Dynamische Entwicklungen auf den Fleischmärkten
Seit dem ersten Auftreten von COVID-19 in Europa scheint der Fleischmarkt verrückt zu spielen. Landwirte waren konfrontiert mit Phasen, in denen es zu erheblichen Verzögerungen bei der Schlachtviehabholung kam, während wenige Monate später schon wieder Knappheit herrschte. Die Schlachtrinderpreise kennen seit Monaten nur eine Richtung, nämlich nach oben. Dringend notwendig, meinen die meisten, da dies ohnehin kaum ausreicht, um die steigendenden Produktionskosten zu decken. Insbesondere die deutlich teurer gewordenen Eiweißfuttermittelpreise treiben den Rindermästern Sorgenfalten auf die Stirn, und oftmals vernimmt man die Frage: Lohnt sich der Einsatz noch, oder ist es besser, die Produktionsintensität zurückzunehmen? Etwas neidvoll wird dann auch auf die rasante Preisentwicklung in Deutschland verwiesen, die es den dortigen Rinderhaltern deutlich einfacher macht, die höheren Produktionskosten abzudecken. Was jedoch ist passiert, dass sich Deutschland zum Spitzenreiter bei den Schlachtrinderpreisen in Europa entwickelt hat? Jahrelang war man ja stolz darauf, dass in Österreich für Stiere rund fünf Cent/kg mehr bezahlt werden konnte als in Deutschland. Nun aber liegt Deutschland 50 Cent/kg vor Österreich. Eine Erklärung ist, dass Deutschland seine Rindfleischproduktion so weit zurückgedrängt hat, dass mittlerweile der Selbstversorgungsgrad deutlich unterschritten wird. Zum Vergleich: Der Gesamtrinderbestand in Deutschland ist zwischen 2010 und 2020 um elf Prozent gesunken, jener in Österreich um acht Prozent. Der Bestand an Kühen ist im selben Zeitraum in Deutschland um sieben Prozent gesunken, in Österreich hingegen um zehn Prozent. Überspitzt könnte man formulieren: Die Rindfleischproduktion in Deutschland wurde Opfer der Bedingungen, die in den letzten 20 Jahren herrschten (niedriges Preisniveau, Umweltauflagen, Tierschutz, Förderpolitik, Investitionsstau etc.).
Blöd eigentlich, dass ausgerechnet jetzt auch in Deutschland alles nach Regionalität schreit und deutsche Herkunft und Haltungsformauslobung zum Standard im deutschen Lebensmittelhandel werden. Ist der neidische Blick auf die aktuelle Kuh- und Stiernotierung in Deutschland daher nutzbringend? Wohl kaum, es kann nicht Ziel sein, die Produktion soweit zurückzufahren wie in Deutschland, das hieße nämlich Tausende heimische Betriebe aus der Produktion zu drängen und Wertschöpfung an ausländische Produzenten abzugeben. Was aber sind die Chancen, die sich den heimischen Landwirten bieten bzw. wie muss sich die Branche strategisch aufstellen, um auch in Zukunft bestehen zu können? Ein wichtiges Pfand ist sicherlich die hohe gesellschaftliche Akzeptanz für die Landwirtschaft in Österreich, die in Deutschland ja in weiten Bereichen verloren gegangen ist. Hierauf aufbauend gilt es, die hervorragende Arbeit, die seit dem EU-Beitritt Österreichs geleistet wurde (AMA-Gütesiegel, Biovermarktung, Koordinierung der Erzeugerinteressen in den EZGs etc.) fortzusetzen und weiterzuentwickeln. Es kann jedoch auch jeder einzelne Landwirt nicht aus der Verantwortung entlassen werden. Themen wie Haltungsformkennzeichnung, mehr Tierwohl, höhere Tierschutzstandards und einzelbetriebliches Antibiotikamonitoring liegen am Tisch und werden auch nicht mehr verschwinden. Schließlich gilt auch für die Rinderproduktion: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit!
Kärntner Rindertag
Beim zweiten Kärntner Rindertag am 11. März liegt diesmal der Schwerpunkt auf den dynamischen Entwicklungen auf den Fleischmärkten und deren Konsequenzen für die Rinderhalter.
Anmeldung: www.ktn.lfi.at oder LK Kärnten, Sabine Lippitz, 0463/58 50-15 36 vormittags.
Anmeldung: www.ktn.lfi.at oder LK Kärnten, Sabine Lippitz, 0463/58 50-15 36 vormittags.