06.05.2020 |
von DI Peter Frühwirth
Alle zwei Jahre fliegen Maikäfer
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Maikäfer Flug im April 2020
Ab 17. April 2020 wurde aus St. Wolfgang der Flug von Maikäfern gemeldet. Das war völlig untypisch, weil die oberösterreichische Maikäferpopulation einen sehr kompakten dreijährigen Entwicklungszyklus aufweist, der vermutlich 2003 begonnen hat. Seitdem fliegt er alle drei Jahre, zuletzt 2018. Das nächste Flugjahr ist 2021. Nebenpopulationen außerhalb dieses Rhythmus sind bisher noch nie zur Kenntnis gelangt.
Kurz darauf folgten weitere Flugmeldungen aus Grünau, Atzbach, Schön, Vichtenstein, Altenhof/Mühlkreis, Waldkirchen am Wesen, St. Pankraz und Haigermoos. Die erste Annahme, es könnte sich um eine kleinräumige, bisher unbemerkte, Nebenpopulation in St. Wolfgang handeln, erübrigte sich damit. Zudem wurde das Vorhandensein von großen Maikäfer-Engerlingen in der oberen Bodenschicht des Grünlandes festgestellt.
Kurz darauf folgten weitere Flugmeldungen aus Grünau, Atzbach, Schön, Vichtenstein, Altenhof/Mühlkreis, Waldkirchen am Wesen, St. Pankraz und Haigermoos. Die erste Annahme, es könnte sich um eine kleinräumige, bisher unbemerkte, Nebenpopulation in St. Wolfgang handeln, erübrigte sich damit. Zudem wurde das Vorhandensein von großen Maikäfer-Engerlingen in der oberen Bodenschicht des Grünlandes festgestellt.
Die frühen Jahre 2018 und 2019
Im Flugjahr 2018 und im Hauptfraßjahr 2019 begann die Grünlandvegetation sehr früh, bereits mit Ende März zu wachsen. Vor allem 2019 kam die Vegetation sehr spät zur Ruhe. Die mittleren Tagestemperaturen während der Vegetationsperiode steigen seit 30 Jahren kontinuierlich an. 2018 erreichten sie in diesem Zeitraum die bisher höchsten Werte. Auch 2019 war ein ausgesprochen warmes Jahr. Die mittlere Wintertemperatur nimmt in den letzten 33 Winterperioden kontinuierlich zu. Bodenfröste werden immer seltener. In den vergangenen Wintern waren immer wieder Engerlinge auch im durchwurzelten Horizont zu finden.
Aufgrund des Maikäferfluges 2020 wird die These aufgestellt: Die bisher konstant im dreijährigen Rhythmus fliegende Maikäfer-Population stellt sich zu einem Teil auf einen zweijährigen Entwicklungsrhythmus um.
Aufgrund des Maikäferfluges 2020 wird die These aufgestellt: Die bisher konstant im dreijährigen Rhythmus fliegende Maikäfer-Population stellt sich zu einem Teil auf einen zweijährigen Entwicklungsrhythmus um.
Begründung der These
Aus der sehr frühen Eiablage ab Mitte April 2018 haben wir Engerlinge mit einem Entwicklungsvorsprung von 1 bis 1 ½ Monaten. Diese Engerlinge konnten durch eine längere Vegetationsperiode und durch eine fehlende Ruhephase in den Wintern 2018/2019 und 2019/2020 nahezu ununterbrochen fressen. Der für die einzelnen Larvenstadien notwendige Fett-Eiweißkörper wurde rascher aufgebaut und die für die Metamorphose entscheidenden Hormon-Level an Juvenilhormon und Ecdyson vermutlich auch frühzeitiger erreicht. Durch die Kombination von Entwicklungsvorsprung durch die frühe Eiablage und längerer Fressperioden kann der entscheidende Metamorphoseschritt zur Verpuppung bereits im Herbst 2019 oder in diesem Winter 2019/2020 erfolgt sein. Das dritte Jahr, das als Jahr des Reifungsfraßes, der Verpuppung und des Schlupfes zum Käfer gilt, wurde übersprungen.
Sollte sich die These als richtig herausstellen, heißt das: Wir haben erstmals einen zweijährigen Entwicklungsrhythmus beim Maikäfer. Induziert durch klimatische Parameter, wie steigende Temperaturen während der Vegetationsperiode und im Winter, sowie längere Vegetationsdauer.
Was heißt das für die Grünland-Praxis?
Ohne eine an die Nutzung angepasste Nährstoffversorgung oder umgekehrt, ohne Anpassung (Reduzierung) der Nutzung an die mögliche Nährstoffversorgung, sowie ohne laufende und konsequente Anpassung und Pflege des Pflanzenbestandes an Nutzungsintensität und klimatische Entwicklung, wird eine erfolgreiche Führung des Wirtschaftsgrünlandes immer schwieriger.
Biologische Maßnahmen zur Stärkung der Überlebensfähigkeit des Pflanzenbestandes des Wirtschaftsgrünlandes, wie die Beimpfung des Bodens mit pilzlichen Antagonisten, werden voraussichtlich immer wichtiger werden.
Biologische Maßnahmen zur Stärkung der Überlebensfähigkeit des Pflanzenbestandes des Wirtschaftsgrünlandes, wie die Beimpfung des Bodens mit pilzlichen Antagonisten, werden voraussichtlich immer wichtiger werden.
Den ausführlichen Beitrag dazu mit vielen Fotos finden Sie unter Downloads zum Thema.