Hartnäckiges Wurzelunkraut
Die hohen Niederschlagsmengen in diesem Winter
führten dazu, dass größere Nährstoffmengen in den Unterboden ausgewaschen
wurden. Dieser Prozess begünstigt die Ausbreitung der Ackerkratzdistel, da
diese darauf ausgerichtet ist, Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten
aufzunehmen. Daher sollten spätestens jetzt Überlegungen angestrengt werden,
wie ein vermehrtes Auftreten verhindert werden kann.
Die Ackerkratzdistel ist ein hartnäckiges und
ausdauerndes Wurzelunkraut, das sich hauptsächlich über unterirdische
Wurzelausläufer vermehrt. Sie wächst vorwiegend auf tiefgründigen und
nährstoffreichen Böden. Eine starke Verbreitung findet vor allem auf Böden
statt, die Verdichtungen im Unterboden aufweisen. Durch ihre starke Pfahlwurzel
ist die Ackerkratzdistel – im Gegensatz zu den meisten Kulturpflanzen – in der
Lage, diese Verdichtungen zu durchstoßen. Unterhalb der Bodenverdichtungen gibt
es meist ausreichend Nährstoffe, die aufgrund fehlender Konkurrenz von
Kulturpflanzenwurzeln ausschließlich von den Disteln genutzt werden.
Eine direkte Verunkrautung mittels Samenflug
ist weniger wahrscheinlich, da keimende Distelpflanzen sehr konkurrenzschwach
sind. Beschattung, Verschüttung oder Austrocknung verhindern ein weiteres
Pflanzenwachstum. Eine Entwicklung der jungen Keimpflanze ist zudem nur in sehr
lückigen Beständen zu erwarten. Wahrscheinlicher ist eine Etablierung von
Distelbeständen durch eingeschleppte Wurzelstücke, die an Bodenbearbeitungsgeräten
haften. Ein Wurzelstück von ca. 1 cm kann ohne weiteres als neue Distelpflanze
austreiben.
Grundsätzlich kann das Auftreten von Disteln
mehrere Ursachen haben. Dazu zählt unter anderem ein zu geringer Anteil von
Klee- und Luzernegras in der Fruchtfolge, da aus wirtschaftlichen Gründen
Marktfrüchten Vorrang in der Anbauplanung gegeben wird. Weitere distelfördernde
Faktoren sind neben lückenhaften Beständen und Verdichtungen im Unterboden der
Einsatz kurzstrohiger Getreidesorten und der zunehmende Einsatz schneidender
Bodenbearbeitungsgeräte, wie Kreisel- und Scheibenegge. Aber auch falsche
Entscheidungen im Nährstoffmanagement, wie hohe Düngergaben im Herbst, falsche
Fruchtfolgegestaltung, Bodenbearbeitung zum falschen Zeitpunkt oder eben
ungünstige Witterungsbedingungen begünstigen die Entwicklung von
Wurzelunkräutern.
Was zu tun ist
Die Bekämpfung der Ackerkratzdistel ist nur
möglich, wenn die Reservestoffe in der Wurzel verringert werden. Dazu müssen
Maßnahmen ergriffen werden, die eine Einlagerung verhindern bzw. zumindest
reduzieren. Als möglicher Lösungsansatz kommt daher in erster Linie ein
verstärkter Anbau von mehrjährigem Ackerfutter infrage. Denn ein dichter
Feldfutterbestand übt durch sein ausgeprägtes Wurzelsystem, die große oberirdische
Biomasseproduktion sowie die mehrmalige Schnittnutzung eine starke Konkurrenz
um Wachstumsfaktoren aus. Dadurch wird die Assimilation und Speicherung von
Nährstoffen in der Distelwurzel verhindert und die Gesamtpflanze geschwächt.
Der Anbau langstrohiger Wintergetreidesorten übt durch die Beschattung eine
erhebliche Lichtkonkurrenz aus und schränkt die Distelpflanze in ihrem Wachstum
ein. Tiefwurzelnde Haupt- und Zwischenfrüchte treten als Nährstoffkonkurrent im
Boden auf und brechen Bodenschadverdichtungen auf, wodurch Folgekulturen die
Nährstoffaufnahme aus tieferen Bodenschichten ermöglicht wird. Dadurch werden
dem Unterboden zusätzlich Nährstoffvorräte im Unterboden entzogen und stehen
nicht mehr ausschließlich der Ackerkratzdistel zur Verfügung. Beim Anbau von
Zwischenfrüchten und Feldfutter ist unbedingt darauf zu achten, dass die
Bestände rasch schließen und dass keine Lücken entstehen. Dies kann durch eine
höhere Aussaatstärke erreicht werden. Beim Klee- und Luzernegrasanbau empfiehlt
es sich, die Aussaatstärke auf bis zu 40 kg/ha zu erhöhen. Sollte es aufgrund
widriger Witterungsbedingungen trotzdem zu einem schlechten Feldaufgang kommen,
muss die Fläche neu bestellt werden.