Ergebnisorientierte Bewirtschaftung
So wird z.B. mit dem Betrieb vereinbart, dass auf der Fläche bestimmte Pflanzenarten erhalten werden sollen, aber es wird nicht vorgeschrieben, wann das erste Mal gemäht oder mit wie vielen Tieren die Fläche beweidet werden darf. Der Hintergrund dieses neuen Ansatzes ist, dass der Bauer oder die Bäuerin noch detaillierter über den Wert ihrer Flächen informiert werden und ihnen im Rahmen einer Einschulung konkret gezeigt wird, an welchen Pflanzen- und Tiervorkommen man den Wert der Fläche gut erkennen kann. Damit soll mehr Kompetenz an Natur-Wissen am Betrieb generiert, die Kompetenz und Entscheidungsfreiheit für Bewirtschaftungsmaßnahmen aber am Betrieb gelassen werden.
Beobachten führt zum Nachdenken
Ergebnisorientierte Flächenförderungen gibt es bereits in mehreren EU-Ländern. Meistens werden derzeit jedoch Pilotprojekte außerhalb der Agrarumweltprogramme umgesetzt. Österreich hat diese Phase bereits hinter sich und nun den ergebnisorientierten Ansatz als eigene Maßnahme (EBW) in das ÖPUL implementiert. Ergebnisorientierte Bewirtschaftung ist sowohl auf Grünland als auch auf Ackerland möglich. Die Maßnahme wird als kreative Ergänzung zu den etablierten Naturschutzmaßnahmen des ÖPUL gesehen. Der Zugang, mehr Natur auf seinen eigenen Flächen zu sehen, zu beobachten und damit zu arbeiten, kommt bei vielen Betrieben gut an. Karl Friesenbichler, der auch Teilnehmer des Pilotprojekts war, zu seiner Motivation an der EBW teilzunehmen: "Ich bin schon als Kind bei den Ameisenhaufen gesessen und habe beobachtet, was dort passiert. Diese Neugierde ist auch heute noch nicht gestillt. Derzeit beschäftige ich mich mit Hummeln und Wildbienen. Man sieht verschiedene Formen und Farben, hört verschiedene Gesänge und irgendwann weiß man dann auch, wo man welche Art antreffen kann. Wenn man die Fläche beobachtet und aufschreibt, was man tut, dann fängt man zum Nachdenken an.“
Wie die EBW konkret abläuft
Die Teilnehmeranzahl für die Maßnahme EBW ist österreichweit auf ca. 500 Betriebe begrenzt. Die Bewerbung erfolgt über ein einfaches Bewerbungsformular auf (www.ebw-oepul.at/mitmachen). Nach der erfolgreichen Bewerbung wird eine kostenlose und unverbindliche Beratung auf dem Betrieb durchgeführt. Erst mit der Anmeldung im MFA entscheidet sich der Betrieb, ob er an der EBW teilnehmen will. Für das gegenseitige Verständnis ist das Beratungsgespräch von großer Bedeutung. Georg Derbuch, einer der EBW-Berater dazu: "Mir macht es große Freude, Wissen weiterzuvermitteln. Für mich gehören Beratungen von Bäuerinnen und Bauern direkt am Hof zu den sinnvollsten Tätigkeiten im angewandten Naturschutz. Zwischen uns werden praktische Erfahrungen und interessantes Wissen ausgetauscht. Die Beratungen sind meistens eine perfekte Gelegenheit, beeindruckende Menschen zu treffen und viel von diesen zu lernen.“ Und Tanja Moser, Bäuerin aus Vorarlberg und EBW-Teilnehmerin: "Diese Querverbindung von mir als Landwirtin mit Ökologen ist wunderbar. Ich erfahre immer etwas über meinen Hof, was sich hier alles tummelt und gedeiht und das macht mich stolz. Durch dieses Wissen kann ich argumentieren. Ich kann erklären, warum ich Dinge auf meinem Hof so mache, wie ich sie mache.“
Indikatoren statt Maßnahmen
Das Ergebnis des Betriebsbesuchs sind konkrete Ziele und Indikatoren für alle Flächen, mit denen der Betrieb an der EBW teilnehmen will. Die Ziele auf der EBW-Fläche sind schlicht und geben die Richtung an, wie mit dem Bestand der Fläche umgegangen werden soll. Sie orientieren sich am Zustand der Fläche. So kann ein Ziel z.B. lauten: "Erhaltung der Magerwiese“, wenn der Zustand dieser Wiese gut ist. Im Falle eines noch nicht optimalen Zustands, z.B. bei Eindringen von Gehölzen oder Neophyten, kann das Ziel auch "Verbesserung des Zustands einer Magerwiese“ oder "Entwicklung einer vielfältigen Ackerbrache“ sein. Das Wichtigste jedoch sind für den Betrieb die bei der Beratung festgelegten Indikatoren. Sie werden für jede Fläche so ausgewählt, dass der Zusammenhang zwischen Zustand und Bewirtschaftung der Fläche sehr hoch ist und dass sie für den Landwirt auch gut erkennbar und beobachtbar sind. Indikatoren können sowohl das Vorhandensein von Arten oder Strukturen beschreiben (z.B. "Mindestens 4 der folgenden 8 Pflanzenarten wachsen auf der Fläche“) als auch das Nicht-Vorhandensein von Arten ("Goldrute gelangt auf der Fläche nicht zur Blüte“) oder Strukturen (z.B. "Es kommen keine Gehölze, die älter als 2 Jahre sind, auf der Fläche vor.“).
Doku übers Handy
Die Indikatoren werden vom Betrieb beobachtet und geprüft. Im Falle einer Vor-Ort-Kontrolle werden sie auch von der AMA überprüft. Welche Maßnahmen auf der Fläche gesetzt werden, entscheiden die Bäuerinnen und Bauern selbst. Sie sorgen dafür, dass sich die Flächen positiv entwickeln oder in ihrem schon bestehenden Wert erhalten bleiben. Friesenbichler dazu: "Durch die EBW mache ich mir mehr Gedanken über den Mähzeitpunkt. Früher habe ich oft einfach mitgemäht, wenn der Nachbar auch gemäht hat." Das Dokumentationswerkzeug für die EBW ist ein Fahrtenbuch in Form einer EBW-App. Dort können Beobachtungen am Handy eingegeben und Fotos oder Skizzen der Beobachtungen hochgeladen werden. Aber es besteht auch die Möglichkeit, die Dokumentation auf Papier zu erledigen. Auch dazu gibt es vorbereitete Unterlagen.
Wer ab 2024 an der Maßnahme teilnehmen will, kann sich auf www.ebw-oepul.at bis spätestens 31. März 2023 anmelden.
Beispiel 1: Ziel und Indikatoren auf einer Magerwiese
Ziel: Erhaltung einer Frischen Magerwiese
Die Wiese liegt in einer hügeligen Lichtung und ist sehr blütenreich mit Flockenblumen, Wiesenknöpfen und Margeriten. In kleinen Mulden zeigen Binsen anhaltend nasse Bodenstellen an.
Die Wiese liegt in einer hügeligen Lichtung und ist sehr blütenreich mit Flockenblumen, Wiesenknöpfen und Margeriten. In kleinen Mulden zeigen Binsen anhaltend nasse Bodenstellen an.
Indikatoren
- Mindestens fünf der folgenden Zeigerarten kommen vor: Groß-Sterndolde, Mittel-Zittergras, Echt-Betonie, Wiesen-Flockenblume, Echt-Labkraut, Knäuel-Glockenblume, Wiesen- Margerite, Großer Wiesenknopf, Wiesen-Witwenblume.
- Es kommen keine Gehölze (Ausnahme Zwergsträucher, Streuobst, Wiederausschläge und Landschaftselemente), die älter als zwei Jahre sind, auf der Fläche vor.
Beispiel 2: Ziel und Indikatoren auf einer Ackerbrache
Ziel: Bereitstellung von Winterfutter für Vögel
Es handelt sich um einen stillgelegten Acker, auf dem zahlreiche samenbildende Pflanzenarten wachsen.
Es handelt sich um einen stillgelegten Acker, auf dem zahlreiche samenbildende Pflanzenarten wachsen.
Indikator
- Es gelangen mindestens fünf Pflanzenarten, die als Winterfutter für Vögel geeignet sind, zur Samenreife und die Samenstände sind bis mindestens 1. März des Folgejahres auf der Fläche vorhanden.