Energiesparen: Luft aus Reifen raus, Bodenleben rein
Der richtige Druck in den Reifen hat viele positive Effekte. Regelanlagen werden gefördert.
Der Klimawandel erfordert neues Wissen über den Boden. Mit Spaten, fachgerechten Einstellungen der Maschinen und digitalen Technologien sind die Herausforderungen der Zukunft gut zu meistern. Ein von Bund, Land und EU unterstütztes Seminar in Hofstätten zeigte Landwirten praxistaugliche Methoden.
Bearbeitung und Wasser
Für Karl Mayer von der Landwirtschaftskammer steuert in Zeiten des Klimawandels die Bodenbearbeitung den Ertrag. Ein gut bewirtschafteter Boden speichert mehr Wasser, ist gut mit Luft versorgt und bietet den Pflanzenwurzeln ausreichend Bewegungsmöglichkeiten. Schon ein stumpfes Pflugschar erzeugt eine Schmierzone im Boden, die den Wasserhaushalt stört. Die Digitalisierung ist ein möglicher Weg für mehr Effizienz im Ackerbau. Die intelligente Technik passt sich exakt den wechselnden Bedürfnissen des Bodens an.
Spaten am Traktor
Für Christoph Berndl von der Bildungswerkstatt Mold ist der Spaten ein unverzichtbares Bodenbearbeitungsgerät. Er empfiehlt, den Spaten am Traktor zu montieren. Ein Stich in den Boden vor Beginn der Bodenbearbeitung gibt schnelle Auskunft über die Feuchte und Struktur des Bodens. Ist dieser zu feucht, empfiehlt Berndl von der Bearbeitung Abstand zu nehmen.
Luft raus, Bodenleben rein
Eine falsche Bodenbearbeitung mit starken Bodenverdichtungen kann nicht maschinell repariert werden, so Robert Diem von der Bildungswerkstatt Mold. Nur die Bodenlebewesen reparieren den Boden – und das braucht Zeit. Falsche Reifendrücke behindern die Bodendurchlüftung und unterdrücken das Wurzelwachstum. Wer das Potenzial seines Reifens ausschöpfen möchte, muss den Fülldruck an die Bodenbedingungen anpassen. Das Absenken des Reifendruckes am Acker erhöht die Oberfläche der Reifenauflage. Der Schlupf geht zurück, das Gewicht des Traktors ist besser am Boden verteilt und die Einsinktiefe der Reifenstollen sinkt. Jeder Zentimeter, den der Reifen tiefer im Boden versinkt, entspricht einer Fahrt auf einer Hangneigung von einem Prozent. Der Dieselverbrauch steigt und die nachfolgende Bodenbearbeitung muss tiefer, als für die Pflanze notwendig, erfolgen. Der Dieselverbrauch steigt weiter. Das Prinzip "Reifendruck" ist mit zwei befüllten Scheibtruhen und unterschiedlichen Reifendrücken am Acker gut zu testen. Reifendruckregler sind von 200 Euro für manuelle Reifendruckfüllsets bis 10.000 Euro für automatisierte Systeme verfügbar. Der maximale Fülldruck des Reifens ist auf der Website des Reifenproduzenten ersichtlich. Entscheidungshilfe für den richtigen Reifenluftdruck bietet auch die Website www.terranimo.world von der Berner Fachhochschule.
Maschinen kennen
Die Energieeffizienz am Acker hängt von der richtigen Einstellung und Wartung der Maschinen ab. Der ehemalige Weltmeister im Pflügen, Bernhard Altmann, sieht die Technik nicht als alleinigen Effizienzfaktor. Die richtige Einstellung von Spur, Reifendruck, Dreipunktaufhängung sowie Auswahl der Scharform sind laut Altmann nicht vom Alter des Pfluges abhängig. Bei diesen Einstellungen wird in der Praxis sehr viel falsch gemacht. Dementsprechend groß ist das Sparpotenzial bei Diesel. Berndl sieht in der fachgerechten Wartung sowie dem Einsatz scharfer Schneidwerkzeuge bei Eggen, Grubbern und Strohhäckslern ebenfalls großes Effizienzpotenzial. Eine gute Häckselqualität bei Stroh fördert laut Mayer wiederum die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens. Hier schließt sich der Kreislauf Boden, Mensch und Technik.
Arbeitsbreite statt PS
Moderne Dieselmotoren arbeiten effizient und vernichten doch viel Energie, so Christoph Wolfesberger von der LK. Laut ÖKL kostet ein Traktor mit 100 kW 42 Euro pro Stunde – davon sind 30% Dieselkosten. Eine effiziente Fahrweise ermöglicht eine Treibstoffersparnis von 20%. Wer die Leistungskurve seines Motors kennt, spart mit der richtigen Drehzahlwahl Geld. Beim Neukauf von Traktoren steigt meist die PS-Zahl. An den Arbeitsbreiten der Maschinen ändert sich in der Praxis wenig. Die zusätzlich verfügbare Leistung wird in die Geschwindigkeit investiert. Die Folge ist ein steigender Dieselverbrauch. Es gibt ein energieeffizientes Optimum zwischen Leistung des Traktors und Breite der Maschine.
Digitale Bodenbearbeitung
Die digitale Landwirtschaft ist laut Patrick Monschein vom Maschinenring Steiermark in der Praxis angekommen. Digitale Lösungen reduzieren den Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemittel sowie Diesel. Das GPS mit RTK Korrektursignal und automatischen Spurführungsassistenten reduziert die Überlappung am Acker auf ein Minimum und macht aufwendige Wendemanöver am Feldrand obsolet. Die Positionsbestimmung erreicht eine Genauigkeit von ca. +/- 2,5 Zentimeter. Die genaue Position wird im Sekundentakt an den Traktor gesendet. Die Übertragung des Signals erfolgt über das Mobilfunknetz. Bestehende Traktoren sind technisch nachrüstbar.
Monschein umreißt die Zukunft der Talking Fields. Von Satelliten erstellte Bodenertragskarten und Bodenproben geben den intelligenten Maschinen genaue Anweisungen über bodenspezifische Düngemenge oder Saatstärke. Wasserarme Böden werden mit niedrigeren Saatstärken kultiviert und erhalten weniger Dünger.
Berndl von der Bildungswerkstatt Mold weist auf die Website „Bodenkarte“ hin. Der Klimawandel erfordert neues Wissen über den Boden. Mit Spaten, fachgerechten Einstellungen der Maschinen und digitalen Technologien sind die Herausforderungen der Zukunft gut zu meistern.
Monschein umreißt die Zukunft der Talking Fields. Von Satelliten erstellte Bodenertragskarten und Bodenproben geben den intelligenten Maschinen genaue Anweisungen über bodenspezifische Düngemenge oder Saatstärke. Wasserarme Böden werden mit niedrigeren Saatstärken kultiviert und erhalten weniger Dünger.
Berndl von der Bildungswerkstatt Mold weist auf die Website „Bodenkarte“ hin. Der Klimawandel erfordert neues Wissen über den Boden. Mit Spaten, fachgerechten Einstellungen der Maschinen und digitalen Technologien sind die Herausforderungen der Zukunft gut zu meistern.
Förderung
Investitionen in Effizienz: Für die Anschaffung einer Reifendruckregelanlage, eines GPS- oder Parallelfahrsystems sowie von elektrifizierten Landmaschinen (beispielsweise E-Hoflader), gibt es Mittel aus der Ländlichen Entwicklung.
Fördersatz: Investitionskosten-Zuschuss von 40% der anrechenbaren Nettoinvestitionskosten beziehungsweise der umweltrelevanten Mehrkosten.
Kontakt: Tel. 0316/8050-1262, gerhard.thomaser@lk-stmk.at
Fördersatz: Investitionskosten-Zuschuss von 40% der anrechenbaren Nettoinvestitionskosten beziehungsweise der umweltrelevanten Mehrkosten.
Kontakt: Tel. 0316/8050-1262, gerhard.thomaser@lk-stmk.at
Tipps für energieeffizienten Ackerbau
Gewicht. Anpassung des Fahrzeuggewichtes an die tatsächlichen Erfordernisse. Jede zusätzliche Tonne Gewicht kostet rund einen Liter Diesel pro Betriebsstunde mehr.
Arbeitsbreite. Eine Verdoppelung der Arbeitsbreite statt einer Verdoppelung der Geschwindigkeit bringt eine Dieseleinsparung von 30%. Es gibt ein energieffizientes Optimum.
Arbeitstiefe. Die richtige Einstellung der Arbeitstiefe spart Leistung. Pro Zentimeter mehr Bodenbearbeitungstiefe werden pro Hektar rund 0,5 bis 1,5 Liter mehr Diesel benötigt.
Wartung. Anbaugeräte leben von der Bewegung des Bodens. Durchführung unprofessioneller Wartungs- oder Schweißarbeiten können den Zugkraftbedarf um bis zu 10% erhöhen.
Hi-Tech. Parallelfahrsysteme mit RTK-Signal (Precision Farming) Reduktion der Überlappung um etwa 10% pro Arbeitsgang vermindert Betriebsmittel- und Dieseleinsatz.
Transport. Ein LKW braucht für Transportarbeiten gegenüber einem Traktor viel weniger Diesel. Bei einem Test mit gleicher Tonnage verbraucht der Traktor 47 Liter pro 100 Kilometer, der LKW hingegen nur 26 Liter.
Zugkraft. Beim Einsatz von Zugkraft- oder Traktionsverstärkern sind Einsparungen von bis zu 15% sind möglich. Sie verringern Schlupf und zusätzliche Ballastierung.
Reinigung. Reinigung des Kühlers sowie gewissenhafte Wartung und Service reduzieren den Dieselbedarf um bis zu 5%. Auch der Einsatz eines Umkehrlüfters kann helfen.
Reifendruck. Jeder Zentimeter, den der Reifen durch zu hohen Luftdruck tiefer im Boden versinkt, entspricht einer Fahrt auf einer Hangneigung von 1%. Der Dieselverbrauch steigt.