27.10.2020 |
von Dipl.-Ing. Christian Jochum
Ein "vegetarischer Leberkäse" muss das denn wirklich sein?
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Es gibt einen gesellschaftlichen
Trend zu fleischarmer
bzw. fleischloser Ernährung,
und zwar vor allem bei Jüngeren
und Frauen. Laut AMA-Spezialumfrage
bezeichnen sich
5 bis 6% der Verbraucher
als Vegetarier und 1%
als Veganer; diese Werte sind
relativ stabil. Was aber deutlich
wächst, sind die sogenannten
"Flexitarier", d. h. Leute,
die weniger Fleisch essen, nach
dem Motto: "Weniger, dafür
besser", die also für den guten
Sonntagsbraten und nicht für
das tägliche Schnitzel sind. Waren
die Flexitarier noch vor wenigen
Jahren bei ca. 13% der Befragten,
sind es heute bereits ca.
16%.
Die Märkte reagieren darauf und bieten eine Fülle an vegetarischen/ veganen Lebensmitteln an: von traditionellen Lebensmitteln, die garantiert vegan sind, wie z. B. Apfelsaft, über vegetarische Zutaten a la Sojaflocken bis hin zum vegetarischen Leberk.se.
Gerade dieses Beispiel, bei dem ein tierisches Originalprodukt mit pflanzlichen Zutaten nachgemacht, d. h. imitiert wird, hat den Zorn der (europäischen) Fleischbranche geweckt. Eine Allianz aus allen europäischen Dachverbänden in diesem Sektor hat eine Kampagne gegen die Verwendung traditioneller Fleischbegriffe für solche Imitate und zum Schutz dieser Bezeichnungen aus Fleisch gestartet. Ziel ist es, so wie es im Milchsektor seit vielen Jahren für die Begriffe "Milch", "Butter" oder "Käse" erfolgt, die wichtigsten Fleischbegriffe in den Vermarktungsnormen der EU-Marktordnung zu definieren und ausschließlich für tierische Produkte zuzulassen. Es geht dabei nicht darum, vegetarische Lebensmittel aus pflanzlichen Zutaten oder diese Ernährungsform schlecht zu machen, im Gegenteil, die Landwirtschaft produziert auch dafür die Rohstoffe. Und wenn Flexitarier weniger, dafür aber besseres Fleisch essen, für das der Bauer besser bezahlt wird, ist es ökonomisch auch okay.
Aber es gibt gute Argumente für einen Bezeichnungsschutz: Die Marktpraxis zeigt, dass immer mehr und immer öfter die vegetarischen Imitate nicht im Spezialregal angeboten werden, sondern neben dem tierischen Original liegen, wohlgemerkt mit dem klaren Hinweis "vegetarisch" bzw. "ohne Fleisch". Weil viele Verbraucher mit Ernährungslehre nicht viel am Hut haben, muss man damit rechnen, dass der halbinformierte Konsument beide Varianten als gleichwertig im Hinblick auf ihre Ernährungswirkung einstuft, nach dem Motto: "Nehme ich heute einen tierischen oder einen pflanzlichen Leberkäse?", außer dass die pflanzliche Kopie "gesünder" und umweltfreundlicher als das tierische Original sei.
Weiter ist es einfach unfair, wenn einer Branche, die über Jahrhunderte die vielen Rezepturen im Fleischbereich entwickelt hat, die Namen dafür streitig gemacht werden. Was würden Verbraucherschützer sagen, wenn man aus dem 3D-Drucker aus billigen Ausgangsstoffen eine Frucht ausdruckt, die aussieht wie eine Erdbeere, auch so riecht und schmeckt und so bezeichnet wird, aber keine Erdbeere ist? Und noch etwas: Wenn man sieht, welch gigantische Finanzbeträge international in diese "Alternativen" gesteckt werden in der Hoffnung auf große Gewinne, spätestens dann sollten die Alarmglocken schrillen. Hier geht es um Big Business, nicht um kleine Start-ups oder Handwerk. Ein Blick auf die Zutatenliste zeigt, dass es um Großtechnologie mit fragwürdigen Rezepturen geht.
Die Märkte reagieren darauf und bieten eine Fülle an vegetarischen/ veganen Lebensmitteln an: von traditionellen Lebensmitteln, die garantiert vegan sind, wie z. B. Apfelsaft, über vegetarische Zutaten a la Sojaflocken bis hin zum vegetarischen Leberk.se.
Gerade dieses Beispiel, bei dem ein tierisches Originalprodukt mit pflanzlichen Zutaten nachgemacht, d. h. imitiert wird, hat den Zorn der (europäischen) Fleischbranche geweckt. Eine Allianz aus allen europäischen Dachverbänden in diesem Sektor hat eine Kampagne gegen die Verwendung traditioneller Fleischbegriffe für solche Imitate und zum Schutz dieser Bezeichnungen aus Fleisch gestartet. Ziel ist es, so wie es im Milchsektor seit vielen Jahren für die Begriffe "Milch", "Butter" oder "Käse" erfolgt, die wichtigsten Fleischbegriffe in den Vermarktungsnormen der EU-Marktordnung zu definieren und ausschließlich für tierische Produkte zuzulassen. Es geht dabei nicht darum, vegetarische Lebensmittel aus pflanzlichen Zutaten oder diese Ernährungsform schlecht zu machen, im Gegenteil, die Landwirtschaft produziert auch dafür die Rohstoffe. Und wenn Flexitarier weniger, dafür aber besseres Fleisch essen, für das der Bauer besser bezahlt wird, ist es ökonomisch auch okay.
Aber es gibt gute Argumente für einen Bezeichnungsschutz: Die Marktpraxis zeigt, dass immer mehr und immer öfter die vegetarischen Imitate nicht im Spezialregal angeboten werden, sondern neben dem tierischen Original liegen, wohlgemerkt mit dem klaren Hinweis "vegetarisch" bzw. "ohne Fleisch". Weil viele Verbraucher mit Ernährungslehre nicht viel am Hut haben, muss man damit rechnen, dass der halbinformierte Konsument beide Varianten als gleichwertig im Hinblick auf ihre Ernährungswirkung einstuft, nach dem Motto: "Nehme ich heute einen tierischen oder einen pflanzlichen Leberkäse?", außer dass die pflanzliche Kopie "gesünder" und umweltfreundlicher als das tierische Original sei.
Weiter ist es einfach unfair, wenn einer Branche, die über Jahrhunderte die vielen Rezepturen im Fleischbereich entwickelt hat, die Namen dafür streitig gemacht werden. Was würden Verbraucherschützer sagen, wenn man aus dem 3D-Drucker aus billigen Ausgangsstoffen eine Frucht ausdruckt, die aussieht wie eine Erdbeere, auch so riecht und schmeckt und so bezeichnet wird, aber keine Erdbeere ist? Und noch etwas: Wenn man sieht, welch gigantische Finanzbeträge international in diese "Alternativen" gesteckt werden in der Hoffnung auf große Gewinne, spätestens dann sollten die Alarmglocken schrillen. Hier geht es um Big Business, nicht um kleine Start-ups oder Handwerk. Ein Blick auf die Zutatenliste zeigt, dass es um Großtechnologie mit fragwürdigen Rezepturen geht.