewollt sein müsse.
Von den hochkarätigen Referenten wurden viele weitere spannende Themen und Anregungen vorgestellt und mit den interessierten Tagungsteilnehmern angeregt diskutiert.
So wurde ein Überblick über Risikomanagement in der Milchproduktion gegeben, das Forschungsprojekt „Einzelbetriebliche Ökobilanzierung landwirtschaftlicher Betriebe in Österreich“ vorgestellt, Maßnahmen zur Steigerung des Tierwohls, der Tiergesundheit und die Lebensleistungszucht diskutiert sowie Diversifizierungsstrategien präsentiert.
Ein Fazit der Tagung ist, dass ein effizienter Umgang mit den Ressourcen am landwirtschaftlichen Betrieb in Zukunft eine immer zentralere Rolle in der landwirtschaftlichen Diskussion einnehmen wird. Ziel wird dabei nicht sein, höchstmögliche Erträge auf den Flächen zu erzielen, sondern Verfahren zu finden, die bei einer gegebenen Ausstattung möglichst optimale Erträge ohne große Aufwendungen von außen liefern.
Das hieße für die Milchproduzenten in den Grünlandgebieten, sich vermehrt auf die Nutzung ihrer eigenen Ressourcen auszurichten und die Potenziale der grünlandbasierten Produktionsweise von Milch gezielter zu nutzen.
Für das kommenden Jahr in der Milchwirtschaft konnte die Veranstaltung im Nationalparkzentrum Mallnitz den Teilnehmern wertvolle Inputs und Anregungen und hoffentlich viel Motivation mitgeben.
Eine gut organisierte Weideführung besticht durch tiefstmögliche Futterkosten, der Aufwand für Diesel, Kraftfutter und Arbeit lasse sich während der Sommermonate drastisch reduzieren. Dadurch verliere die Milchleistung je Kuh an Bedeutung und die Milchleistung je Hektar Weidegras müsse in den Vordergrund treten, erklärte Steinberger. Er ist überzeugt, dass dieses System auch einen wertvollen Beitrag zur Lebensqualität der bäuerlichen Familien leiste, jedoch Weide auf den Betrieb passen und gewollt sein müsse.
Von den hochkarätigen Referenten wurden viele weitere spannende Themen und Anregungen vorgestellt und mit den interessierten Tagungsteilnehmern angeregt diskutiert.
So wurde ein Überblick über Risikomanagement in der Milchproduktion gegeben, das Forschungsprojekt „Einzelbetriebliche Ökobilanzierung landwirtschaftlicher Betriebe in Österreich“ vorgestellt, Maßnahmen zur Steigerung des Tierwohls, der Tiergesundheit und die Lebensleistungszucht diskutiert sowie Diversifizierungsstrategien präsentiert.
Ein Fazit der Tagung ist, dass ein effizienter Umgang mit den Ressourcen am landwirtschaftlichen Betrieb in Zukunft eine immer zentralere Rolle in der landwirtschaftlichen Diskussion einnehmen wird. Ziel wird dabei nicht sein, höchstmögliche Erträge auf den Flächen zu erzielen, sondern Verfahren zu finden, die bei einer gegebenen Ausstattung möglichst optimale Erträge ohne große Aufwendungen von außen liefern.
Das hieße für die Milchproduzenten in den Grünlandgebieten, sich vermehrt auf die Nutzung ihrer eigenen Ressourcen auszurichten und die Potenziale der grünlandbasierten Produktionsweise von Milch gezielter zu nutzen.
Für das kommenden Jahr in der Milchwirtschaft konnte die Veranstaltung im Nationalparkzentrum Mallnitz den Teilnehmern wertvolle Inputs und Anregungen und hoffentlich viel Motivation mitgeben.
Bioberatung
Für die Milchproduktion lassen sich weltweit zwei Hauptstrategien – „High Output“, die relativ hohen Kosten werden dabei auf möglichst viel Produkt verteilt, und „Low Input“, Kostenreduktion durch Minimierung des Einsatzes von externen Betriebsmitteln und Arbeitszeit – unterschieden.
Nach welcher Strategie sich ein Betrieb ausrichtet, hängt jeweils von den Standort- und Rahmenbedingungen sowie den persönlichen Neigungen ab.
Egal, für welche man sich entscheidet, um erfolgreich zu sein, muss sie konsequent umgesetzt werden. Bei passenden Betriebsbedingungen sind auch in Österreich Low-Input-Verfahren interessante Betriebsentwicklungsstrategien.
Am 15. und 16. November 2016 startete die Weiterbildung „Low Input in der Milchviehhaltung“ von Bio Austria, den Landwirtschaftskammern und dem Bio-Institut Raumberg-Gumpenstein. Begleitend dazu werden „Low-Input-Arbeitskreise“ angeboten. Bei Interesse sind Informationen im Biozentrum Kärnten erhältlich bzw. ist die Anmeldung unter 0463/58 50-54 00 möglich.
Nach welcher Strategie sich ein Betrieb ausrichtet, hängt jeweils von den Standort- und Rahmenbedingungen sowie den persönlichen Neigungen ab.
Egal, für welche man sich entscheidet, um erfolgreich zu sein, muss sie konsequent umgesetzt werden. Bei passenden Betriebsbedingungen sind auch in Österreich Low-Input-Verfahren interessante Betriebsentwicklungsstrategien.
Am 15. und 16. November 2016 startete die Weiterbildung „Low Input in der Milchviehhaltung“ von Bio Austria, den Landwirtschaftskammern und dem Bio-Institut Raumberg-Gumpenstein. Begleitend dazu werden „Low-Input-Arbeitskreise“ angeboten. Bei Interesse sind Informationen im Biozentrum Kärnten erhältlich bzw. ist die Anmeldung unter 0463/58 50-54 00 möglich.